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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2016

Brisgi-Areal

LUCUS

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 55.000 CHF

Edelaar Mosayebi Inderbitzin Architekten AG ETH SIA BSA

Architektur

Hoffmann & Müller Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden von LUCUS orientieren sich nicht an den städtebaulichen Defiziten des Ortes, wünschen sich keine neue, erzwungene Urbanität, sondern generieren ihre Entwurfsidee aus den vorhandenen, ortspezifischen Qualitäten. Auf Grund einer sorgfältigen Analyse orten sie das Potenzial im Landschaftsraum mit seinem dicht bewaldeten Flussraum im Norden, der markanten Böschungskante im Süden und der homogenität des Bodens, welche in dem Fall aus Wiesland besteht. Gleichzeitig ist die Insellage, durch die topographischen Verhältnisse und die trennenden Infrastrukturbauten von Bahn und Strasse bedingt herausragendes Merkmal. Diese ‚Isoliertheit’ wird konsequent verstärkt, indem mit zusätzlichen Bäumen entlang der Böschung ein zentraler Raum freigespielt wird, welcher zur Waldlichtung wird. In diesen isolierten Raum wird ein zusammenhängender, grossmässstäblicher Gebäudekomplex gesetzt, welcher aus drei raumgreifenden Baukörpern gebildet wird. Mit nur vier Geschossen duckt er sich beinahe unter die raumwirksame Böschungskante und bildet mit seiner flächigen Haltung einen kompositorischen Kontrapunkt zu den markanten hochbauten aus den Sechzigerjahren. Die Erschliessung des Areals knüpft an der bestehenden, alten Brisgistrasse an und führt selbstverständlich auf die mittige Platzfigur, welche zentraler Ausgangspunkt für sämtliche Erschliessungsstränge wird. Folgerichtig werden auch hier die gewerblichen und gemeinschaftlichen Nutzungen angeordnet. An den Gebäudeenden, sowie an den südlichen Köpfen befinden sich bereits Wohnnutzungen auf Ergeschossniveau. Dank den Zuordnungen der Quartierplätze mit Lindenhain, dem Baumhain als Spielort, den Allmendflächen und den wiesenartigen Hofräumen entsteht ein klar verständliches Freiraumkonzept mit abgestuften Raumöffentlichkeiten. Nach Süden greifende Gebäudearme bilden wohlproportionierte hofartige Freiräume, welche von den jeweiligen Bewohnern angeeignet werden können. Eine grosse Mehrheit der Wohnungen ist nach Süden orientiert und weist eindrückliche Qualitäten auf: Analog zum ortsbaulichen Konzept, welches mit wenigen, präzise gesetzten Massnahmen auskommt, basieren auch die Wohnungen auf einem klaren, einfachen Raumkonzept, welches gleichzeitig eine Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten und Raumbezügen zulässt. Eine vorgesetzte Verandaschicht macht den Bezug zum Landschaftsraum deutlich und bildet einen attraktiven reichhaltig nutzbaren Aussenraum. Die Nutzung des Daches für gemeinschaftliche, informelle Aktivitäten über die Waschküchen wird begrüsst, die gemeinschaftlichen Gärten allerdings sind gebäudetypologisch schwer vorstellbar. Die Klarheit des Freiraumkonzepts würde eine Aufnahme dieser Nutzung auf gewachsenem Boden selbstverständlich zu lassen und den von der Stiftung vermissten kleinräumlichen Gemeinschaftsarealen im Freiraum könnte somit gleichzeitig entsprochen werden. Der architektonische Ausdruck oszilliert mit seinen überdimensionierten, schweren Betonpfeilern und der fragilen holzverkleidung zwischen einer brutalistischen Architektursprache, welche sich eher an den Bestandesbauten der Sechzigerjahre orientiert und einer Architektur, welche Assoziationen mit holzbauten aus Nordeuropa weckt und mit der Situation des Landschaftsraums in Verbindung gebracht werden kann. Mit einer sehr präzise gesetzten Grossform schaffen es die Verfasser auf faszinierende Art das Grundstück als landschaftsräumliche Einheit zu verstehen, in der die Bauten nicht eine Neuinterpretation des Areals bewirken, sondern eine Lesart des Bestands vorAugen führen, welche sämtlichen Wohnungen eine attraktive Lage im Landschaftsraum der Waldlichtung ermöglicht und gleichzeitig dem hochhaus seinen adäquaten Aussenraum lässt.