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Einladungswettbewerb | 09/2020

Neues Quartierszentrum am Berliner Platz in Hamburg

3. Preis

Heine Architekten Partnerschaft

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf präsentiert eine offene Skulptur, ein sowohl komplexes als auch fein strukturiertes Raumgefüge. Er kehrt die introvertierte Raumkonfiguration des Bestands in ein offenes und nach Außen gerichtetes Raumgefüge um. Die Eckperspektive zeigt dies eindrücklich: Eine sich auftürmende Ecke, die sich zum Grünzug absenkt und eine zweite Raumschicht freigibt. Die Fassade zur Stadt ist mit einer farbigen, filigranen Wintergartenschicht umfangen – der Neubau am Berliner Platz ist ein großes gestuftes Haus. Der Blick aus dem Park offenbart die Qualität dieser Stufen: Das Gebäude besteht vor allem aus Terrassen, es ist eine grüne Wohnlandschaft. Das Terrassenhaus ist Struktur und Typ zugleich. Die Terrassen und die filigrane Struktur der Wintergärten / Laubengänge geben dem Haus einen sehr eigenständigen Charakter. Die Ambivalenz zwischen Offen- und Geschlossenheit ist eine gelungene Interpretation des Ortes. Das Terrassenhaus ist kein städtischer Typ, hier steht das Wohnen im Grünen im Vordergrund. Der Sockel hingegen nimmt die öffentlichen und kommerziellen Nutzungen auf und vernetzt die wichtigen Bewegungen richtig miteinander. Den Verfassern gelingt es, am Berliner Platz einen eigenständigen und neuen Typ vorzuschlagen, der die Siedlung am Übergang zum Grünzug transformiert, das Wohnen im großen Gebilde findet einen neuen Ausdruck. Die Baukörper ermöglichen vielfältige Sichtbeziehungen zum Grünzug und zum Haus am See und von dort zurück. Die Arbeit ist nicht retrospektiv, sondern eigenständig in der Gegenwart. Die Jury würdigt den Mut der Verfasser hier einen neuen – nicht nur im Sinne des vorgeschlagenen Typs, sondern auch im Vergleich zum Projektstand des Zwischenkolloquiums - Ansatz zu verfolgen. Leider macht sich dieser konzeptionelle Neuanfang und die damit fehlende Zeit in der Durcharbeitung des Projektes bemerkbar. In Funktionalität und quantitativer Erfüllung des Raumprogramms besitzt die Arbeit Mängel. Im Erdgeschoss fehlen knapp 1.000 m2 Nutzfläche, die zweifache Anlieferung war ausdrücklich nicht gewünscht (außerdem kann hier kein LKW einparken), so dass funktional die Aufteilung in zwei Baukörper – zumindest im Erdgeschoß - bezweifelt wird. Städtebaulich wurde die Notwendigkeit der Durchwegung in Nord-Südrichtung in der Jury diskutiert, der Vorschlag der Verfasser erscheint hier räumlich qualifiziert möglich. Die Erschließung der Wohnungen mit durchgesteckten Treppenhäusern und kurzen jeweils nach außen orientierten Laubengängen – maximal an zwei Wohnungen vorbei - ist interessant, da hier eine nachbarschaftliche Widmung vorstellbar ist. Dies hätte weiterausgearbeitet werden können. Die Jury würdigt die Entwicklung der unterschiedlichen Wohnungen als Holzbaumodule in zwei unterschiedlicher Breiten. Mit der Modularität gelingt es den Verfassern, eine Diversität bei gleichzeitiger Angemessenheit der Mittel herzustellen. Die Wohnungen sind klar und nutzungsoffen geschnitten und ermöglichen unterschiedlichste Wohnbiographien. Die Lösung des Schallschutzes an der Ecke Charlottenburger und Schöneberger Straße wird hervorgehoben, wobei sich dies auf die Qualität der Wohnungen negativ einwirkt. Gerne hätten wir mehr über das Verhältnis der Wohnungen zu den Terrassen erfahren. Die Verfasser*innen schlagen zwei Plätze vor, einen extrovertierten städtischen zur Schöneberger Straße und einen kleineren, eher landschaftlich geprägten zum Park. Die Ausformulierung des städtischen Platzes als Parkplatz überzeugt im Gegensatz zum grünen Platz im Übergang zum Park nicht. Das kleine öffentliche Gebäude an der Ecke des städtischen Platz ist eher ein Versprechen, als dass es seiner Rolle als Solitär gerecht wird. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit. Hier machen die Verfasser*innen wertvolle Vorschläge. Im Sinne des Klimaschutzes wird die Wahl der Bauweise Holz-Beton-Hybridbau und die Speicherfähigkeit der Dächer mittels Kaskadenentwässerung sehr gelobt.