modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung (auch für Studenten) | 03/2020

Design that Educates Awards 2020

Guga S’Thebe Children’s Theater

ZA-7458 Kapstadt, Washington street

Gold Prize in architectural design + Emerging Designers

Hochschule Düsseldorf

Architektur, Universitäten / Hochschulen

RWTH Aachen

Architektur, Universitäten / Hochschulen

Georgia Institute Of Technology

Architektur, Universitäten / Hochschulen

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Kultur-, Veranstaltungsgebäude

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 07/2013
    Fertigstellung: 10/2014

Projektbeschreibung

Design-Build

Die Ausstellung von Arbeiten des „Rural Studio“, einem Institut der Auburn Universität in Alabama, USA, welche im Jahr 2003 in Wien gezeigt wurde, war Anstoß für die Entwicklung von „Design-Build“ Projekten an der RWTH Aachen. Architektur als soziale Verantwortlichkeit zu verstehen und diese mit eigenen Händen in allen Konsequenzen umzusetzen ist Kernstück dieses Lehrkonzeptes. „Design-Build“ oder auch Selbstbau-Programme sind das ideale Lehrformat innerhalb des Architekturstudiums, um Lehre, Forschung und Praxis zu verbinden. Zusätzlich bietet die internationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit viele Potentiale. Die unmittelbare Erfahrung der Projekte prägt die Studenten nachhaltig, aber auch die südafrikanischen Helfer, Bewohner des Townships und deren Familien. Studierende lernen, die Entwürfe selbst auszuführen, mit allem was dazu gehört: Fähigkeit zu Improvisation und Bewusstsein für Materialökonomie, für bauliche Qualität und Angemessenheit. Dazu gehört auch, Architektur als soziale Praxis zu begreifen und in aller Konsequenz umzusetzen. Die lokalen Jugendlichen erlernen eigenverantwortliches und selbstbewussteres Handeln und den nachhaltigen Umgang mit Material.


Guga Children’s Theater

Guga S’Thebe ist ein Kulturzentrum, welches nach Ende der Apartheid in den 1990er Jahren in Langa, dem ältesten Township Kapstadts, entstanden ist. Es zieht gleichermaßen anwohnende Kinder und Jugendliche, lokale Künstler, als auch internationale Touristen an. Für die Gemeinschaft Langas ist Guga S’Thebe eine einzigartige Chance, ihre Kunst und Kultur in einen internationalen Dialog zu erfahren. Es gibt kunsthandwerkliche Workshops und einen regelmäßigen Markt, bei dem die selbsthergestellten Produkte verkauft werden. Für die zahlreichen Musik-, Tanz- und Theateraktivitäten gibt es Proberäume und ein außen liegendes kleines Amphitheater. Im Laufe der Jahre hat sich die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die von lokalen Lehrern und Künstlern unterrichtet werden, zu einem Schwerpunkt des Kulturzentrums entwickelt. Das Kulturzentrum ist das Herz des urbanen Townships und braucht dringend eine Erweiterung für Kinder- und Jugendbildungsarbeit, die nun mit dem Guga Children´s Theatre geschaffen wird.
Es soll ein Ort entstehen, der außerhalb der Schule und abseits von oft schwierigen Verhältnissen Zuhause, Raum für gemeinsames Lernen, Musizieren, Kreativität, Betreuung, Verpflegung und Bildung bietet.

Gemeinsam mit den späteren Nutzern und in Kooperation mit den AIT ArchitekturSalons entwerfen, planen und bauen Studierende des Fachbereichs Architektur der Hochschulen PBSA Düsseldorf, RWTH Aachen, Georgia Tech Atlanta, UCT Kapstadt und der südafrikanischen Architektin Carin Smuts als Partner das Theaterhaus als Erweiterung des Guga S’Thebe Kulturzentrums. Eine Kombination aus kleinen Einzelräumen für das Lernen in kleineren Gruppen bis hin zu einem großen Multifunktionsraum für Tanz und Musik, für Proben und Aufführungen soll das Angebot in Langa erweitern und nachhaltig stimulieren.

In einem Studenten-Workshop mit Carin Smuts im März 2013 gewannen die Studierenden einen ersten Einblick in das Leben im Township Langa und was ein Kulturzentrum dort leisten muss. Der Entwurf nahm Gestalt an. Im Juli 2013 reisten die ersten Studentengruppen der drei Universitäten nach Kapstadt, und errichteten in einer ersten Phase den Rohbau und das Dach des Theaters. Das „Department for Arts and Culture“ der Stadt Kapstadt unterstützt das Projekt mit Material und lokalen Helfern.


Grundstück/ Fundament

Das Guga Children’s Theater entsteht auf der Südseite des existierenden Kulturzentrums Guga S’Thebe. Es besteht aus einem rechtwinkligen Baukörper, der durch eine Verdrehung zum bestehenden Amphitheater einen eingefassten Platz erzeugt. Dieser wird der Vorplatz für das neue Theater und Zuschauerraum für die Außenbühne werden.
Nach Ankunft der Studenten wurde erst einmal das überflutetet Grundstück trocken gelegt. Ein offener Kanal, der quer durch das Grundstück führte, musste verrohrt werden. Da dieser auch die anliegende informelle Siedlung Siziklava überflutete, verband diese erste Aufgabe sofort das Projekt mit seinem Kontext. Beim Ausheben eines temporären Abflusskanals kam es zum ersten Kennenlernen der direkten Nachbarn des neuen Theaters. Mitarbeiter der Stadt Kapstadt, lokale Anwohner und Studenten halfen mit, die Überflutung von Baugrundstück und Siedlung gleichermaßen zu lösen.

Nächster Schritt waren Aufmaß und das Abtragen des Mutterbodens, das Nivellieren und Verdichten des Unterbodens. Während auf dem Grundstück die Gräben für das Fundament angelegt wurden, konnten gleichzeitig im Hof des Kulturzentrums die Bewehrungsmatten zu Körben gebogen werden. Das Fehlen von automatisierten Geräten und damit die Notwendigkeit des händischen Arbeitens forderten Team- und Innovationsgeist der Gruppe. In vielen Diskussionen wurden die einzelnen Produktionsschritte entwickelt.
Nach dem Einlegen von Folie und Schalung war das Betonieren der Streifenfundamente der erste Teilerfolg.
Enge Zusammenarbeit mit den verschiedenen zuständigen Ämtern der Stadt und einem Brandschutzgutachter prägte diese ersten Wochen des Projektes.


Container

Der multifunktionale Theaterraum für bis zu 200 Personen wird durch ein geschlossenes Rechteck aus auf Abstand gesetzten Seefracht-Containern gebildet. Durch die versetzte Stapelung von High-Cube-Containern im Erdgeschoss und Standardcontainern im Obergeschoss entsteht im Inneren ein locker umschlossener Raum mit einer lichten Höhe von rund fünfeinhalb Metern. Der Container-Ring nimmt Funktionen wie Hinterbühne, Suppenküche, Regie, Zuschauerbalkon und Tonstudio auf.

Um die richtigen Container zu finden, wurden mehrere Container-Terminals in Kapstadt besucht, seetüchtige Container durchklettert, vermessen und auf Schwachstellen untersucht.
Vor der eigentlichen Umarbeitung wurde jeder Container millimeter-genau aufgemessen und Achsen, Einschnitte und Öffnungen wurden angezeichnet.

Die Lieferung der Container musste wegen des anhaltend schlechten Wetters von LKWs unbefahrbaren Grundstückes oft verschoben und schließlich immer spontan arrangiert werden.
Das Stellen der Container erzeugte ein erstaunliches Nebeneinander von elf durch die Luft schwebenden ‘Ungetümen’ und zollstockgenauem Platzieren. Das Absetzen des letzten Containers, welches den Innenraum des Theaters abschließend definierte, war ein weiterer Meilenstein. Zum ersten Mal waren die Dimensionen des Raumes wirklich zu erfassen und das Container-Ballett erschien wie die erste Aufführung im neuen Theater.


Stahl und Konstruktion

Die Tragstruktur lässt sich in zwei Elemente gliedern: ein Dach in Holzbauweise und eine Stahlstruktur mit den Seecontainern als vertikalem Raumabschluss. Die Dachträger liegen auf zweigeschossigen Stahlstützen auf, die im Gebäudeinneren vor den Containern angeordnet sind und direkt auf der Gründung aufstehen.

Die Stahlstruktur wurde Hand in Hand mit einem örtlichen Stahlbauer gefertigt. Während statisch entscheidende Punkte von professionellen Schweißern bearbeitet wurden, konnten Studenten Aussteifungen, Unterfütterungen und Vorarbeiten leisten. Die Dimensionierung der Stützen ließ eine Bearbeitung ohne Kran zu, so dass das Aufstellen mit vereinter Kraft geschehen konnte.


Dach

Das Dach ist als Pultdach ausgeführt, welches sich zum Vorplatz des Theaters hin öffnet. Die Struktur des Daches basiert auf einem vor Ort leicht verfügbaren und kosteneffektiven Nagelplattenbinder, welcher im südafrikanischen Industriebau weit verbreitet ist. Durch die zueinander geneigten Binder wird eine räumlich repetitive Struktur erzeugt. Diese V-Struktur prägt die Hauptansicht des Theaters. Das Tragwerk bleibt im Innern sichtbar.

Innerhalb von zwei Tagen wurden alle Träger auf die Stützen gehoben. Schon während der Installation des jeweils nachfolgenden Trägers wurden die einzelnen Fachwerkträger über die Sekundärträgerlage miteinander gekoppelt. In Akkordarbeit wurden die 128 Stöße vernagelt.

Das Absetzen des letzten Trägers und somit das Erreichen des höchsten Punktes des Tragwerkes war der folgende Höhepunkt des Bauprozesses und wurde mit einem Richtfest gebührend gefeiert.

Aktuell wird auf der Baustelle der Dachabschluss inklusive Isolation, Regenrinnen und Dachdeckung durchgeführt.


Lehm

Um das Innenklima und somit auch das Klima des gesamten Gebäudes zu verbessern, wird die gesamte Außenhaut mit vorgefertigten Lehm-Stroh-Modulen verkleidet.
Mit den aus dem vorausgegangen Projekt, dem Ithuba Science Center in Gauteng (Fertigstellung 2012) gewonnenen Erfahrungen wurden Strohlehmpaneele vor Ort entwickelt. Die etwa einen Quadratmeter großen Module sind durch maximal zwei Personen zu bewegen und zu installieren.
Das modulare System ermöglicht eine Vorfertigung und ein Aufteilen der Gruppe in verschiedene Arbeitsstationen.
Aus gebrauchten Paletten und dem wiederverwendeten Schalungsholz werden Holz-Rahmen gefertigt, welche in Klappschalungen eingespannt werden. Dann wird das Lehm-Stroh-Gemisch in die Schalungen gestampft. Sobald das Modul gefüllt ist, kann die Schalung geöffnet werden. Über Stahlwinkel werden die einzelnen Paneele an die Container befestigt.
Für die gesamte Verkleidung des Gebäudes werden mehrere hundert Paneele benötigt.

Aktuell erstellen zwei vor Ort verbliebene Studenten der RWTH mit Unterstützung einer Gruppe Studenten von der ‘University of Cape Town’ (UCT) weitere Paneele.


Ausblick und Fassade

In den intensiven ersten Monaten auf der Baustelle ist ein großes Netzwerk von Hochschulen, lokalen Künstlern, Architekten, freiwilligen Helfern, Firmen, Förderern, der Stadtverwaltung und der Gemeinschaft Langa´s gewachsen.
Da Kapstadt im Jahr 2014 Welt-Design-Hauptstadt sein wird, kann der Prozess des Bauens mit internationalen Studierenden, lokalen Künstlern und der Gemeinschaft Langa’s Teil des Events werden.
Neben den Bauarbeiten sollen Workshops stattfinden, in denen deutsche Studierenden, Jugendliche des Townships und südafrikanische Studenten den Umgang mit unterschiedlichen Materialien (Holz, Metall, Kunststoffen, Lehm, Fundmaterialien, usw.) kennenlernen.
Schwerpunkt der zweiten Bauphase im Februar und März 2014 wird die Fassade sein. Die Isolation aus Strohlehm soll mit unterschiedlichen Materialien verkleidet werden. Diese Schicht, die Witterungsschutz bietet und gleichzeitig die Identität des Gebäudes generiert, wird aus rezyklierten lokalen Materialien erstellt, wie dem Holz von Obstkisten, alten Autoreifen und geeignetem Plastik.
Für die großzügigen Öffnungen zwischen den Containern und außenseitig vor den Dachträgern werden Fassadenpaneele gefertigt, die mit transluzenten Acrylplatten belegt sind. Diese wurden uns von der Firma Ondex Renolit gespendet und sind zur Zeit auf dem Weg nach Kapstadt.
Ein weiterer Focus im Frühjahr wird der Boden des Theaters sein. Gemeinsam mit Studierenden der UCT, lokalen Künstlern und Jugendlichen werden Zementziegel gefertigt und verlegt.
Die dritte Bauphase im Juli und August 2014 wird sich mit dem Innenausbau und der Landschaftsgestaltung beschäftigen. Mit Entwurfsthemen wie der Suppenküche, dem Regieraum, dem Tonstudio, so wie der Gestaltung des Vorplatzes und der geplanten Gärten (Nutzgarten, Blumengarten) werden sich die Studenten im Sommersemester beschäftigen.
Die Fertigstellung des Theaters ist für Oktober 2014 geplant.






Entwurf / Realisierung

Peter Behrens School of Architecture/Fachhochschule Düsseldorf

Professorin Dipl.-Ing. Judith Reitz
Professor M. Arch. Juan Pablo Molestina
Franz Klein-Wiele (Werkstattleiter)
Tobias Urton
mit Studierenden der PBSA Düsseldorf

RWTH Aachen University Architekturfakultät

Lehrstuhl für Gebäudelehre und Grundlagen des Entwerfens
Professorin Dipl.-Ing. Anne-Julchen Bernhardt
Dipl.-Ing. Bernadette Heiermann
Dipl.-Ing. Nora Elisabeth Müller
Sebastian Holtmann
mit Studierenden der RWTH Aachen

Georgia Institute Of Technology

School Of Architecture/ Digital Fabrication Lab
Professor Dipl.-Ing. Daniel Baerlecken
mit Studierenden des Georgia Institute Of Technology


Kooperationspartner

AIT ArchitekturSalon, Ir. Kristina Bacht (MSc Arch)
City of Cape Town
CS Studio, Carin Smuts, Cape Town, South Africa
Georgia Institute of Technology, School Of Architecture
Guga s‘Thebe - Arts and Cultural Centre, Langa
imagine structure GmbH, Dipl.-Ing. Arne Künstler
Peter Behrens School of Architecture Fachhochschule Düsseldorf,
RWTH Aachen University, Architekturfakultät
University of Cape Town (UCT), South Africa

Beratung

Elias Rubin, Österreich
Heribert Weegen, Köln
Markus Krauss, Transsolar, Stuttgart

Initiative / Gesamtkonzeption / Spenden / Fundraising:

AIT ArchitekturSalon / Gesellschaft für Knowhow-Transfer in Architektur und Bauwesen mbH
Ir. Kristina Bacht (MSc Arch)
Site plan

Site plan

Ground floor

Ground floor

Upper floor

Upper floor

Roof plan

Roof plan

Elevation NE SE

Elevation NE SE

Elevation NW SW

Elevation NW SW

Sections

Sections

Sections

Sections