modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 09/2013

Leben am See - Wohnhaus in Arbon

Seeansicht

Seeansicht

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

Ackermann Architekt BSA SIA AG

Architektur

Rotzler Krebs Partner GmbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt sieht ein kompaktes, rund 100 Meter langes und 18 Meter hohes GebĂ€ude mit 76 Wohnungen vor, das durch markante Vor- und RĂŒcksprĂŒnge gegliedert ist. Um den Bau vielschichtig mit der Umgebung zu verzahnen, verzichten die Verfasser auf einen vertikalen Akzent und prĂ€sentieren einen rund 6-geschossigen liegenden Baukörper, der versucht sich in die Stadtsilhouette einzuordnen. Ein Durchgang schafft Zugang zum See und gliedert geschickt die privaten und öffentlichen AussenrĂ€ume. Wie selbstverstĂ€ndlich wird das „Fenster zum See“ in die Anlage miteinbezogen.

Das Appartementhaus ist zurĂŒckhaltend gestaltet. Die liegende horizontale Ausrichtung ermöglicht optimale BezĂŒge zum See und zu den grĂŒnen HĂŒgelzĂŒgen. Die mehrfache Verformung des GebĂ€udes erlaubt eine Akzentuierung der Innen- und AussenrĂ€ume. Einem Eingangsbereich gegen die Bahnhofstrasse wird seeseitig ein privater GrĂŒnraum gegenĂŒbergestellt. Restaurant und Saal bilden das sĂŒdliche Ende des GebĂ€udes gegen den See.
Anstelle eines zurĂŒckgesetzten Attikageschosses bildet ein kompakter Kranz den Abschluss des GebĂ€udes. Dies ist formal nachvollziehbar. Im Gebrauch sind die reduzierte Fensterhöhe und die innenliegenden „Atrien“ wenig verstĂ€ndlich. Das GebĂ€ude wirkt trotz vieler QualitĂ€ten anonym und bildet auch mit dem Durchgang eine Barriere zwischen Siedlungsstruktur und See.

Die Verfasser schlagen eine grosszĂŒgige Freiraumgestaltung mit ineinander verschlungenen GrĂŒn- und BelagsflĂ€chen und einer klaren Zuordnung der AussenrĂ€ume vor. Das „Fenster zum See“ ist Teil dieser Uferpromenade und bietet einen öffentlichen Zugang zur Tiefgarage.
Das Baufeld wird als von GrasflĂ€chen begrĂŒnte Einheit gelesen, die lokal mit platzartigen Ausweitungen und einer dem Nutzungskonzept entsprechenden, geschwungenen Durchwegung durchsetzt ist. Gegen die Strasse befindet sich im hofartigen Einzug des GebĂ€udes eine angemessene Vorfahrt mit Durchgang zur Seeseite und den teils separaten WohnungszugĂ€ngen. Die Zufahrt in die Tiefgarage dĂŒrfte so nicht funktionieren.
Die Freiraumgestaltung zeigt dort ihre StĂ€rken, wo der Aussenraum den Bewohnern zur VerfĂŒgung stehen könnte. Die promenadenseitige Sockelmauer organisiert den Raum in seinen Öffentlichkeitsstufen gut. Die freie Sicht auf den See wird den Bewohnern gefallen. Die grosszĂŒgige und einfache BegrĂŒnung mit hochstĂ€mmigen EinzelbĂ€umen im öffentlichen Blickfenster zum See ist nachvollziehbar. Sie ist aber in ihrer gestalterischen Kraft auch etwas beliebig.
Die öffentlichen Bereiche des GebĂ€udes sind kompakt am sĂŒdlichen Kopf des GebĂ€udes angeordnet. Ein Foyer verbindet den Saal, der gegen den Bahnhof sowie das Restaurant und gegen den See orientiert ist. Es profitiert von attraktiven AussenflĂ€chen. RĂŒckwĂ€rtig ist die KĂŒche organisiert, deren Anlieferung ĂŒber die Vorfahrt entlang der Bahnhofstrasse erfolgt. Trotz hervorragender Adresse scheint das Raumangebot der öffentlich zugĂ€nglichen Einrichtungen eher durchschnittlich und knapp bemessen.
Alle Wohnungen sind auf zwei Seiten orientiert. Den aufgefĂ€cherten WohnrĂ€umen sind jeweils seitlich IndividualrĂ€ume zugeordnet. Loggien und Terrassen gegen alle Himmelsrichtungen erlauben Sichtkontakte in die attraktiven LandschaftsrĂ€ume. Die Wohnungen sind, trotz entsprechender Absichten der Verfasser, wegen der komplizierten Grundform kaum fĂŒr individuelle Ausgestaltungen der Grundrisse anpassbar. Vor allem die Wohnbereiche sind heterogen, beliebig und schwierig zu möblieren. Die Verbindung der Erdgeschosswohnungen mit den hochwertigen AussenrĂ€umen wird nicht aufgezeigt.

Die tragenden Teile der GebĂ€udestruktur sind vertikal durchgĂ€ngig und in den oberirdischen Geschossen als StĂŒtzen ausgebildet. Vier Kerne mit eleganten TreppenhĂ€usern erschliessen 3- bis 5-spĂ€nnig die Wohngeschosse und steifen das GebĂ€ude aus. Die Fassaden sind aus einfachen Elementen aufgebaut. Durchgehende, meist geschosshohe FensterbĂ€nder unterstreichen die grosszĂŒgige Erscheinung des GebĂ€udes. Die umlaufenden, vor die Fenster gesetzten BrĂŒstungen bestehen aus 8 cm tiefen StĂ€ben aus Aluminium, die je nach Blickrichtung unterschiedliche rĂ€umliche Wirkungen entstehen lassen.

Die kompakte Form des GebÀudes und dessen Ausrichtung lassen eine wirtschaftliche Erstellung und einen nachhaltigen Betrieb erwarten.

Der Versuch, an diesem Ort auf die Umgebung mit WinkelzĂŒgen zu reagieren, scheint grundsĂ€tzlich möglich, fĂŒhrt aber gleichzeitig zu einer SchwĂ€chung der PrĂ€senz des Raumes, der sich doch an prominenter Lage befindet und auf eine klare, stĂ€dtebaulich akzentuierte Antwort zu warten scheint. Das Projekt wird der Besonderheit der Lage nicht gerecht. Dies wegen einer im Grunde unverbindlichen Architektursprache, die das GebĂ€ude eher zu einem anonymen Firmensitz mit eigenem Betriebsrestaurant werden lĂ€sst, als zu einer Wohnresidenz am Ufer des Bodensees.
Strassenansicht

Strassenansicht

Situationsplan

Situationsplan

Regelgeschoss

Regelgeschoss

Attikageschoss

Attikageschoss