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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2021

Ersatzneubau Haspel A für die Bergische Universität Wuppertal

1. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

Andreas Schüring Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

TUFFI & PRÖPPI UND DER CAMPUS HASPEL

Durch zwei neue kompakte Volumen wird zum einen eine klare, städtebaulich Kante generiert und zum anderen zwei unterschiedliche Höfe innerhalb des Campus für mannigfaltige zukünftige Nutzungen ermöglicht.

Der neue Baukörper in Verlängerung des HB Gebäudes (TUFFI) bildet zusammen mit einem neuen Foyer an der Stirnseite des HB Gebäudes, eine besondere Eingangssituation in den Campus hinein. Der Schoolwalk wird dadurch gefasst und aufgewertet. Beiläufig wird hier Hochschule sichtbar. Die gedeckte Schaufensterfassade im EG lässt sie daran subtil teilhaben und macht die Hochschule erlebbar.

Ein zweiter schmaler transparenter Baukörper (PRÖPPI) verbindet den neuen Campuseingang mit dem Eingang des prächtigen Altbestand (HD). Ein gedeckter Vorbereich über dem EG beider Baukörper lotst in den Campus hinein.

Durch die beiden Volumen wird der Campus in einen Werkhof und einen Grünhof gegliedert. Der ruhige Grünhof steht in der typologischen Tradition traditioneller Universitäten.

Der Werkhof wird gefasst durch die Labore und Werkstätten und durch die grüne Hanglage mit der ikonischen Schwebebahn. Eine neue Fußgängerbrücke über die Wupper, als Verlängerung der Pauluskirchstraße bindet das gegenüberliegende Hartufer näher an den Campus an und bindet die dortigen Parkplätze ein.

TUFFI

Beide Volumen werden über eine gemeinsame Eingangshalle erschlossen, sind dann aber entsprechend des Rauprogrammes unterschiedlich typologisch aufgestellt: TUFFI ist als klassischer Geschossbau mit Mittelzone organisiert und ist dadurch wirtschaftlich flexibel für Büros, Seminare oder auch der Labore. Im EG befindet sich ein Teil der Ausstellungsfläche. Die oberen 3 Geschosse sind ähnlich organisiert: kleinere Büros befinden sich primär an der Westfassade, größere Labore und Seminarräume sind am Werkhof orientieren.

Das Tragwerk ist eine flexible und robuste Stahlbetonskelett im 5 Meter Raster mit horizontalen Brüstungselementen, die in der Fassadengestaltung als Bandfassade eine starke horizontale Gliederung erzeugen. Trennwände aus nachhaltigen Baustoffen lassen sich im Ausbau alle 1,25 m an die Fassade anschließen. Sie ist aus Aluminium Streckmetall und läuft im oberen Bereich als wartungsarmer fester Sonnenschutz über die Fensterebene hinweg und verleiht ihr eine weiche textile Anmutung.

PRÖPPI

Die gläserne Vitrine im Zentrum des Campus übernimmt alle besonderen Funktionen und wird beide Höfe und die Schwebebahn durch sein transparent zur Schau gestelltes Innenleben visuell miteinander verbinden und zur Identifikation mit der Hochschule beitragen. Sie ist analog zur Schwebebahn als schlanker moderner Stahlbau mit einer Ganzglasfassade und textilartigem oberen Sonnenschutz an der südlichen Grünhofseite versehen. Die vorgelagerte ephimere Struktur verbindet beide Baukörper über das Treppenhaus und Brücken miteinander. Rückseitig ist sie nicht nötig und es ergeben sich für die Fahrgäste der Wuppertaler Schwebebahn tiefe Einblicke in das Gebäude der Werkstatt und dem Campus.

Der Hörsaal im OG kann durch Akustikvorhänge flexibel von der Ausstellung abgetrennt werden. Belüftet wird diese Ebene über Lüftungsklappen und Lamellenfenster.

Als von weitem sichtbares Zeichen von Bildung setzt die Bibliothek als stimulierendes modernes Lernzentrum mit Panoramablick den obere Abschluss des Baukörpers.

Mitarbeit: Daniel Leseberg, Julius Weritz, Sarah Pollak

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der städtebaulichen Setzung von zwei kompakten Gebäudevolumen erfährt der Hochschulcampus eine klare städtebauliche Neufassung. Das in Verlängerung des Gebäudes HB vieggeschossige Gebäude ergänzt auf selbstverständliche und maßvolle Weise das bestehenden Gebäudeensembles. Der dazu in gleicher Höhe winkelförmig angeordnete Gebäuderiegel lässt zwei wohlproportioniere Höfe mit unterschiedlicher Nutzungs- und Aufenthaltsqualität entstehen. Der grüne Hof schafft neue gemeinschaftliche Mitte, in der alle Wege zum Campus und innerhalb des Campus zusammengeführt werden, so dass der Campus gut mit den angrenzenden Nutzungen verbunden wird und insbesondere der Brückenschlag zum Berufskolleg gelingt. Durch den Werkhof öffnet sich der Campus nach Norden zur Wupper und gewährt sowohl Ausblicke in den Landschaftsraum als auch Einblicke auf den neuen Campus. Auch lässt die städtebauliche Positionierung weitere Entwicklungsoptionen für das Laborgebäude (HF) zu. Dieser klare Konzeptansatz findet seine Fortführung in der Organisation der Grundrisse und Nutzungsverteilung. Im Gebäude 'Tuffi' sind die als Dreibund organisierten Regelfunktionen, wie Büros und Seminarräume, gut organisiert. Die Ausstellungsfläche im EG ist direkt vom Eingang erschlossen und kann sowohl als offener als auch eigenständiger Ausstellungsbereich genutzt werden. Wasserbaulabor und Werkstatt sind gemäß der Aufgabenstellung ebenfalls im EG verortet. Über eine vorgelagerte Eingangshalle werden alle Geschosse und Nutzungseinheiten erschlossen, die Grundrisse bestechen durch ihre klare Organisation, die sowohl gute Orientierung bietet und als Raum für flexible Nutzung gewährleisten. Das über eine Brücke angeordnete Gebäude 'Pröppi' nimmt die großvolumigen Nutzungen auf. Hier überzeugt insbesondere das Zusammenspiel von Ausstellung und zweigeschossig angelegtem Hörsaal im 1. Obergeschoss, was ebenfalls vielfältige Nutzungsoptionen eröffnet. Das vorgeschlagene Konstruktionsprinzip von Stahlbetonmassivkonstruktion und Stahlbaukonstruktion mit einer vorgehängten semitransparenten Streckmetallfassade verleiht den Neubauten einen eigenständigen, der Aufgabe angemessenen Gesamtausdruck. Insbesondere begeistert die Klarheit der Fassadenkonzeption und das Spiel von Geschlossenheit und Transparenz der Gebäudevolumen, welche in Abhängigkeit von den jeweiligen Lichtverhältnissen der Tageszeit die Gebäude als geschlossene Volumina oder als aus sich heraus illuminierte Gebäudevolumina wirkungsvoll als öffentliches Gebäude erlebbar werden lassen. Aussagen bzw. Nachweise zur Nachhaltigkeit werden jedoch nicht benannt. Die Flächenkennwerte liegen im mittleren Bereich, zusammen mit der kompakten Bauweise ist eine wirtschaftliche Realisierung zu erwarten. Das gewählte Gebäudegrundraster sichert die Flexibilität für zukünftige Nutzungnderungen. Insgesamt liefert das Konzept einen wertvollen Beitrag, der auf selbstverständliche Weise sowohl die städtebauliche Neuordnung und Aufwertung des Hochschulcampus als auch die architektonischen Anforderungen an die Neubauten hervorragend erfüllt.