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Städtebauliches Gutachterverfahren | 01/2022

Volkshausgarten Leipzig - Quartier Neuer Arbeit

Ansicht Karl-Liebknecht Strasse

Ansicht Karl-Liebknecht Strasse

1. Rang

MEYER–GROHBRUEGGE

Architektur

Erläuterungstext

Freiraum und Städtebau

Die Identität des Projektgebiets wird schon heute vor allem durch seine beeindruckende Vegetation geprägt. Die Bestandsbäume prägen den Raum und bestimmen die Atmosphäre. Indem wir diesen von seiner Umgebung abtrennen und durch rahmende Gebäudeköper fassen, entsteht ein Innen und Aussen, ein wichtiges Charakteristikum eines echten Gartens, des neuen Volkshausgartens.

Um die große Kulisse des Hofes entstehen Strukturen, die dieses Zentrum neu definieren. Insgesamt 7 Gebäudeteile, die mit einer Laubenstruktur verbunden sind bilden zwei Klammern, die öffentliche und halböffentliche Freiräume innerhalb des Plangebietes eröffnen. Verschiedene Eingänge, korrespondierend in der Haupterschliessung oder aber kleine zu den angrenzenden Bestandsbauten, bilden Schwelle und Zugang.

An der Karl-Liebknecht-Straße ist die neue Bebauung des Hofes adressbildend sichtbar und lädt gleichzeitig mit Transparenz und Offenheit in das Areal ein. Zwischen den beiden Klammern entsteht eine Achse zur Durchwegung des Areals bis zur Audorfstraße.

Die Gebäudehöhen orientieren sich grundsätzlich an der sehr unterschiedlichen und teilweise denkmalgeschützten Umgebungsbebauung. Der südliche Neubau schließt 6-geschossig an den Nordgiebel des Volkshauses an, ergänzt diesen und markiert den Eingang ins Quartier. Der nördliche, zunächst 3-geschossige Neubau ist von der Karl-Liebknechtstrasse zurückgesetzt, wodurch sich ein Platz als Schnittstelle zum Stadtraum öffnet und die denkmalgeschützte Villa freistehend bleibt.

An der Westseite orientiert sich das Konzept an der historischen Blockbebauung. Dabei fällt der hohe Südflügel über seinen Verlauf zur Audorfstraße von 6 auf 4 Geschosse ab und der Nordflügel wiederum steigt von 3 auf 6 Geschosse zur Audorfstrasse an. Dort begegnen sich beide Flügel auf selber Höhe. Die verlaufende Topografie der Dachlandschaften wird mit der intensiven begehbaren Dachbegrünung zusätzlich betont und erlebbar.

Neue Arbeit

Zukünftige Arbeitsräume verlangen Flexibilität aber auch das Angebot von unterschiedlichen qualitätsvollen Raumsituationen für Kommunikation und Konzentration. Der offenen flexiblen Struktur mit unterschiedlichen Raumtiefen ist eine Fassadenschicht vorgelagert, die einerseits ökologische Aspekte der Biodiversität aufnehmen kann und anderseits eine Differenzierung der inneren Räume bewirkt. Arbeit kann in sehr unterschiedlichen Raumangeboten stattfinden, von zufälligen Begegnungen und Gesprächen auf den Laubengängen mit Sitzmöglichkeiten, zu überdachten Loggien die sich mit dem Innenraum verbinden, grossen Terrassenflächen zwischen den Baukörpern und Laubenräumen auf dem Dach und natürlich dem zentralen Volksgarten. Dort kommen Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen und Disziplinen zusammen, soziales Zusammenleben und Austausch wird gefördert, neue Synergien können entstehen.


Nachhaltigkeit

Städtebau und Architektur werden nachhaltig und energierarm konzipiert. Das Gebäude versucht die Bedürfnisse der heutigen Generation zu befriedigen ohne die Möglichkeiten nachfolgender Generationen einzuschränken durch die Schaffung qualitätsvoller Räume, die sich durch gute Belichtung, Belüftung und Ausdifferenzierung kennzeichnen.

Bauteilaktivierung, Feuchtdächer, Geotermie und Photovoltaik sollen in intelligenter Mischung kombiniert werden. Die Flächenversiegelung wird auf ein Minimum reduziert, außer dem Quartiersplatz und dem Hof wird mit wassergebundener Decke und Begrünung gearbeitet. Der Baumbestand wird größtenteils erhalten und um weitere ergänzt. Das Dach ist als grün-blau Dach konzipiert und bietet Vertiefungen für nistende Vögel. Die vertikale Begrünung der Laubengänge kann aus der Erde wachsen und wirkt sich ebenfalls positiv auf das Klima im Gebäude sowie das Stadtklima aus. Mit der neuen Bebauung sollen ein gutes Mikroklima, Insektenheimat, hohe Biodiversität sowie Kühleffekte für die Gebäude erreicht werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

• Die Arbeit zeichnet sich durch eine starke strukturelle Idee aus: die selbstverständlich wirkende Form der umlaufenden Bebauung schafft eine zentrale Freifläche, in der die wichtigen Bäume erhalten bleiben.

• Der Eingang zum Quartier ist gut gelungen. Der schmale Anbau an das Volkshaus und die Komposition des Quartiersplatzes mit Baumdach erzeugen einen angemessenen Abstand zur Villa. Dem Ansatz, durch die sensible Staffelung der Gebäudehöhen ringsum die Proportionen zur Umgebung zu wahren, wird ein poetisches Potenzial zugesprochen.

• Das zum Prinzip erhobene Thema der Laubengänge und offenen Verbindungszonen sowie die überwiegend normalen Gebäudetiefen tragen zu einer wohltuenden Leichtigkeit der Bebauung bei. Um dem formulierten städtebaulichen Anspruch gerecht zu werden, bedarf es einer hohen Qualität der architektonischen Gestaltung in der Umsetzung. Dem werden die gelieferten Darstellungen noch nicht gerecht.

• Die Proportionen des Innenhofes sind stimmig, die öffentliche Durchwegung ist gegeben, die Überwindung des Topografiesprungs und die Brechung der Sichtachse Richtung Westen werden für gut befunden.

• Kontrovers beurteilt wird der Charakter des Innenraumes: Es wird hinterfragt, ob sich die gewünschte Nutzbarkeit eines Volkshausgartens für die Öffentlichkeit einstellen kann, oder ob die geschlossene Hofsituation introvertiert bleibt und eher einem Wohnhof entspricht. Eine stärkere Profilierung des Freiraums im Hinblick auf das Thema neue Arbeit und Nutzungsangebote für die Stadtteilöffentlichkeit wären wünschenswert.

• Die Tiefgarage mit separater Ein- und Ausfahrt funktioniert nicht wie vorgeschlagen. Die Ausfahrt durch das Volkshaus ist so nicht möglich.
Axonometrie

Axonometrie

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Regelgeschoss

Regelgeschoss

Dachansicht

Dachansicht

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt

Volkshausgarten

Volkshausgarten