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Projektwettbewerb | 05/2017

Wohnüberbauung Reichenbachstrasse 118

buena vista

4. Rang / 4. Preis

neff neumann architekten

Architektur

Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG

Bauingenieurwesen

pbp ag engineering

TGA-Fachplanung

RMB Engineering AG

Bauingenieurwesen

b+p baurealisation ag

Projektsteuerung

Beurteilung durch das Preisgericht

Drei parallel zur Hügeltopografi e gesetzte Bauvolumen prägen die neue Situation und defi nieren einen stark längsgerichteten Zwischenraum, welcher das Raumkontinuum des Wohnheims Rossfeld im Norden mit der archäologischen Fundstätte und der Kirche im Süden verbindet. Durch die kompakte Lage des sechsgeschossigen Baus an der Reichenbachstrasse und die parallel und versetzt dazu stehenden zwei siebengeschossigen Bauten an der östlichen Hangkante wird die volumetrische und aussenräumliche Wirkung in einen für den Ort grenzwertigen Massstab verdichtet. Fragen stellen sich insbesondere bei der Setzung der beiden östlichen Bauvolumen, einerseits was die Nähe und damit Dominanz an der Hangkante betrifft, andererseits was die räumliche Überlagerung der beiden Bauten anbelangt. Zudem erscheint die städtebauliche Absicht einer NordSüd-Achse im Nutzungskontext wie auch in der Ausgestaltung diffus, ebenso die Aufenthaltsqualität für die Bewohnerschaft.
Die öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss des Hauses West an der Reichenbachstrasse mit Bibliothek, Tagesschule und Basisstufe werden direkt von der Strasse über vorgelagerte, allerdings nicht sehr attraktive, Spiel- und Aufenthaltsbereiche der Schule erreicht.
Die Adressierung der Wohnbauten erfolgt zwischen den Gebäudezeilen, einer Zone mit weiten Längs- und Diagonalbeziehungen, gestaltet mit Pfl anzgarten und Spielfl ächen. Der Bezug dieses gemeinsamen Aussenraums zu den einzelnen Wohnungen resp. privaten Aussenräumen ist wenig erkennbar und gemeinschaftsfördernd. Das Haus West entspricht einer Typologie mit Zweispännern und Ost-West-ausgerichteten Wohnungen mit diagonalen Raumverschränkungen. In den Häusern Ost wird bereits im Erdgeschoss Clusterwohnen angeboten, ausgenommen in den nördlichen Bereichen, wo ein Gewerbeteil und ein Gemeinschaftsraum geplant sind. Einzelne Abstellplätze für Velos und Kinderwagen befi nden sich jeweils im Treppenhaus. Das Erschliessungssystem beruht auch hier auf einem Zweispänner. Durch ein rhythmisches Ausknicken der Ostfassade werden für die einzelnen Wohnungen Sichtbezüge nach Süden geschaffen und mit attraktiven, tiefen Loggien ausgebildet. Im Zen
trum der Wohnungen bilden Hallen die räumlichen Angelpunkte, bieten Platz für den Ess- und Aufenthaltsbereich, erschliessen die einzelnen Zimmer und verbinden mit der Loggia. Trotz räumlichen Qualitäten sind dabei die Aspek te der Nutzungsüberlagerungen und der Belichtungsqualitäten kritisch zu prüfen.
Der architektonische Ausdruck wird stark durch die das Gebäudevolumen ausstülpenden Loggien geprägt. Insbesondere an der hangseitigen Fassade der Häuser Ost wird die Plastizität sichtbar und erhalten die räumlichen Abwicklungen eine entsprechende Gestaltkraft. Horizontale Decken- und Balkonstirnen kontrastieren mit einer feinen vertikalen Fassadenstruktur. Dabei bleibt in der Zeichenhaftigkeit etwas – wenn auch eher Schematisches – hängen, das nicht nur Bilder eines kostengünstigen, gemeinnützigen Wohnungsbaus erscheinen lässt.
Die Gebäude werden in Mischbauweise mit Betonwänden und -decken sowie Holzelementen vorgeschlagen. Die Fassaden sind mit hinterlüfteten, vertikal gerillten Faserzementplatten verkleidet. Die vorgeschlagenen Material- und Konstruktionsprinzipien erscheinen robust, gebrauchsfähig und langlebig. Die im Grundkonzept kompakte Bauweise erhält über die Loggien eine recht grosse Fassadenabwicklung. Mit den vorgeschlagenen konstruktiven und gebäudetechnischen Massnahmen (Fernwärmenutzung, Fensterlüftung, Wärmepumpe, Photovoltaik) erscheinen die geforderten Ziele der 2000-Watt-Areal-Zer tifi zierung denkbar. Dies gilt auch für die Kostenvor gaben, die als gut erreichbar eingeschätzt werden.
Die Qualitäten des Projekts buena vista liegen weniger in der herausfordernden städtebaulichen Setzung, als vielmehr in der Ausgestaltung der Wohnungen und dem Versuch, für möglichst alle Einheiten gleiche Bezüge zur Nähe des gemeinsamen Zwischenraums als auch zur Weite des Aarebogens und zur südlichen Fernsicht zu planen. Doch es bleibt eine nicht ganz bewältigte Ambivalenz zwischen privat oder gemeinschaftlich orientiert, wie auch zwischen fein gestaltet oder eher roh artikuliert.