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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2019

Neugestaltung der Verbauungsanlagen der Bondasca und Maira sowie neuer Verkehrsanlagen in Bondo (CH)

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 30.000 CHF

Conzett Bronzini Partner AG

Bauingenieurwesen

Caprez Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Eichenberger Revital SA

Wasserbau

Architekturbüro Clavuot

Architektur

Müller Illien Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

mavo Landschaften

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Ausgehend von einer präzisen Analyse von Landschaft und baulich - historischem Kontext präsentieren die Projektverfasser für die verschiedenen Eingriffe einen Entwurf in einem einzigen Guss: Die Brücken werden nicht als selbständige Bauten den Strassen hinzugefügt, sondern zusammen mit den Strassen als ein zusammenhängendes Bauwerk gesehen und aus der Landschaft herausgeformt.
Damit erreichen sie in der Topographie einen ausserordentlich ruhigen Verlauf der oberen Horizontlinie von Brücken und Strassen. Diese werden somit – analog zu den grossen Alpenstrassen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als ein in sich geschlossenes Ganzes in der Landschaft gesehen und die massiven Schutzdämme mit einer sensiblen, angemessenen Freiraumgestaltung in den historischen Siedlungskontext integriert.


Bereich Kantonsstrasse, Brücken Bondasca und Spizarun

Das im Vorprojekt von den Anforderungen des Wasserbaus zwingend höhergesetzte Strassenprofil wird nicht als Dammschüttung, sondern mit flankierenden Stützmauern aus Naturstein als selbständiges Bauwerk in der Landschaft ausgebildet. Die Brücken mit einem unterhalb der Fahrbahn liegenden Tragwerk sind darin integriert und auch im Überlastfall robust. Damit findet einerseits eine Differenzierung der Strassenbauwerke von den Schutzdämmen statt, andererseits vermag das Strassenbauwerk mit seiner feineren Volumetrie im Schwemmfächer eine neue Ordnung zu generieren. Wichtig bleibt in diesem Zusammenhang die Materialisierung in Naturstein, womit das Strassenbauwerk aus der Landschaft gleichsam herauszuwachsen vermag.
Geschickt ist das Konzept der Dumper-Pisten in die Gesamtanlage integriert, kann doch damit auf die in der Landschaft störenden Abfahrten auf der Tunnelseite verzichtet und im Bedarfsfall ein kreuzungsfreier Betrieb erreicht werden. Die Lage der neuen Bushalte- und Umsteigstelle ist auch im siedlungsbaulichen Kontext sinnvoll angelegt und wird mit einem Weg auf der südwestlichen Dammkrone zusätzlich gestärkt.
Optimierungspotential ist im südwestlichen Auslauf des Strassenbauwerks in der Feinjustierung im Bereich des Abbiegers zur Brücke Spizarun und der Einfahrt nach Bondo vorhanden, ohne das grosse Thema der Gesamtanlage zu schwächen: Würde die Brücke allenfalls etwas talauswärts verschoben, können Strassenprofil und Kreuzung ab der Bondascabrücke noch etwas tiefer gelegt und grosszügigere Verhältnisse für die Zufahrt nach Bondo und zur Postautohaltestelle geschaffen werden. Die Beibehaltung des Kreisels ist aus Sicht der Verkehrssicherheit zu prüfen. Damit kann allenfalls auch die für den Abbieger notwendige, unschöne Ausweitung der Bondascabrücke eliminiert werden.


Bereich Punt

Punt ist als Verbindungsweg von Bondo zu den Crotti und weiter nach Promontogno in der Kulturlandschaft des Bergells von höchster Bedeutung. Den Verfassern gelingt es, in einer zunächst überraschenden Lösung diese historisch und emotional bedeutende Verbindung wiederherzustellen: Für den Brückenzugang werden die im Siedlungskontext massiv erhöhten Dammkronen nicht bestiegen, sondern in einem geometrischen Bogen talwärts umgangen. Das ist einerseits funktional, andererseits im tradierten siedlungsbaulichen Kontext wichtig, kann doch damit in der Höhenabwicklung das frühere Längsprofil des Weges und entlang der Crotti der ursprüngliche Wegverlauf beinahe vollständig wiederhergestellt werden. Die Brücke ist als Trog mit asymmetrischem Fahrbahnquerschnitt ausgebildet und zum historischen Siedlungskontext gehörig mit Naturstein belegt. Analog zur Bondascabrücke wird in dieser Disposition wiederum eine ruhige obere Linienführung von Brücke und Strasse in der Topografie erreicht. Die Aussichtsqualitäten der früheren „Promenade“ bleiben erhalten und werden sogar noch gestärkt.


Freiraumgestaltung

Eine sensible und angemessene Freiraumgestaltung unterstützt das Gesamtkonzept der baulichen Anlagen wesentlich: Auffallend sinddabei die engen Verbindungen zum siedlungsbaulichen Kontext. Zwischen den Schutzdämmen werden die Ränder, soweit vom Wasserbau her möglich, volumetrisch feinjustiert und präzisiert. Das Bepflanzungskonzept ist hier extensiv und wird den Bedingungen des Wasserbaus angemessen angepasst. Dammkronen und die Abschlüsse ihrer Rollierungen sind in einfacher Weise präzise gestaltet und zum Teil als Wegverbindungen ausgebildet. Die am Siedlungsrand räumlich bestimmenden Schutzdämme werden mit der Anlage von
Stufengärten konzeptionell geschickt und attraktiv in den Kontext des historischen Dorfes eingebunden.


Fazit

Strata folgt in hohem Masse den Anforderungen des von den unumgänglichen Schutzbauten geprägten Vorprojektes, schafft es aber, diese schwierigen Bedingungen in ein sowohl funktional als auch gestalterisch überzeugendes Gesamtprojekt zu überführen, das auch dem heiklen landschaftlichen und siedlungsbaulichen Kontext gerecht wird und gleichzeitig eine eigene Geschichte zu erzählen vermag.
Strata zeigt, dass die Verfasser einen angemessenen Spielraum trotz den engen Rahmenbedingungen geschickt nutzen und daraus einen sehr überzeugenden Lösungsvorschlag zu generieren vermögen.