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Studienauftrag im selektiven Verfahren | 06/2021

Ersatzneubau Hallenbad Lido in Weggis (CH)

Teilnahme

Peter Moor Architekten

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Analyse der bestehenden Situation ist sehr sorgfältig dokumentiert und die Reaktion darauf mit der Volumenverteilung ist nachvollziehbar: ein erhöhter und dadurch markanter Gebäudetrakt mit Satteldach in nord-südlicher Ausrichtung bildet den westlichen Abschluss des Lido-Strandbades, damit wird die denkmalgeschützte Anlage und insbesondere der Aussenraum ein Stück weit wieder repariert. Das gewählte Volumen des geplanten Neubaus im Anschluss an den bestehenden, filigranen Garderobentrakt mag in seiner Massstäblichkeit nicht ganz zu überzeugen. Der Hauptkörper hat auch eine Entsprechung im Grundriss und erhält dadurch eine Selbstverständlichkeit im Raumgefüge. Die daran westlich anschliessende Serie von kleineren Giebeln nehmen Bezug auf die Serie der Garderobenkojen, die vertikalen Fensteröffnungen verweisen auf die vertikalen Türen. Dieses Transponieren eines architektonischen Elementes mit entsprechendem Massstabssprung erscheint etwas theoretisch, zumal beim Garderobentrakt tatsächlich eine Raumserie besteht, während die serielle Fassade im Entwurf eine Halle birgt. Die tendenziell monumentale Front mit ihren ungewöhnlich grossen Fenstern gegen den See hin erzeugt die Assoziation einer Werfthalle und lässt als dominanter Blickfang das Lido- Strandbad in den Hintergrund treten. An der stirnseitigen Seefassade des Hauptkörpers wechseln die Fensteröffnungen von der Vertikalen in die Horizontale, was - etwas unmotiviert - den Eindruck einer anderen Architektursprache erweckt. Die Dachgestaltung mit ihrer Kombination von geneigten und horizontalen, begrünten Flächen ergibt eine abwechslungsreiche Struktur, was gerade an dieser topographischen Lage am Hangfuss mit entsprechender Dachaufsicht von Bedeutung ist. Auch die Gestaltung der Gebäudehülle zeigt viel Fingerspitzgefühl: Die Verwendung von Holz mit ihrer differenzierten Ausbildung, sowie die farbliche Bezugnahme fallen positiv auf. Die Innenräume sind sorgfältig gestaltet, insbesondere die Schwimmhalle strahlt eine Ruhe und Grosszügigkeit aus, hingegen erscheint die übergrosse Raumhöhe des Restaurants nicht angebracht. Die Wegführung ist logisch aufgebaut und für den Besucher klar, einzig der Abgang zum Garderoben- und Hallengeschoss ist etwas bescheiden ausgefallen. Die betrieblichen Abläufe sind sehr funktional, insbesondere die Küche mit ihren Nebenräumen und der Anlieferung sind perfekt organisiert, wobei die Büffetausgabe nicht getrennt ist für (zahlende) Badegäste und (nichtzahlende) Restaurantgäste, dieser Konflikt wäre noch zu lösen. Die Zugangskontrolle zum Freibad ist noch nicht ausgewiesen, sie ist in den vorgeschlagenen räumlichen Verhältnissen nicht einfach zu bewerkstelligen. Es wird bedauert, dass das Schwimmerbecken (im Gegensatz zum Entwurf der Zwischenbesprechung) mit einer tiefliegenden Überlaufrinne ausgestattet ist. Die Haus- und Badewassertechnik ist übersichtlich platziert und in die Dimensionierung erscheint glaubwürdig. Die Kubatur des Projektes liegt im Vergleich mit den übrigen Vorschlägen im oberen Drittel, es bestehen leichte Vorbehalte, ob der angestrebte Kostenrahmen mit dem vorgeschlagenen Preis pro Kubikmeter eingehalten werden könnte. Das Projekt beeindruckt mit seinem klaren Aufbau und der übersichtlichen Gliederung, die sorgfältige Gestaltung und weit fortgeschrittenen Detaillierung zeugen von vertiefter Auseinandersetzung mit der Situation und der architektonischen Aufgabe sowie vom professionellen Umgang mit der Umsetzung in ein Projekt. Trotzdem mag der an sich stimmige Baukörper an dieser Lage und in dieser Umgebung den massstäblichen Anforderungen mit seiner expressiven Erscheinung nicht ganz zu genügen.