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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2021

Neubau St. Luzibrücke zwischen Chur und Maladers (CH)

2. Rang

Preisgeld: 40.000 CHF

Santiago Calatrava

Architektur, Bauingenieurwesen

Dr. Bernasconi AG

Geologie

avo ag – Baukompetenzen

sonstige Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt basiert auf einem guten Gesamtkonzept. Es ermöglicht den grössten unbeeinträchtigten Freiraum zwischen den Auflagern und unterhalb der Fahrbahn. Die Lage tief im Tal bietet durch die Schrägseilkonstruktion Vorteile gegenüber Bogenlösungen. Aus der Altstadt betrachtet, erscheint dieses Bauwerk sehr leicht und fern. Die Konstruktion wurde gegenüber der Präqualifikation sehr gut weiterentwickelt. Die strassenbaulichen Makel in den Anschlussbereichen konnten ausgeräumt werden. Aeroelastische Massnahmen gewährleisten ein gutes dynamisches Verhalten der Fahrbahn unter Windeinwirkung. Der gelochte Windshield dient gleichzeitig als Suizidschutz.
Die Bauausführung kann von beiden Pylonen her ohne weitere Inanspruchnahme der Talflanken erfolgen. Das Tragkonzept im Bauzustand entspricht dem Endzustand und vermeidet so überflüssige Stahltonnagen.
Im lokalen Kontext findet das obenliegende Tragwerk nicht durchwegs Unterstützung. Es konkurriert mit den Bergspitzen und es stellt sich die Frage, warum obenliegend, wenn unten so viel Platz vorhanden ist.
Die rückwärts geneigten Pylone und deren durch die kompakte Ankeranordnung und den Kraftfluss entstehende Form überzeugt. Die langen Randspannweiten sind sehr innovativ an den Widerlagern gegen Abheben verankert, sodass gleichzeitig ein Einspannmoment am freien Ende eingeleitet wird.
Die Widerlager sind als Gegengewichte ausgebildet, damit auf permanente Felsanker verzichtet werden kann. Betreffend Dauerhaftigkeit wirft das Gelenk am Widerlageranschluss Fragen auf. Dieses erinnert an sogenannte Gerbergelenke, welche nicht dauerhaft sind.
Die Hohlräume in den Pylonstützen sind von der Betonersparnis her kaum gerechtfertigt und schaffen zusätzlich zu inspizierende Räume. Der Brückenquerschnitt ist funktional konsequent; die Aluminiumpaneele finden jedoch bezüglich Erfordernis, Erscheinungsbild
und Materialwahl keine Akzeptanz.
Die Hauptmassen bewegen sich im üblichen Bereich. Die verwendeten Betone bis C50/60 sind mit Gesteinskörnungen aus dem Kanton Graubünden schwer zu erreichen.
Die Jury äussert sich kritisch zu einer obenliegenden Konstruktion. Die kühne
Konstruktion wird jedoch politisch auch als Chance gesehen.
Die Lärm- und Lichtemissionen im Bereich Brandacker sind hoch und beeinträchtigen die Gebäudegruppe.
Die permanente Unterhaltsplattform erleichtert den Zugang zur Brückenuntersicht, was die Dauerhaftigkeit positiv beeinflusst.
Das Projekt ist sehr ausführlich bearbeitet und die Pläne sind mit vielen detaillierte Skizzen hinterlegt.