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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2021

Eine neue Brücke für den Langsamverkehr zwischen Au und Lustenau (CH / AT)

2. Rang

Preisgeld: 22.000 CHF

Conzett Bronzini Partner AG

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Beitrag «dreifahr» ist ein äusserst disziplinierter und auf das Wesentliche reduzierterter Brückenentwurf. In perfekter Geometrie spannt der schlichte Steg auf drei schlanken, sich seitlich nach oben verjüngenden Pfeilern über den Alpenrhein. Die Darstellung von Schnitten, Details und Bauablauf sind von beeindruckender Klarheit. Der generelle Verzicht auf die im Programm geforderten Aufenthaltsbereiche auf der Brücke oder im Projektperimeter wird von der Jury als Statement interpretiert: die eigentliche Attraktivität des Freiraums stellt die Linearität der Dämme mit ihren Wegen und künftig auch das RHESI-Projekt dar und soll nicht mit einer punktuellen Gestaltung kontrastiert werden, die aus dem Brückenprojekt hervorgeht. Deshalb endet die Gestaltung bereits an den Enden der Brücke, wo das Staketengeländer lediglich noch in Richtung Dammweg leicht abgebogen wird. Auch mit der Positionierung des Widerlagers auf Vorarlbergber Seite wird die Brücke eher als dammverbindendes denn als siedlungsverbindendes Element wahrgenommen und wird mit dem Kaschieren der Zugangsbereiche durch Baumpflanzungen vollends Teil der Damm- und Flusslandschaft. Auf einen visuellen Bezug aus dem Siedlungsraum wird deshalb verzichtet. Die Veloanbindung an die Kirchstrasse erfolgt über eine nachgewiesene 6%-Rampe auf Niveau der L 203. Diese Anbindung ist pragmatisch, aber durchaus funktional und soll in einer spätern Phase in eine parkartige Gestaltung integriert werden.

Die Brücke besteht aus einem Stahlhohlkastentragwerk, welches über vier Felder mit 51.50 – 72.00 – 90.50 – 72.00 m Spannweiten trägt. Bei den Widerlagern ist der Hohlkasten 0.65 m stark. Zur Achse des Hauptgerinnes hin steigt die Stärke parabelförmig auf 2.12 m an. Die maximale Längsneigung beträgt 4.8%. Der zusammengeschweisste Hohlkastenträger ist zur Aussteifung im Innern mit Längsrippen und Querschotten bestückt.

Die eingesetzten Materialien bestehen vorwiegend aus Beton, wetterfestem Stahl und Edelstahl. Der Gehweg ist mit einem Hartsplitt bestreuten Gussasphalt von 45 mm Stärke versehen. Die Entwässerung erfolgt über das Dachgefälle des Querschnitts hin zu den seitlichen Einlaufschächte mit angeschlossenen Edelstahlrohre direkt in den Rhein.

Die Lagerung des Brückenträgers wird über klassische Linienkipplager sichergestellt. An den drei Stützenköpfen sind feste Lager vorgesehen. Beim Widerlager werden längsbewegliche Lager eingebaut. Hier sind auch entsprechende Fahrbahnübergänge zur schadlosen Aufnahme der Bewegungen aus Temperatur geplant. Alle horizontalen Einwirkungen in der Brückenlängsrichtung werden so über die drei Pfeiler abgetragen. Die Pfeiler sind flach fundiert. Die Widerlager sind auf Mikropfählen fundiert.

Aufgrund der vorliegenden Berechnungen sind keine unzumutbaren Schwingungen zu erwarten. Sollten in der weiteren Bearbeitung des Projekts dennoch Bedenken über den Komfort aufkommen, wäre es gut möglich in Feldmitte der Zentralöffnung einen Schwingungstilger anzuordnen.

Die in der Werkshalle hergestellten Brückenelemente werden auf dem Vormontageplatz auf beiden Seiten zu Elementen mit 2x 46 m, 1x 90 m und 1x 104 m Länge zusammengeschweisst. Zwei Elemente werden anschliessend auf Seite Lustenau mittels 500 t Pneukran nacheinander eingehoben und zusammengeschweisst. Dazu ist dort eine temporäre Abstützung im Vorlandbereich notwendig. Darauffolgend werden die zwei vormontierten Elemente Seite Schweiz mit einem Raupenkran eingehoben.

Die voraussichtlichen Baukosten der Brücke inklusive Unvorhergesehenen belaufen sich nach Angabe PV auf CHF 7.0 Mio. exkl. MwSt.

Zur besseren Anbindung der neuen Langsamverkehrsbrücke an den Kombi-Radweg und den Radstreifen an der Reichstrasse L 203 wird vorgeschlagen, den vorhandenen Zebrastreifen beim alten Zollgebäude mit einer Radfurt zu ergänzen und im Bereich südlich der Einmündung der Kirchstrasse einen zusätzlichen Zebrastreifen ebenfalls inkl. Radfurt vorzusehen.

Die Brücke besticht durch den eleganten Längsschnitt und die schlichte Gestaltung. Der Entscheid, durch die Platzierung des Wiederlagers Lustenau auf einen visuellen Bezug zum Siedlungsraum und auf brückenbezogene Aufenthaltsorte zu verzichten hat zu kontroversen Diskussionen geführt und gab letztlich den Ausschlag für den zweiten Rang.