Nichtoffener Wettbewerb | 03/2022
Neustrukturierung des Uferbereiches „Sunken City“ in Wien (AT)
©NL Architects / Bureau B+B stedebouw en landschapsarchitectuur / Architekt Christoph Wassmann
Perspektive Brücke
Engere Wahl / Empfehlung zu weiterer Zusammenarbeit für Uferbereich
Architektur
Bureau B+B stedebouw en landschapsarchitectuur
Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau
Architektur
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Mitarbeitende:
Jonathan Lettmann, Marijn van Oss, Tomas Degenaar, Kamiel Klaasse, Kirsten Hüsig, Christoph Wassmann, Hannah Schubert
Erläuterungstext
Die Transformation der Sunken City
Ziel der Entwurfsidee ist, dass die Sunken City weiterhin allen offen steht, ohne eine kommerzielle Nutzung in den Vordergrund zu stellen: die Pop-Up City.
Intervention contra Planung
Ein Modul-Katalog an Interventionen bietet eine Auswahl an Elementen unterschiedlicher Maßstäbe, Nutzungen und Entfaltungsmöglichkeiten. Temporäre Formate eröffnen den Nutzern die Möglichkeit, neue Ideen an dafür ausgewählten Orten zu testen. Eine derart lernende Planungskultur ermöglicht es, Erkenntnisse aus den temporären Nutzungen in definitive Umgestaltungen einfließen zu lassen und so Erprobtem, gut Funktionierendem oder Beliebtem dauerhaft Platz zu geben. Pavillons und raumergreifende Installationen schaffen einen ganzjährigen Nutzungsmix und bilden Orte für Events, Kunst, Workshops, Gastronomie und Sport.
Vielfältige Räume für flexible Nutzungen
Größere Objekte sind auf der obersten Plattform situiert und schaffen eine räumlich funktionelle Basis. Diese Elemente vermitteln zwischen dem Ufer und dem Hinterland der Insel und machen die unteren Niveaus für die Längsbewegung und Vegetation frei.
Eine Auswahl an schwimmenden Pavillons, ein Badeschiff, eine Bühne bzw. Musikmuschel könnten den Modul-Katalog erweitern, sind aber verhandelbar. Diese Objekte haben durch ihren direkten Bezug zum Wasser eine unvergleichliche Qualität und können flexibel auf den Wasserspiegel der Neuen Donau reagieren.
Die Ufermauern und Stufenanlagen der Sunken City unterstreichen in ihrer exakten Linienführung den urbanen Charakter, der von dem Brückenbauwerk ausgeht. Veränderungen an den bestehenden Hochwasserschutz-Mauern werden vermieden. Die Terrassierung bildet somit die räumliche und funktionale Gliederung der Sunken City.
Die ersten installierten Elemente fungieren als Pioniere im kuratierten Entwicklungsprozess zur definitiven Umgestaltung.
Pionier Infokiosk
Der 50m² große Kubus beherbergt einen Infopoint, Sanitäranlagen und Räume für temporäre Nutzungen. Er liegt am Kreuzungspunkt einer Inseldiagonale Richtung Wasserpavillon und der Hauptmagistrale und wird von einer kreisförmigen Kappe umschlossen. Diese schützt den Pavillon im geschlossenen Zustand vor Vandalismus und dient in der offenen Position als Informationsträger und Billboard. Wie eine überdimensionale Litfaßsäule können hier wechselnde Elemente affichiert werden. Die zylinderförmige Umhüllung wird mittels eines Scherenliftes gehoben – die nun zugängliche Treppe erschließt das öffentliche Aussichtsdach.
Pionier Restaurant
Das Restaurant befindet sich an der „Steilküste“ der Sunken City. Zwei Tonnendächer überdecken sowohl den geschlossenen Serviceteil als auch den offenen Gastraum. Das Dach über dem Speiseraum lässt sich komplett öffnen. Die zwei Dachhälften schieben sich über die rechts und links positionierten Terrassen und schaffen hier zusätzlich überdeckten Außenraum. Im geöffneten Zustand bietet das Restaurant die doppelte Grundfläche.
Pionier Kunstraum
Der Kunstraum wird aus zwei horizontalen Platten gebildet. Er lässt sich mit einem System aus verschiebbaren Archivschränken flexibel einrichten. Im geschlossenen Zustand bietet der Kunstraum Platz für Performances, Konzerte und Symposien. Werden die Schränke geöffnet und die einzelnen Elemente über Schienen im Boden im Raum verteilt, ergeben sich unterschiedliche Raumkonstellationen. Sind die Elemente geschlossen, sind die Objekte geschützt.
Pier
Der Pier erstreckt sich vom oberen Niveau bis über die Wasserfläche. Um den Leuchtturm ist ein kreisförmiger Platz angeordnet, nutzbar für unterschiedliche Veranstaltungen. Wie eine gigantische Sonnenuhr wird der Turm zu einer bestimmten Tageszeit den Pier für einen kurzen Moment genau überschatten.
Die Donau – Lebensader der Kulturen
Die Freiraumgestaltung soll die Vielfalt der Donauregion spürbar machen. Die Donau durchfließt bzw. tangiert zehn Länder – so viele wie kein anderer Fluss auf der Erde – und verbindet die unterschiedlichsten Kulturen. Auf ihrem langen Verlauf nimmt sie alle Formen an, die ein Fluss nur haben kann: vom fast stehenden Gewässer bis zum reißenden Strom. Aus dem Flusslauf werden drei Freiraum-Themen destilliert: das Quellland, das Donautal und das Donaudelta. Mikrofreiräume bilden kleine Oasen zum Verweilen, zum Rasten und für Unterhaltung und Spiel an. Die bestehenden Wände werden zu Boulderwänden, Klettersteigen und Erlebnisrutschen umfunktioniert. So werden die Höhensprünge der Terrassen zum Bergerlebnis. Die Natur wird erlebbar gemacht und Naturerfahrungen werden ermöglicht. Ein Wechselspiel aus wilden, üppigen Grünräumen, gepaart mit Grünflächen mit Möglichkeiten zur Mitgestaltung durch die Bevölkerung.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Lösungsansatz bietet mehr einen Modul-Katalog an Interventionen mit einer Auswahl an Elementen unterschiedlicher Maßstäbe, Nutzungen und Entfaltungsmöglichkeiten, als einen konkreten Masterplan, was die Jury als bewusste Herangehensweise der Verfasser versteht. Er stellt mehr ein Aufzeigen an Möglichkeiten als eine gesamtheitliche, final definierte Gestaltungsidee dar. Mit diesem Aufzeigen von Möglichkeiten ist ein innovativer, übergeordneter Konzeptansatz verdeutlicht. Diese Strategie ermöglicht es, auf sich ändernde Anforderungen der unterschiedlichen Nutzungsbereiche flexibel zu reagieren. Auf diese Weise kann nach Ansicht der Verfasser Erprobtem, gut Funktionierendem oder Beliebtem der entsprechende Platz in der dafür sinnvollen Art und Ausbildung gegeben werden. Interessant wird der Vorschlag eines kuratierten Prozesses gesehen, welche Module letztlich zum dauerhaften Einsatz kommen sollen. Die vorgeschlagene Funktionsstruktur sieht auch Pavillons und raumgreifende Installationen zur ganzjährigen Nutzung vor, die einen interessanten Ansatz an Wandelbarkeit beinhalten. Die Ergänzung der Wasserkante mit partiellen Schilfbepflanzungen und Stegen als neue Motive werden als weiterentwickelbarer Ansatz gesehen. Ausgewählte Einzelmaßnahmen weisen ein hohes Potential zur Generierung von Mehrwerten am Ort dar.
©NL Architects / Bureau B+B stedebouw en landschapsarchitectuur / Architekt Christoph Wassmann
Perspektive Leuchtturm
©NL Architects / Bureau B+B stedebouw en landschapsarchitectuur / Architekt Christoph Wassmann
Lageplan
©NL Architects / Bureau B+B stedebouw en landschapsarchitectuur / Architekt Christoph Wassmann
Axonometrien
©NL Architects / Bureau B+B stedebouw en landschapsarchitectuur / Architekt Christoph Wassmann
Katalog
©NL Architects / Bureau B+B stedebouw en landschapsarchitectuur / Architekt Christoph Wassmann
Schnitt Frontal
©NL Architects / Bureau B+B stedebouw en landschapsarchitectuur / Architekt Christoph Wassmann
Schnitt Quer
©NL Architects / Bureau B+B stedebouw en landschapsarchitectuur / Architekt Christoph Wassmann
Grundriss Detail