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Einladungswettbewerb | 08/2023

Gebietsentwicklung SETA Park in Wetzikon (CH)

Teilnahme

Stücheli Architekten

Architektur

Haag Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Aussenraum

‘Die Linie setzt sich fort’ zielt auf die bestehende Baustruktur mit einfachen, orthogonalen Gebäu- den, die sich auf dem schmalen Grundstück zwischen Bahnlinie und Strasse anreihen, ab. Diese Linearität soll verstärkt und weitergeführt werden mit Aufstockungen bei der Fabrik und dem 60er-Jahre Bau sowie zwei Neubauten Richtung Norden. Während die Fabrik entlang der Guyer- Zeller-Strasse mit einem länglichen, viergeschossigen Gebäude, auf die bestehende Fassade fluchtend, erweitert wird, erfährt der 60er-Jahre Anbau eine vollflächige Aufstockung und manifestiert mit seinen 24.90m eine neue Höhe im lokalen Kontext. Die beiden Neubauten, zwei identische, längliche Gebäude, nehmen die Fluchtlinie der Fabrikerweiterung auf und reihen sich mit etwas Abstand zum Seta Platz an. Die städtebauliche Anordnung erscheint auf den ersten Blick sehr schlüssig, zeigt aber bei einer näheren Betrachtung räumliche Unstimmigkeiten. So wirkt der Längsbau der Fabrik in seiner Höhe auf die Villa erdrückend und die Abstände der Neubauten zu den angrenzenden Gebäuden willkürlich. Die Passerelle verläuft räumlich gut nachvollziehbar zwischen Alt und Neu, wirkt aber aufgrund des umständlichen Umgangs mit dem Terrain eingeklemmt und wenig attraktiv. So erfolgt die Ankunft auf das Areal über Treppen und Liftanlagen und wird flankiert durch eine beengend wirkende Sitztreppe, die zum öffentlichen Hof mit Café und Restaurant im eigentlichen Untergeschoss führt. Gleichzeitig enthält die Idee, Strassen- und Gleisraum-Niveau unterschiedlich zu nutzen, vielseitige und spannende Momente.

Erschliessung und Verkehr

Die Adressierung sämtlicher Gebäude erfolgt über die Guyer-Zeller-Strasse, ist aber insbesondere bei den Bestandesbauten nicht selbsterklärend. Die Villa, als verbindendes und identitätsstiften- des Gebäude teilt durch ihre Lage die bestehende Fabrik in zwei identische Vorzonen auf, die unterschiedliche Bereiche erschliessen und entsprechend etwas verwirrend betreffend Adressierung sind. Dabei werden zum einen Anlieferung und Wohnbaueingang kombiniert und zum anderen der 60er-Jahre Bau und Lobby für die angrenzenden Gewerberäume in der Fabrik.

Ein weiterer Zugang zu den Wohnungen oberhalb der Fabrik liegt etwas abgelegen an der südlichen Ecke im Bereich der TG-Zufahrt, was einen gewissen Sicherheitskonflikt mit sich bringt. Der Entscheid, diese Fabrik-Wohnungen über einen Laubengang Richtung Gleisbau zu erschliessen, vermindert die Aufenthaltsqualität der privaten Aussenräume. Die linearen Neubauten hingegen sind klar organisiert und bilden eine schlüssige Adressierung für Gewerbe im Erd- und Wohnungen im Obergeschoss. Auch die unterirdische Parkierung ist effizient gelöst. Die bauliche Anpassung des Untergeschosses der Fabrik in eine zweigeschossige Tiefgarage scheint jedoch dem As- pekt der Wirtschaftlichkeit nicht standhalten zu können.

Architektur und Umgang mit der Bausubstanz

Die Aufbauten orientieren sich am zweigeschossigen Erscheinungsbild des Fabrikgebäudes. Mittels Betonfaserzement-Platten werden Rhythmisierung und Öffnungsverhältnis übernommen, während bei den Neubauten eine filigrane, räumliche Fassade mit vertikal gliedernden Elementen dem massiven Ausdruck des Bestandes mit einer gewissen Leichtigkeit entgegenwirken wollen. Die Materialisierung gleicht sich wiederum auch bei den Neubauten dem Bestand an. Insgesamt vermittelt die Überbauung ein materiell einseitiges und wenig allegres Bild.

Die gewählten unterschiedlichen strukturellen Systeme pro Typologie, wie Massivbau beim 60er Jahre Bau, Holzbau bei der Fabrik und Hybridbau bei den Neubauten sind gut nachvollziehbar begründet.

Das Wohnangebot ist über das gesamte Areal betrachtet reichhaltig und attraktiv. So bieten sich bei den Neubauten im Gleisraum zweigeschossige Wohnateliers mit eigenem Aussenbereich an, während in den Obergeschossen klassische durchgesteckte Wohnungen mit integrierter Loggia für hochwertigen Wohnraum sorgen. Der 60er Jahre Bau ist sehr effizient und erschliesst geschoss- weise 4 attraktive, kompakte Eckwohnungen und zwei einseitig ausgerichtete Kleinwohnungen. Die über den Laubengang erschlossenen Wohnungen sind durchgesteckt und seriell, bieten sich möglicherweise an für einen preisgünstigeren Wohnraum.

Besonders zu erwähnen ist die Halle als Erschliessungs-, Begegnungs- und Aufenthaltsbereich im Erdgeschoss der Fabrik. Sie ist sowohl inhaltlich als auch räumlich sehr überzeugend und bietet für das Gewerbe einen deutlichen Mehrwert.

Ökologische und ökonomische Werthaltigkeit

Das Projekt liegt mit der Wohnungsanzahl im oberen Bereich und weist zudem eine sehr hohe Flächeneffizienz auf. Auch die Etappierung ist gut durchdacht.

Schlussfolgerung

Das Projekt verfügt über einen hohen Präzisions- und Qualitätsgrad bei der Grundriss- und Schnittgestaltung. Diese wird leider bei der städtebaulichen Setzung und dem Umgang mit dem Aussenraum vermisst. Die übergeordnete städtebauliche Konzeption verlor sich stellenweise in lokal unterschiedlichen Themen und schwächt das Gesamtbild. Insgesamt handelt es sich um ein über alle Themen durchdachtes Projekt mit unterschiedlichen geschätzten Ansätzen.