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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2015

Ersatzneubauten Bahnhaldenstrasse 29 und 31

Gewinner / mit der Weiterbearbeitung beauftragt

Sergison Bates architects

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche Einbettung in die Umgebung
Das Umfeld an der Bahnhaldenstrasse wird von den Projektverfassenden als ein Gebiet eingestuft, in welchem die Häuser und die Landschaft in direktem Bezug zueinander stehen. Die zu bebauenden Parzellen sind am Übergang von Stadt und Landschaft. Typologisch sind die zwei Gebäude als Solitäre gestaltet. Mit einer konvexen Form schieben sie sich in den durchgängigen Grünraum entlang der Eisenbahnlinie. Ihre Erscheinung ist in Anlehnung an den Bestand entlang der Bahnhaldenstrasse orthogonal organisiert. Mit der Rückstaffelung des kleineren Hauses entsteht eine platzartige Ausweitung am Ende der Strasse. Mit der Faltung der Gebäudekörper am Zwischenraum wird eine räumliche Durchlässigkeit vom Strassenraum zum parkähnlichen Gartenraum geschaffen. Der Solitär-Charakter der Bauten wird damit nochmals betont, vor allem die kleinere der beiden Bauten wirkt wie eine Stadtvilla.

Architektonischer Ausdruck und Materialisierung
Die Gebäudeform entsteht aus dem Zusammenspiel der inneren Raumorganisation und den Anforderungen der benachbarten Bauten nach Proportion und Masstäblichkeit. Die Fassade ist aus vertikalen geschlossenen Bändern unterschiedlicher Höhe und Breite aufgebaut. Auch die Fenster sind vertikal angeordnet und bilden stehende Bänder in Metall und Glas. Die Loggien als aufgelöste Betonstruktur fügen sich selbstverständlich in die äussere plastisch gestaltete Hülle ein. Die Fassade ist mit keramischen Platten verkleidet. Sie vermittelt einen gehobenen Standard, der mit den Kostenzielen der Auslober überprüft werden muss. Die Split Level-Erschliessung des Hauses der Kirchgemeinde dient dazu, diesen Gebäudekörper harmonisch in die leicht abfallende Topografie einzufügen.

Qualität und Funktionalität der Wohnungen
Der geforderte Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss, an prominenter Lage zum Zwischenraum und nach Westen orientiert, ergänzt die reine Wohnnutzung. Er hat an dieser Lage das Potenzial zum Meeting-point der Bebauung zu werden. Die beiden Hauszugänge sind voneinander abgewandt. Der eine steht in direktem Bezug zur Bahnhaldenstrasse, der andere öffnet sich zum Landschaftsraum. Eine subtile Differenzierung, die den beiden Gebäuden Unabhängigkeit verschafft. Die Zufahrt und die Organisation der Parkierung erzeugen beengte Verhältnisse beim Haus Meli und zu wenig Distanz zu den Zimmern der Erdgeschosswohnung im Haus der Kirchgemeinde. Grosszügige Erschliessungsräume verbinden den Hauszugang mit dem Treppenhaus, das mit Tageslicht erhellt ist. Die Treppenhäuser mit Aufenthaltsqualität haben aus Sicht des Beurteilungsgremiums jedoch Optimierungsbedarf. Die Raumzonierung schöpft die Möglichkeiten des grossen Treppenhauses zu wenig aus. Die Wohnungen werden über einen gut proportionierten Eingangsraum betreten. Daran angeschlossen sind die orthogonal organisierten Individualbereiche und die Wohnnebenräume. Die Wohn-/Ess- und Kochbereiche sind als spannungsreiches Raumkontinuum konzipiert. Die Terrasse und ein Cheminée zonieren den Wohnraum in einen Wohn- und Essbereich. Leider wurde diese schöne Raumkombination nicht in allen Wohnungen durchgehalten. Dank der aufgefalteten Fassade ergeben sich diagonale Ausblicke und weite Sichtachsen in den Grünraum. Die nahe Nachbarschaft ist damit elegant aus dem Blickfeld gerückt womit eine hohe Wohnqualität geschaffen wird. Die gemäss dem Raumprogramm nachgefragte Nutzungsflexibilität wird mit einem selbstständigen Appartement pro Geschoss nur teilweise erfüllt. Diese Lösung ist aus Sicht des Beurteilungsgremiums aus wirtschaftlichen und bautechnischen Gründen in Betracht zu ziehen. Der Verfassende wird aber aufgefordert sein, den Wohnungsschlüssel flexibler auszulegen, indem beispielsweise die Wohnungsgrössen mit Wechselzimmern den Marktbedürfnissen flexibler angepasst werden.

Attraktivität und Nutzbarkeit des Aussenraums
Die Umgebungsgestaltung präsentiert sich nur als Absichtserklärung. Sie ist in ihrer konzeptuellen Absicht nachvollziehbar. Die privaten Aussenräume der Erdgeschosswohnungen und mögliche Nutzungen des Grünraums durch die übrigen Bewohnenden sind nicht ausformuliert. In diesem Bereich hat das Projekt noch einen Bearbeitungsbedarf, trotzdem ist gut erkennbar, das die Bedürfnisse der beiden Eigentümerinnen abgeholt werden können.

Bauökonomie
Das Projekt erzielt mit rund 3'000 CHF pro m2 Geschossfläche den zweittiefsten Primärkennwert (CHF pro m2 Geschossfläche) mit einer optimalen Anzahl von 31 Funktionseinheiten. Es nutzt die Hauptnutzfläche (64%) optimal aus. Das vorliegende Konzept ist das kostengünstigste im Verhältnis zu den Funktionseinheiten. Auch im Verhältnis von CHF pro m3 Gebäudevolumen zeigt es den günstigsten Wert auf. Der Glasanteil beträgt von 36%.

Schlusswürdigung
Den Projektverfassenden ist es gelungen, mit einer unangestrengten Typologie und einer interessanten Volumetrie die Verdichtung städtebaulich zu meistern. Die Gebäudevolumen und der Landschaftsraum wurden von den Verfassenden als gleichwertige Elemente in Beziehung gesetzt. Im Vergleich mit den übrigen Projekten weist das Projekt vom Team Sergison Bates die beste Wirtschaftlichkeit auf und realisiert die grösste Anzahl Wohnungen.