modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 10/2015

Hessischer Holzbaupreis 2015

Sporthalle an der Düne im Schuldorf Bergstraße

DE-64342 Seeheim-Jugenheim, Bergstraße

Preis

Loewer + Partner Architekten und Ingenieure

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Sport und Freizeit

  • Projektgröße:

    2.654m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 06/2013
    Fertigstellung: 04/2015

Projektbeschreibung

Das 1954 gegründete Schuldorf Bergstraße war die erste kooperative Gesamtschule in der Bundesrepublik Deutschland und steht heute aufgrund seiner einzigartigen Anlage und Architektur in Teilen unter Denkmalschutz.

Das Schuldorf Bergstraße umfasst heute Grundschule, Förderschule, Haupt-, Realschule und Gymnasium, eine Internationale Schule sowie einen Kindergarten und eine ‚Preschool‘ und bietet damit ein außergewöhnlich breites Schulangebot für ca. 2.000 Schüler.

Der Landkreis Darmstadt-Dieburg beabsichtigte 2008, im räumlichen und funktionalen Zusammenhang mit dem Schuldorf Bergstraße eine neue Dreifeld-Sporthalle für schulische Nutzung und Vereinsnutzung zu errichten.

Die Idee das Schuldorf mit seinen Klinkerbauten und dem Kiefernwald als „Ein Ganzes“ zu interpretieren war gestaltprägend für den Entwurf der Sporthalle. Hiermit setzten sich die Architekten Loewer und Partner in einem bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerb gegen 20 renommierte Architekturbüros durch.

Auszug Preisgericht:
...Die Verfasser bieten eine Arbeit mit signifikanter Architektur und hohem Wiedererkennungswert an. Lage und Ausrichtung sind angepasst an das Gesamtareal. Als Elemente der Umgebung werden aufgenommen: Baumstammstruktur, Licht- und Schattenwirkung, Materialität der geschlossenen Fassadenanteile mit Klinker. Der Baukörper vermeidet Rückseiten und fügt sich allseitig in die Geländesituation ein...

In Lage und Ausrichtung vermittelt das neue Gebäude zwischen dem versteckt liegenden Schuldorf und der Öffentlichkeit. Die freie Gebäudekomposition des Schuldorfs findet unter Beibehaltung der vorhandenen Wege, Gelände- und Blickbeziehungen einen neuen baulichen und räumlichen Abschluss. Gleichzeitig entsteht ein geordneter Auftakt bzw. ein neues Entree, welches die Außenwirkung des Schuldorfs deutlich verstärkt.

Vor dem Gebäude entsteht ein großzügiger Platz, modelliert durch eine organisch geformte Überdachung im Bereich der Wendeschleife. Das Gebäude wurde soweit eingegraben, dass Besucher das Gebäude im EG ebenerdig betreten können. Die Sportler erreichen die Umkleideräume und die Halle über eine zentrale, von oben belichtete Freitreppe sowie einen Aufzug.

Durch das Eingraben der Halle sind die wesentlichen Funktionen im UG angeordnet. Somit können die raumbegrenzenden Bauteile, kostengünstig und energieeffizient geschlossen ausgebildet werden. Im EG befinden sich die öffentlichkeitswirksamen Räume (Gymnastikraum, Foyer, Besucher-WC).

Abgesehen vom Sanitär- Küchen- und Aufzugskern (Mauerwerk) sind die raumbegrenzenden Bauteile im EG transparent ausgebildet. Durch den großen Dachüberstand ist ein natürlicher Sonnenschutz gewährleistet. An den großen Fassadenflächen wurde ein beweglicher Sonnenschutz vorgesehen.

Die Oberlichter auf dem Dach sind im Hinblick auf die Bauunterhaltung in transluzenter Ausführung vorgesehen. Somit wird die Halle insgesamt aufgehellt und es treten keine Blendungen bzw. störende Licht-Schatten-Spiele in der Halle auf.

Mit dem Neubau der Sporthalle an der L3103 entsteht somit für das Schuldorf ein attraktives, weithin sichtbares Erkennungsmerkmal.


Raumprogramm:

Untergeschoss:
1 Sporthalle (3-Feld)
3 Geräteräume
1 Regieraum
6 Umkleiden mit Duschen und WC
2 Lehrerumkleiden

Erdgeschoss:
1 Gymnastikraum
1 Foyer mit Windfang
1 Galerie mit Tribüne
1 Küche


Projektteam Loewer und Partner Architekten:
Projektleitung: Andreas Janouschkowetz
Entwurf und Planung: Edmund Kallenbach
Ausschreibung und Bauleitung: Matthias Pohl

Beurteilung durch das Preisgericht

Sporthallen werden seit fast zwei Jahrhunderten zur Ausübung verschiedener Sportarten gebaut und gehen zurück auf den von Friedrich Jahn erfundenen Turnplatz. Sie werden architektonisch der Umgebung angepasst und sind in der Regel den Bedürfnissen entsprechend sehr funktional geschaffen. Daher gehören nur wenige Hallen zur architektonisch ausgezeichneten Gruppe von Bauwerken. Sie sind durch ihren sportlichen Einsatz geometrisch vorbestimmt, so dass innerhalb der Kubatur wenig Spielraum verbleibt. Umso wertvoller ist es, wie in dem vorliegenden Fall der Sporthalle Seeheim Jugenheim, wenn die planenden Architekten und Ingenieure die Tragstruktur des Innen- und Außenraums fast spielerisch miteinander in Einklang bringen und sich dabei dem Passivhausstandard annähern. Die Anforderungen und Prüfungen für den Bau und die Ausstattung von Sporthallen wurden vorbildlich umgesetzt. Die Leitidee des Entwurfs greift auf Elemente der Umgebung. Der Nutzer findet Schutz unter einem dichten, grünen Dach mit hölzernen Baumkronen und erblickt zwischen den schiefen Baumstämmen hin und wieder ein Stückchen Mauerwerk. Unter dem dicht begrünten Dach, das von Holzleimbindern getragen wird, erblickt man zwischen den schiefen Baumstämmen sporadisch die Außenhülle. Form, Funktion, Umgebung und die verwendeten Baustoffe werden harmonisch miteinander in Beziehung gebracht. Die freie Gebäudekomposition des Schuldorfs findet unter Beibehaltung der vorhandenen Wege, Geländeund Blickbeziehungen einen neuen baulichen und räumlichen Abschluss. Gleichzeitig entsteht ein geordneter Auftakt bzw. ein neues Entree, welches die Außenwirkung des Schuldorfs deutlich verstärkt. Diese gelungene Interpretation wurde erst durch die fachübergreifende Zusammenarbeit ermöglicht. Die Jury zeichnete den im Mai 2015 fertiggestellten Neubau der Sporthalle in Seeheim-Jugenheim als besonders gelungen aus.