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Studienauftrag | 11/2021

Überbauung Kappelmatt in Schwyz (CH)

Visualisierung Kappelmatt

Visualisierung Kappelmatt

Teilnahme / 2. Phase

Scheitlin Syfrig Architekten

Architektur

LAND SCHAFFT GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Grundstück befindet sich an hervorragender Lage, am Fuss des Bergmassivs Mythen. Der Entwurf greift die Massstäblichkeit und Körnigkeit des Schwyzer Siedlungsbildes auf und strebt anstatt eines Bebauungsmusters eine lockere Setzung an, die auf die einzigartige Lage reagieren und dabei den Charakter einer offenen Wiese beibehalten kann. Angelehnt an die repräsentativen Herrenhäuser organisiert sich der Projektvorschlag in zwei Cluster die quer zum Hang angeordnet sind und jeweils aus vier Mehrfamilienhäuser bestehen. Insgesamt beinhalten die acht Gebäudekörper 77 Wohneinheiten, die sich in zwei Typologien aufteilen. Im Ersten befinden sich jeweils drei Wohnungen im Regelgeschoss, die dank drei geschickt platzierten Schaltzimmern eine grosse Vielfalt von 2.5- bis 5.5-Zimmer-Wohnungen erlauben. Der Wohnraum entwickelt sich rund um die Loggia. Um die maximale Individualität und Flexibilität zu ermöglichen, kann der Aussenraum im Grundriss unterschiedlich positioniert sein. Jeder Baukörper kann so auf die Nachbargebäude und Sichtblicke reagieren, jede Wohnung ist unterschiedlich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Setzung von acht Punktbauten in zwei Gruppen – eine Gruppe entlang dem Nietenbach und eine zweite gegen Osten im Hang gelegen – greift das Thema des „Wohnens in der freien Wiese“ auf. Wie bei keinem anderen Projekt vermag die lose Anordnung der quadratischen, optisch als drei- bis viergeschossig in Erscheinung tretenden Baukörper den fliessenden Raum des Wiesen-Hangs zu wahren. Im städte-baulichen Gesamtbild überzeugt die Setzung, indem die Körnigkeit des gesamten Quartiers sehr adäquat aufgegriffen wird. Im Schwarzplan fügt sich die Neubebauung respektvoll und kaum wahrnehmbar in den be-stehenden Kontext ein. Mittels feiner Konzentrationen zu kaum wahrnehmbaren Baugruppen werden drei wichtige Effekte erreicht: Ein spür-barer räumlicher Abschluss des Wohnquartiers zwischen Mättivor und Chappelmatt gegen den Nietenbach, kleinere untergeordnete Raumzonen zwischen den Neubaukörpern untereinander und gegenüber an-grenzenden Bestandsbauten sowie das Freispielen des Gadenhauses.

Die ortsbauliche Grundanlage mit zwei Gruppen präzise platzierter Punktbauten – am Bach und am Hang – bindet die Neubebauung sensibel und respektvoll in den Kontext ein. Der Hang bleibt so im Zentrum offen und spürbar. Die Wiesenlandschaft kann weiterhin in der ortstypischen Weise durch den Siedlungsraum fliessen, die lockeren Baumpflanzungen stärken dieses Bild. Die Privatgärten sind geschickt an Gebäude angegliedert und in den natürlichen Geländeverlauf gebettet. Diese Grundhaltung ist sehr zu loben.

Schwer nachvollziehbar ist jedoch der Umgang mit der Erschliessung. Die Haupterschliessung der bachseitigen Gebäudegruppe durch den Gewässerraum und das Tobel ist nicht praktikabel. Die Organisation der zentralen Zufahrt wäre besser auf die Situation und die Nachbarparzelle abzustimmen. Der bestehende öffentliche Fussweg am oberen Rand des Perimeters wird vermisst, er ist beizubehalten.

Nicht alle Haupteingänge der Gebäude sind von aussen über das Weg-netz hindernisfrei mit einem Gefälle unter 6 % erschlossen. Die zentrale Zufahrt erschliesst die zum Teil tief unter Terrain liegende Sammelgarage rationell, ist aber nicht optimal auf die Situation und die Disposition der Wohnbauten abgestimmt. Eine direkte Anbindung der beiden nördlichen Punktbauten an die Tiefgarage wird vermisst.

Über den grosszügig angeordneten Hauszugang im Erdgeschoss gelangt man über das im Gebäude mittig platzierte Treppenhaus in die einzelnen Wohnungen. Mit der mittigen Platzierung des Treppenhauses resultieren für die innere Organisation der einzelnen Wohnungstypen kurze Erschliessungswege. Der Auftakt in die Wohnungen erfolgt über das knapp bemessene und in der Form korridorartig gestaltete Entree. Ab dem Entree öffnet sich mit Wohn-, Ess- und Kochbereich die grosszügig gestaltete und drei Fassaden belegende Raumfigur der gemeinschaftlichen Räume. Demgegenüber sind die individuellen Zimmer als zelluläre Raumkammern gehalten und mit unterschiedlicher Platzierung an die gemeinschaftlichen Räume angebunden. Die zumeist in der Wohnung mittig platzierten, in der Fläche und Bestückung knapp gehaltenen Nasszellen sind für Gemeinschaft- und Individualräume folgerichtig positioniert. Mit der orthogonalen Raumstruktur und der im Bereich der Individualräume annähernd quadratischen Raumformen resultiert eine flexible Möblierbarkeit.

Die Wirtschaftlichkeit ist steigerungsfähig, weil die angestrebte und mögliche Anzahl Wohnungen, basierend auf dem vorgegebenen Wohnungsmix, unterschritten ist und die Wohnungen zum Teil zu gross sind. In Verbindung mit verhältnismässig hoch zu erwartenden Tiefbaukosten werden die wirtschaftlichen Ziele mit der geringen Wohnungszahl nicht erreicht.

Gesamthaft betrachtet handelt es sich bei diesem Vorschlag um ein sorg-fältig in die Topografie und die Umgebung eingegliedertes, massstäbliches und gut ins Siedlungsbild von Schwyz integriertes Konzept, das aufgrund seiner geringen Wohnungszahl und Dichte jedoch ungenutztes Optimierungspotenzial enthält. Dieses ist im Zusammenhang mit zwingenden Verbesserungen der Areal-Erschliessung zu nutzen.