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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2021

Ersatzneubau SAW Alterssiedlung Werdhölzli in Zürich Altstetten (CH)

3. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

Niedermann Sigg Schwendener Architekten

Architektur

Johannes von Pechmann Stadtlandschaft GmbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Projektvorschlag manifestiert sich als markante volumetrische Setzung mit einer hohen physischen Präsenz. Es ist glaubhaft, dass sich das Gebäude in der dispersen Umgebung, die ihre städtebauliche Identität noch nicht abschliessend gefunden hat, auch langfristig behaupten kann. Ein in Höhe und Grundriss gestaffelter Hauptbau entlang der Bändlistrasse orientiert sich zum Süden hin, währenddem ein viergeschossiger Gebäudeteil zur Tramschlaufe hin ein Gegenüber bildet. Die Gebäude werden auf einen gut 1 Meter hohen Sockel gestellt, was für den Zugang eine Schwelle darstellt und direkte Adressierungen von der Strasse her erschwert. Die volumetrischen Abstaffelungen setzen sich in einer rhythmisierten Gestaltung der Fassade fort, die über eine Hierarchisierung der Höhenentwicklung geschickt die Massstäbe der bis zu zehn Geschosse hohen Volumen kontrollieren und gliedern. Die Materialisierung als Komposit-Fassade unterschiedlicher Elemente erzeugt trotz Repetition und Geschoss-Wiederholung eine abwechslungsreiche, ausgewogene und wohnliche Atmosphäre. Über zwei grosszügige Freitreppen und zwei Rampen gelangt man auf das EGNiveau. Eine gewisse Repräsentation wird vermittelt, die durch die funktionale Gestaltung der Rampen und Feuerwehrzufahrten abgeschwächt wird. Über einen überhohen Eingangsbereich, führt ein öffentlicher Verbindungsraum, der als Begegnungskorridor mit Sitzgelegenheiten genutzt werden kann, zu den einzelnen Treppenkernen und zum Garten. Leider wurde auf eine direkte Adressierung an der Bändlistrasse verzichtet, was dem Charakter einer Wohnüberbauung geholfen hätte. Die geometrische Gestaltung der Strassenbereiche im Süden und Westen des Aussenraums hebt sich deutlich von der inneren, grünen Zunge ab, die sich mit verschlungenen Wegen und geschwungenen Formen ausstreckt und einen zentralen Raum mit langen Bänken und kleinen Wasserflächen integriert. In nachvollziehbarer Weise wird die Tagesbetreuung im Osten mit eingebunden. Outdoor- Fitness und Pflanzgärten befinden sich im Übergang zum bestehenden Schrebergarten. Vermisst wird die Einbindung des Parkplatzes an der nördlichen Grundstücksgrenze in das Ganze. Die drei Bäume und der Asphaltbelag differenzieren sich stark von der Atmosphäre der dichten Vegetation und des Kopfsteinpflasters im Innenraum. Die meist zweispännigen Wohnungen sind relativ aufwändig über 5 Treppenhäuser erschlossen. Die Wohnungen im 9- und 10-geschossigen Teil sind durchgehende Nord-Süd Wohnungen mit gutem Wohnwert. Sie verfügen gegen Nord und Ruhe hin über einen Balkon und zusätzlich zu Süd und Aussicht hin über einen Wintergarten. Die Wohn-/Essräume sind zweiseitig ausgerichtet und gut zoniert. Einzig die Bäder sind vom Schlafzimmer nur über den Essraum zu erreichen, was ein gewisser Nachteil ist. Im viergeschossigen Teil in Richtung Tramschleife sind die kleineren Wohnungen einseitig nach Osten ausgerichtet. Die Clusterwohnungen sind im Osten in einem separaten zweigeschossigen Teil angegliedert und gut organisiert. Die Gewerbeflächen liegen in den Obergeschossen und werden weder wirtschaftlich noch ortsbaulich einen Gewinn darstellen. Das Projekt ist noch nicht wirtschaftlich im Sinne einer Realisierung. Es ist ein durchschnittlich ressourcenaufwändiges Projekt durch den Verzicht einer Einstellhalle im UG; jedoch schlagen die aufwändige Massivbauweise und die vielen Kerne negativ zu Buche. Darüber hinaus wird die Tageslichtversorgung kritisch beurteilt und es ist noch zu wenig Fläche für die PV-Anlage vorgesehen. Der Umgang mit dem Thema Lärm wurde gewürdigt. Ein geschützter, lärmabgewandter Aussenraum sowie lärmabgewandte Schlafzimmer bei guter Wohnqualität mit Südbezügen überzeugen. Das Projekt punktet mit einer präzisen städtebaulichen Setzung und einer markanten Präsenz. Das Gebäude passt sich durch seine durchdachte und gelungene Volumetrie dem Stadtraum an, distanziert sich aber nicht nur physisch in der Höhe zur Stadtebene, sondern auch in seiner Haltung zum Stadtraum. Die Fassade verbindet eine angemessene Gliederung und Massstäblichkeit mit wohnlichen Elementen. Das Erdgeschoss erinnert eher an Institutionen als an einen Wohnungsbau. Die Verbindung zum öffentlichen Raum könnte viel direkter sein und Wohnadressen ausbilden.