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Einladungswettbewerb | 08/2023

Gebietsentwicklung SETA Park in Wetzikon (CH)

Teilnahme

agps architecture ltd.

Architektur

Karoline Kostka Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Aussenraum

Die Verfasser beabsichtigen ein pragmatisches Weiterbauen in der Tradition des Industriebaus. Drei sich gleichende Längsbauten; ein Laubengangtyp über dem bestehenden Fabrikteil, ein Loggia-Haus als dreibündiger Wohnblock mit einem Sockel sowie ein autonomes Gewerbehaus bestimmen die Gesamtkomposition. Das Gebäude aus den 60er Jahren wird abgebrochen und ein Sockelanbau ergänzt den Sockel des bestehenden Fabrikbaus. Mit den drei Längsbauten entsteht ein neues Ensemble, bei dem die Neubauten formal und volumetrisch klar dominieren. Auch wenn die bestehende Villa strassenseitig freigestellt wird, werden die bestehenden Fabrikbauten mit der Villa als historische Bauten in ihrer Wirkung marginalisiert. Dem Wunsch, aus Alt und Neu mit einer Differenzierung der Gebäudevolumen ein stimmungsvolles Ensemble zu bilden, wird somit nur teilweise nachgelebt.

Auf der Geleise-Seite werden beim Sockel-Anbau an die bestehende Fabrik gestalterische Elemente der bestehenden Fabrikfassade mit einer rhythmisierten Pilaster-Fassade übernommen, was einen interessanten Ansatz für die Verbindung von Alt und Neu bildet. Auf der Strassenseite dagegen wird beim Loggia-Haus kein entsprechender Zusammenhang hergestellt und das verglaste Erdgeschoss mit 5 Obergeschossen hat keinen gestalterischen Bezug zum bestehenden Fabrikbau.

Insgesamt bleibt auch die Fassadengestaltung etwas vage und lässt zu wenig eine Absicht zur Ensemble-Bildung aus historischen Altbauten und Neubauten erkennen.

Die Aussenraumgestaltung auf der Geleise-Seite ist als durchgehender Grünraum grosszügig ge- staltet. Längs des Gleisfeldes schafft der Gleisweg als öffentlicher Weg eine willkommene Anbindung an das Quartier. Eine schöne Besonderheit bildet der Gleisgarten.

An der Guyer-Zeller-Strasse wird der Raum vor den Gebäuden als öffentlicher Raum mit einer guten Adressbildung für die Gewerbe- und Ladenflächen gestaltet. Allerdings wirken die räumlichen Verhältnisse einengend. Eine Bocciabahn will den Kontakt unter den Bewohnern fördern. Ihre Lage schafft jedoch Probleme, indem sie den Längsraum vor den Läden besetzt und die Anlieferung erschwert. Auch erhält die wertvolle Blutbuche keinen speziellen Ort, sondern wird in eine Baumreihe eingefügt. Die Anordnung der Parkplätze zwischen den Baumreihen trägt nicht zur Aufwertung des Strassenbilds bei. Auch bei der Einbindung der Passerelle der Gleis-Querung sind die Verhältnisse zwischen und den Gebäuden beengend und es fehlt ein angemessener Vorplatz.

Architektonisches Konzept und Nutzungsqualität

Die angestrebte Durchlässigkeit von Gewerbefunktionen und Wohnen im Fabrikteil bildet einen interessanten Ansatz. Im Projekt führt er jedoch zu Konflikten im Umgang mit der historischen Bausubstanz. Das zeigt sich besonders in der Schnittlösung beim auf die Fabrikhalle aufgesattelten 4-geschossigen Wohngebäude. Es kommt zu komplizierten Raumüberlagerungen, welch nur teilweise qualitätsvoll sind, weil es an Tageslicht fehlt. Das Schweben des Gebäudes über der Fabrikhalle ist aus der Perspektive des Strassenraum kaum wahrnehmbar.

Begrüssenswert ist die Vielfalt der Wohnungstypen von pragmatischen Kleinwohnungen im Laubenganghaus bis zu räumlich differenziert gestalteten Maisonetten.

Die Erschliessung und die Adressierung der Wohnungen sind jedoch teilweise problematisch. So sind die Treppenhäuser des Laubenganghauses im Eingangsgeschoss schwer auffindbar und die langen Korridore entlang der Rückseite von Ladenlokalen, Nebenräumen, Parkierungsanlagen ohne natürliches Licht und räumliche Differenzierung sind wenig attraktiv.

Erschliessung und Verkehr

Insgesamt sind verschiedene Defizite bei der Organisation der Parkierung feststellbar. Sie betreffen die zu schmal dimensionierten Fahrwege bei den Autoabstellplätzen, die Lage und Zugänglich- keit der Veloabstellplätze in den Untergeschossen und die fehlenden ca. 190 Veloabstellplätze sowie die Senkrecht-Parkierung an der Guyer-Zeller-Strasse hinter dem Trottoir.

Ökologie und ökonomische Werthaltigkeit

Die Eingriffe in die vorhandene Struktur sind gross und der Abbruch des Gebäudeteils aus den 60er Jahren entspricht nur zum Teil dem angesagten pragmatischen Weiterbauen mit neuen Bausteinen. Das Beton-Rahmensystem schafft eine eher aufwendige Struktur mit einer zum Teil ungünstigen Stützenstellung in den Grundrissen der Wohnungen im EG und UG. Auch wenn im Laubenganghaus eine Kombination mit einem Holzbau vorgesehen ist, wird das Projekt nicht durchgängig von ökonomischen und ökologischen Ideen getragen.

Die gewünschte Nutzungsdifferenzierung in 30% Gewerbe und 70% Wohnen sowie die angestrebte Dichte werden erreicht.

Schlussfolgerung

Trotz der verschiedenen Qualitäten kann der Vorschlag in seiner Gesamtheit nicht überzeugen. Vor allem wird die Aura des historischen Ortes zu wenig spürbar.