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Offener Wettbewerb | 07/2022

Ersatzneubau Kiosk Stadthausanlage in Zürich (CH)

Bild 1

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4. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

LYRA / Lara Yves Reinacher Architekten AG / ETH SIA

Architektur

Herzog Architekten AG

Architektur

Erläuterungstext

TYPOLOGIE UND ORTSBAULICHE SITUATION
Durch das Wegfallen der Hecken und die Vervollständigung des Baumrasters wird die Wahrnehmung des Baumvolumens auf der Stadthausanlage von Aussen gestärkt, während das Erdgeschoss durchlässig wird. Der Kioskneubau soll sich, wie die bestehenden Kleinbauten auf der Anlage, diesen räumlichen Qualitäten unterordnen. Die abgerundete dreieckige Grundform ohne Vorder- und Rückseite lehnt sich an den ebenfalls allseitig orientierten Musikpavillon von Robert Maillart an, verleiht dem Gebäude jedoch eine eigenständige Präsenz innerhalb der Stadthausanlage. Durch die Rundungen fliessen die drei Fassaden kontinuierlich um das Haus und stellen einen formalen Bezug zu den Kleinbauten zwischen Paradeplatz und Bellevue her. Aus jeder Perspektive heraus präsentiert sich das Gebäude gleichwertig und ohne Hierarchie.
Die Nutzungen sind allseitig angeordnet, wobei die Hauptnutzungen jeweils in den Rundungen liegen. Das Marktbüro liegt an der nördliche Ecke zur Nationalbank hin orientiert. Die Anlieferung und der Zugang zum Kiosk liegt an der südlichen Ecke, während das Ausgabebuffet
an der westlichen Ecke angeordnet ist. Die Toilettenanlagen, das Züri WC und die Entsorgung sind von der Strassenseite her zugänglich.
Die platzseitigen Wandstücke zwischen den Ecken werden mit einer Sitzbank auf der südwestlichen und der integrierten Rückgabestation auf der nordwestlichen Seite bespielt.
Das Thema der Sitzbank wird auch um die südliche Ecke weitergezogen und so eine Aufenthaltsqualität auch ausserhalb von Öffnungszeiten geschaffen.
UMGEBUNG
Der neue Kiosk zeigt sich aufgeräumt: Grill und Rückgabestation
sind in das Gebäude integriert, so dass bis auf das Sitzmobiliar keine weitere lose Möblierung notwendig wird. Der Sitzplatz selbst legt sich selbstverständlich auf der südlichen Flanke um das Gebäude und kann im Sinne der reversiblen Raumbeanspruchung auf Veranstaltungen und Marktsituationen reagieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der neue Kiosk auf der Stadthausanlage, aufgebaut aus einem gleichschenkligen Dreieck mit abgerundeten Enden, steht im nordöstlichen Bereich des Platzes mit dem langen Schenkel parallel zur Fraumünsterstrasse. Zusammen mit dem zentralen Rondell von Robert Maillart und dem ersten öffentlichen Toilettenhäuschen für Frauen in der Stadt Zürich stellt er sich unaufgeregt in eine dreiteilige Reihung öffentlicher Kleinbauten, die gemeinsam eine Spannung und Identität erzeugen. Dank der moderaten Flächenausdehnung und Höhenentwicklung des kleinen Kioskgebäudes bleibt die zentrale Bedeutung des historischen Pavillons in der Mitte der Anlage unangetastet. Die wichtigen diagonalen bestehenden Wegbeziehungen werden ebenfalls erhalten. Der Standort des neuen Kiosks innerhalb der Anlage ist so gewählt, dass nur gerade ein einziger Baum gefällt werden muss. Nach aussen bleibt der Baumraster vollständig, was sowohl die Einheit der Kleinbauten als auch die Objekthaftigkeit des neuen Kiosks stärkt.

Die axialsymmetrische weiche Grundform mit dem ebenfalls abgerundeten, leicht vorspringenden Flachdach fügt sich behutsam in die geometrische Grundordnung der Stadthausanlage ein. Die Rundungen und die umfliessenden Fassaden geben dem neuen Kiosk eine allseitige Präsenz. Allerdings entsteht so auch ein unvorteilhafter Bezug zu den Verkehrsbauten am Bellevue und am Paradeplatz.

Die Tragstruktur besteht aus einem Skelettbau aus Ortbeton mit einem ringförmigen Unterzug und schafft eine Analogie zum Maillart-Pavillon. Die nichttragenden Innenwände und die Flachdachkonstruktion bestehen aus gedämmten, vorfabrizierten Holzelementen. Ein mit Jurakalk aufgehellter und durch Sandstrahlung verfeinerter Sichtbeton, strukturierte Türfelder und Rahmen aus Baubronze, feine Holzarbeiten und runde Verglasungen an den Enden geben dem neuen Kiosk einen hochwertigen und eleganten Ausdruck.

Die Ausgabestelle als zentrale Publikumsnutzung ist erwartungsgemäss auf die Platzseite hin ausgerichtet. Die runden Formen sind für den Einbau der Gerätschaften und für den Kioskbetrieb nicht ideal. Zudem erzeugt die konkave Form der Theke im Innenraum knappe Platzverhältnisse. Zwei Oberlichter hellen die nicht einsehbaren, geschlossenen Bereiche auf. Die direkte Verbindung des Kioskraums mit der kleinen Personalgarderobe, der Entsorgungsstation und der Anlieferung mit dem unterirdischen Lager ist betrieblich sinnvoll. Die Wendeltreppe ins Untergeschoss ist allerdings wenig alltagstauglich. Zudem liegt sie an einer ausgesprochen prominenten Stelle. Das Büro der Marktpolizei ist im abgerundeten spitzen Ende auf der Seite zur Nationalbank hin platziert. Ein Abtausch mit dem gegenüberliegenden Abgang ins Lager wäre allenfalls sinnvoll, zumal sich damit auch der Überblick für die Marktaufsicht verbessern liesse. Nutzungen und Standorte stimmen hier hinsichtlich ihrer Bedeutung noch nicht ganz überein.

Diverse Sitzbänke laden auch ausserhalb der Öffnungszeiten zum Verweilen ein. Auf der langen Schenkelseite zur Fraumünsterstrasse hin sind gut auffindbar die Toiletten- und Entsorgungseinrichtungen aufgereiht. Bezüglich der Geschossflächen und dem Gebäudevolumen liegt der Beitrag leicht über dem Durchschnitt, was sich in der Vorprüfung entsprechend abzeichnet in den Bereichen der Wirtschaftlichkeit und der ökologischen Nachhaltigkeit.

Dank seiner Setzung innerhalb der Stadthausanlage und dank dem Erhalt des äusseren Baumrasters wird der neue Kiosk klar als Teil der historischen Stadthausanlage wahrgenommen. Wegen seiner moderaten Grösse, seiner Allseitigkeit und wegen seiner hochwertigen Konstruktion und Materialisierung vermag er die hochgesteckten Anforderungen an diesem bedeutenden Standort sehr weitgehend einzulösen. Bezüglich Ikonografie und Kioskbetrieb bleiben jedoch einige Fragen unbeantwortet.
Bild 2

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Situation

Situation

Grundriss

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Ansicht

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