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Studienauftrag | 12/2022

Neugestaltung Kocherei auf dem Attisholz-Areal in Riedholz (CH)

Visualisierung

Visualisierung

Teilnahme

Giuliani Hönger Architekten

Architektur, Stadtplanung / StÀdtebau

ErlÀuterungstext

«Bernd, Hilla und Max»

Das ehemalige Industriequartier Attisholz in Solothurn soll ĂŒber die nĂ€chsten Jahre zu einem eigenstĂ€ndigen, lebendigen Quartier transformiert werden. Wo frĂŒher fĂŒr ĂŒber 100 Jahre Cellulose produziert wurde, soll neu gewohnt und gelebt werden.

Die Umnutzung des GebĂ€udes Kocherei bildet den ersten wichtigen Baustein fĂŒr die stĂ€dtebauliche Entwicklung des Areals. Ein Studienauftrag der Halter AG verlangte ein Projekt mit einem vielfĂ€ltigen Nutzungsmix aus Wohnen, Dienstleistungen, Gewerbe, und Gastro. Unser Projektvorschlag «Bernd, Hilla und Max» wurde mit dem 2. Preis ausgezeichnet.

Das stÀdtebauliche Konzept basiert auf einer Komposition verschiedener Bausteine, wobei die Kocherei als historisch wertvoller Bestand wie selbstverstÀndlich in die neue Anlage integriert, ergÀnzt und aufgestockt wird. Kocherei, Sockel, Riegel und Quader bilden die einzelnen Bausteine, durch welche ein vielfÀltiges Raum- und Wohnungsangebot entsteht.

Beurteilung durch das Preisgericht

STÄDTEBAU/ARCHITEKTUR

Nach der Zwischenbesprechung wurden die Projektverfasser aufgefordert, die Volumenverteilung neu zu ĂŒberdenken, ohne die gesetzten PrĂ€missen und AnsĂ€tze aus dem Fokus zu verlieren.

Die vorliegende Entwurfsidee wird anhand von acht Grund- und LeitsĂ€tzen nachvollziehbar erlĂ€utert. Die Punkte PorositĂ€t, DiversitĂ€t, Ambivalenz, ZukunftsfĂ€higkeit, Komposition, AufenthaltsqualitĂ€t, SpezifitĂ€t wie Erschliessung und Adressierung werden in diesem Vorschlag in beeindruckender Tiefe behandelt. Die vorgeschlagene volumetrische Komposition referenziert sich auf bekannte Industrieareale, genannt wird auch die Zeche Hannover. Auch wenn dieser Ansatz das Interesse des Gremiums weckt, vermag der direkte Vergleich nicht in allen Punkten zu ĂŒberzeugen. Jedoch wird das Prinzip der Komposition als Reaktion auf das Vorgefundene und als Weiterentwicklung zu einem Neuen als gelungen wahrgenommen. Die ausgearbeitete Komposition generiert auf der Ebene des Raum- und Wohnungsangebotes eine vielversprechende DiversitĂ€t. Die Autoren etablieren in ihrem Entwurfsprozess die Ambivalenz zwischen Industriearchitektur der Vergangenheit mit der Industriewohnarchitektur der Zukunft. Bekannte architektonische Elemente werden zeitgenössisch ĂŒbersetzt. Ablesbar ist dieser Ansatz sowohl in der ErgĂ€nzung und Anpassung des Bestandes, wie in der Entwicklung des Neuen. Spezifische Tragstrukturen prĂ€gen in diesem Entwurfsvorschlag die Typologien und den Ausdruck der unterschiedlichen GebĂ€ude.

Unter dem vielzitierten Begriff der PorositĂ€t wird die Durchwegung der Anlage und die Einbindung der drei Schichten des Areals erlĂ€utert und verankert. Eine innere Passage, welche in ihrer rĂ€umlichen KomplexitĂ€t und Vielschichtigkeit beeindruckt, stellt ein entwurfsbestimmendes Element dieses Beitrags dar. Die gewĂ€hlte Dimensionierung wird jedoch auf die zukĂŒnftige Entwicklung als zu dominant erachtet. Mit dem vorgeschlagenen Durchgang zum Hof, dem Aarefenster und den beiden eingeplanten Aussentreppen gelingt es den Projektverfassern, die neu konzipierte Anlage mit dem Arealfreiraum zu koppeln und eine spannende Verbindung zu generieren.

FREIRAUM

BezĂŒge zum Umfeld

Die Vernetzung der diversen anschliessenden FreirĂ€ume durch eine innere öffentliche Durchwegung ist ein sehr spannender Ansatz, der DurchlĂ€ssigkeiten bis zum Platz an der Aare und zum GelĂ€nde an der Aare schafft und generell begrĂŒsst wird.

Die Akzentuierung des Sockels an der Schnittstelle zum Attisholz-Boulvard ist durch die grosszĂŒgigen Fenster und die Setzung einer Fuge zwischen Bestand und Neubau gut gelungen. Der Übergang zum BĂ€rengraben (Tunnel) und die Einbindung der barrierefreien Stufenanlage wirkt einladend und auf den Platz belebend.

Bauplatzbezogener Freiraum

Der Hofraum ist eindeutig teilöffentlich adressiert und in seiner AtmosphĂ€re von einer ĂŒppigen und schattigen Bepflanzung geprĂ€gt, die auf einem ausreichend starken Substratkörper basiert. Die Anordnung eines Gemeinschaftsraumes auf der Gartenebene schafft Anreize zur gemeinschaftlichen Bespielung mit interessantem Ausblick.

WIRTSCHAFTLICHKEIT/MARKTFÄHIGKEIT

Der Vorschlag weist durch die Überarbeitung aufgrund der Zwischenbesprechung eine tiefere Dichte gegenĂŒber dem angestrebten Ziel aus dem Programm aus. Dem gegenĂŒber steht eine sehr gute FlĂ€cheneffizienz.

Der Nutzungs- und Wohnungsmix orientiert sich nahezu an den Vorgaben aus dem Programm. Die Wohnungen weisen bezĂŒglich typologischer Vielfalt, Orientierung zum Landschaftraum, Nutzbarkeit, Möblierung etc. durchwegs hohe QualitĂ€ten auf (auch wenn die WohnungsflĂ€chen teilweise etwas zu gross sind). Die Verkaufs- und DienstleistungsflĂ€chen sind rĂ€umlich vielfĂ€ltig und flexibel nutzbar. Sowohl die Gestaltung der Wohnungen als auch die DienstleistungsflĂ€chen lassen auf eine optimale Vermietbarkeit schliessen.

Mit dem Zusammenspiel von hoher MarktfÀhigkeit und klaren, durchgehenden Bau- und Erschliessungsstrukturen weist Projekt auch mit geringerer Dichte eine gute Wirtschaftlichkeit aus.

FAZIT

Der Beitrag liefert auf den unterschiedlichsten Ebenen spannende und ĂŒberzeugende Antworten. Der Autorenschaft gelingt es, auf den Ort und seine spezifischen Herausforderungen gezielt einzugehen. Bestehendes zu verstĂ€rken, Neues zu generieren und die beiden Welten zu einem Ganzen zu vereinen. Die MassstĂ€blichkeit der DurchgĂ€nge und Passagen, wie auch die Höhenentwicklung der GebĂ€udevolumen lassen gewisse Fragen offen.
Visualisierung

Visualisierung

Ebene 3

Ebene 3

Querschnitt

Querschnitt

Situationsplan

Situationsplan

Visualisierung

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