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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2020

Aufwertung und Neugestaltung des Schloßufers mit Verbindung zur Oberstadt in Aschaffenburg

Ansicht vom Main

Ansicht vom Main

1. Preis

Preisgeld: 10.500 EUR

Architekturbüro Schmuck

Architektur

Erläuterungstext

Positionierung
Als barrierefreie Verbindung zwischen Mainufer und Oberstadt sitzt der Aufzugsturm als freistehende Skulptur auf dem Kranichplatz. Durch die unmittelbare Nähe zur bestehenden Treppenanlage wird eine klare Orientierung sowie eine wirtschaftliche Spannweite für den Anschlusssteg gewährleistet. Die eigenständige Formensprache bildet einen Kontrast, wahrt jedoch gleichzeitig den Wert des historischen Bestandes. Die bestehende Sandsteinmauer wird nicht verändert.

Architektur
Aus der Form des Hyperboliden ergibt sich oben wie unten ein Umlauf um den mittig platzierten, gläsernen Aufzug. Dabei entsteht auf dem Platz ein mit Glas überdachter Eingangsbereich, der rundum barrierefrei zugänglich ist und auf dem Stadtniveau eine Panoramaaussichtsplattform. An der schmalen Taille schmiegt sich die Konstruktion aus heimischen Hölzern an den Aufzug an. Der Aufzug besitzt 2 Haltepunkte, die mit einer runden Kabine mit 1,7m Durchmesser für bis zu 13 Personen bedient werden. Die oberen und unteren Halte sind verglast. In der Mitte fährt der Aufzug frei.

Konstruktion
Die Lasten werden über das zweilagige, offene Stabwerk aus druckimprägnierten Leimbindern abgetragen. An deren Innenseite sind horizontale Ringe aus Metall befestigt. Darauf liegen Sekundärträger, die radial zur Mitte laufen und mit Gitterrosten bzw. Sicherheitsglas abgedeckt werden. Durch ein zusammenhängendes Fundament werden die Kräfte verteilt. Die Brücke ist mit einer filigranen Stahlkonstruktion unterspannt. Im Handlauf integrierte Lichtbänder leiten den Weg. Nachts setzen Bodenleuchten das Tragwerk des Turms in Szene.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurfsverfasser wählt einen freistehenden Aufzugsturm mit verbindendem Steg zum Kastanienwäldchen. Der Aufzugsturm wird östlich der Schlosstreppe angeordnet. Die gewählte Lösung entspricht der in der Auslobung geforderten Aufgabenstellung in vielerlei Hinsicht. Für den Aufzugturm wählt der Verfasser eine kreisrunde hyperbolide Grundform, die skulptural in Erscheinung tritt. Der eigentliche Aufzugskern wird eingefasst in eine Holzkonstruktion aus Leimbindern. Der Steg ist zurückhaltend in Stahl konstruiert und wirkt sehr schlank. Dem Entwurfsverfasser war es wichtig, dass der Aufzugsturm selbstbewusst in Erscheinung tritt und damit einen bekennenden Ausdruck gegenüber der historischen Schlosssilhouette darstellt. Der Aufzugsturm ist vor die Stadtmauer gestellt und wirkt als Bauwerk eigenständig. Bezüge zur Mauer werden nicht hergestellt. Die Lage des Aufzugsturms ist allerdings weit vor der Stadtmauer. Eine Verringerung des Abstandes wäre wünschenswert. Die Erschließung der Aufzugsanlage erfolgt entsprechend der Auslobung am Kastanienwäldchen, sowie am Kranichplatz. Der Verbindungssteg ist allerdings nicht ausreichend breit. Am Aufzugsfuß gibt es keine Konzentrierung auf einen Aus- und Eingang, sodass der Benutzer durch die Holzkonstruktion in jede Richtung laufen kann. Auf der oberen Aufzugsplattform ist eine umlaufende Galerie vorgesehen, die einen weiten Blick in die Landschaft ermöglicht. Das Preisgericht würdigt die Erschließung als eine sparsame aber hoch funktionale Lösung. Der Aufzugsturm wird kreisrund ausgeführt und ist gegenüber anderen quadratischen Konstruktionen ein Alleinstellungsmerkmal. Allerdings ist die Aufzugskabine mit 1,70 m für Fahrräder zu klein. Die Architektur des Aufzugsturms zeigt sich in der Materialität und der Formensprache als eine eigenständige, strukturelle Lösung, ohne einen konkreten Bezug zum historischen Ensemble herzustellen. Darin liegt eine große Stärke des Entwurfs, da er nicht historisierend zu vermitteln versucht. Die Holzkonstruktion bildet damit einen eigenen Ausdruck und Charakter für das Mainufer. Die Funktion des Aufzuges braucht sich nicht zu verstecken. Diese Lösung wird vom Preisgericht als starker Entwurfsansatz betrachtet. Sie entfaltet eine eigenständige Wirkung ohne zu dominant zu erscheinen. Der Entwurfsverfasser schlägt eine Lösung vor, die nicht in die Stadtmauer und nicht in den Hang eingreift. Das Tragwerk des Steges wird ausschließlich auf dem Plateau des Kastanienwäldchens aufgesetzt. Jedoch ist der nach 11m erforderliche Nothalt am Aufzugsturm nicht vorgesehen, was kritisiert wird. Die Vegetation und die Terrassierung unterhalb des Steges bleiben erhalten. Die Konstruktion des Aufzugsturms aus Leimbindern und deren spannungsvolle Einschnürung innerhalb der Grundform bilden ein spannungsvolles Erscheinungsbild für das Mainufer. Grundsätzlich ist diese Konstruktion auch in einer anderen Materialität vorstellbar ohne das Gesamterscheinungsbild zu entkräften. Es sollte jedoch zwingend auf eine präzise und gute Detailausbildung, Fügung und konstruktive Gestaltung geachtet werden, um die Qualität der strukturellen Erscheinung als „Designobjekt“ zu gewährleisten.
Ansicht vom Schloss

Ansicht vom Schloss

Plan 1

Plan 1

Plan 2

Plan 2