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Offener Wettbewerb | 07/2022

Neubau Haus der Physik und Technologie-Zentrum am Campus Technik der Universität Innsbruck (AT)

1. Preis

mohr niklas architekten ZT GmbH

Architektur

Filippo Bolognese Images

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Leitidee für den Masterplan mit seinen hohen städtebaulichen Qualitäten aus der ersten Wettbewerbsstufe wurde bereits in der ersten Stufe beschrieben und wird in der zweiten Stufe konsequent beibehalten. Der bereits sehr gut ausgearbeitete Entwurf wurde geschärft und präzisiert. Der Neubau des HdP übernimmt logisch und selbstverständlich das bestehende orthogonale System des Unicampus von Prachensky/Heiss und wird als in sich verzahnte Kammstruktur auf einem Sockelbaukörper weitergeführt.

Eine zentrale Magistrale verbindet sämtliche Funktionsbereiche auf allen Ebenen zu einem großen Geflecht. Die Erschließungslandschaft führt über zwei großzügige Treppen aus den Eingangsbereichen im EG ins OG1 und verästelt sich feingliedrig weiter in die oberen Geschosse. Die Sockelzone wird in zwei Teile unterteilt: den nördlichen Bereich mit allen öffentlichen Funktionen und Lehrbereichen und den südlichen Bereich mit Werkstätten und Laboren. Der große Hörsaal wird in klassisch abgetreppter Disposition zweigeschossig unmittelbar neben dem lichtdurchfluteten Eingangsatrium situiert. Die Organisation der Labore erfolgt über die vier Ebenen UG, EG, OG1 und OG2. Zwei Innenhöfe garantieren Belichtungen teilweise bis in die Untergeschosse. Daran angegliedert finden sich auch die tagesbelichteten Kontrollräume. Die auf den Sockelbaukörper aufgesetzten drei- bzw. viergeschossigen Kammstrukturen folgen in ihrer Höhenstaffelung der Flughafensicherheitszone und beinhalten vorwiegend Institutsbereiche und Abteilungen. Die Anlieferung für HdP und TZ erfolgt über einen gemeinsamen Manipulationshof.

Das Technologiezentrum wird als versetzte Baufigur vorgeschlagen. Im Überlappungsbereich der beiden Längsschenkel entsteht eine kommunikative Mitte mit Erschließung und Lufträumen. Das System erlaubt eine größtmögliche Bandbreite an Bürogrößen und -kopplungen. Im Kopfbereich wird ein kleiner Lebensmittelladen mit Bistro vorgeschlagen.

Die Gebäudehülle der beiden Neubauten ist geprägt durch ein Holz-Aluminium-Fassadensystem samt aufgesetzten Lisenen aus Horizontalprofilen in Brüstungsebene und Vertikalprofilen im Gebäuderaster. Die Fassadengestaltung der beiden Baukörper von HdP und TZ ist eng verwandt, aber nicht ident. Sie sind in Helligkeit und Profilierung fein differenziert und entwickeln jeweils ein ruhiges und homogenes Erscheinungsbild.

Die Errichtung einer eingeschossigen Tiefgarage wird in Frage gestellt und die Unterbringung der Fahrzeuge neu entwickelt. Eine dreigeschossige Hochgarage in Systembauweise deckt den momentanen Bedarf und kann durch Aufstockung und Abbau auf den Stellplatzbedarf des Campus reagieren. Es wird damit Budget freigespielt und vermieden, Ungewissheit in Beton zu gießen. Die gewählte Lösung bietet ein realistisches Szenario und Grundlage für einen autofreien Campus mit „echter“ grüner Mitte.

Das HdP ist funktional für die Nutzung in Forschung und Lehre sehr gut geeignet. Der mittig gelegene Hörsaal erlaubt die Begegnung von Studierenden Lehrenden im Zentrum des Gebäudes. Im Foyer finden sich Aufenthaltsgelegenheiten für Studierende und Gäste, sowie der Zugang zur Physik-Ausstellung. Von der Vorlesungsvorbereitung ist der direkte Zugang zur Hörsaalbühne gewährleistet. Die Seminar- und Praktikumsräume sind im 1. und 2. OG gut erreichbar. Die meisten Forschungslabore sind im UG und EG vorgesehen. Sie lassen den Aufbau von Experimenten bei minimierter Störung durch äußere thermische oder mechanische Einflüsse erwarten. Die weiteren Labore im 1. und 2. werden für weniger empfindliche Experimente vorgesehen. Die Büros in den oberen Geschossen sind über die zentrale Magistrale, sowie über Aufzüge und Treppenhäuser, entlang kurzer Wege an die unteren Geschosse angebunden. Die vorgeschlagene Büroanordnung erlaubt es, die finalen Bürogrößen in der Detailplanung an den genauen Bedarf der Arbeitsgruppen anzupassen.

Im Sinne der Ökologie und Nachhaltigkeit kann man von einem sehr stimmigen Gesamtentwurf sprechen. Es wurden von der hohen Dichte bis zur PV-Anlage, oder die Wärmerückgewinnung in der Lüftungsanlage alle nötigen Punkte berücksichtigt. Einzig manch konstruktive Elemente der Decken könnten im Sinn der Nachhaltigkeit in jenen Bereichen wo möglich verbessert werden.

Das Projekt zeigt ein umfassendes Haustechnik-Konzept, das dieser Phase des Wettbewerbes entspricht. Es weist ein vollständiges Schachtkonzept und genügend Technikräume für die weitere Detailplanung auf, sodass ein in sich stimmiges Haustechnik-Konzept in Abstimmung zum Entwurf zu erkennen ist.

Der Projektvorschlag überzeugt auf allen Ebenen der Beurteilungskriterien. Vom Städtebau bis zur Landschaftsidee, von der Gebäudestruktur bis zur Erscheinung, vom bodensparenden Konzept bis zur Mobilitätslösung, von der großen räumlichen Vielfalt bis zur Oberfläche, von der Funktionalität bis zur Nachhaltigkeit, vom Energiekonzept bis zur Wirtschaftlichkeit in Erstellung und Betrieb.