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Offener Wettbewerb | 06/2023

Betreutes Alterswohnen Wangensbach in Küsnacht (CH)

Visualisierung

Visualisierung

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 12.000 CHF

Architekt Giulio Galasso

Architektur

Landschaftsarchitektin Natalia Voroshilova

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der Setzung eines gegliederten vier- bis fünfgeschossigen Gebäudes gelingt den Verfassenden eine interessante volumetrische Komposition und eine gute Einpassung in den Kontext. Subtil und gut austariert steht das Gebäudevolumen im Dialog mit den beiden Bestandsbauten Landhaus und Ökonomiegebäude und schafft gemeinsam mit ihnen gut proportionierte Freiräume. Das zeugt von grosser Sensibilität für den Ort und von angemessenem Respekt für das prägende Erscheinungsbild des einst herrschaftlichen Landgutes Wangensbach.
Der beim Landhaus übereck angeordnete, mit Säulen ausgezeichnete Hauszugang wird mit einer um die Ecke greifenden Laube des Neubaus beantwortet, die als Aussenterrasse des Bistros dient. Sie orientiert sich zur Platzmitte hin und lädt Besuchende, aber auch Passanten ein, den Ort zu beleben. Grossformatige Steinplatten liegen teppichartig in einer Chaussierung und akzentuieren die hausnahen und intensiv genutzten Aufenthaltsbereiche. Dieser feingewobene Belagsteppich bindet das Gebäudeensemble Alt und Neu zusammen und verleiht ihm eine neue Identität.
Als Hauptzugang zum neuen Gebäude wirkt eine etwas zurückversetzte Halle, auf dem Niveau des Parkes. Sie kann sowohl über den schattigen Vorplatz gegenüber dem Ökonomiegebäude, wie auch von Süden her über einen geschützten Gartenbereich betreten werden. Sie ist Treffpunkt und Gemeinschaftsraum und wirkt als Mittelpunkt des Hauses. Im Garten gliedern Gehölze und Pflanzinseln den Raum und Kräuterbeete bereichern das Nutzungsangebot. Auch die Veloabstellplätze sind hier neben den Büroräumlichkeiten untergebracht, was an dieser Stelle etwas irritiert.
Das Vegetationskonzept besteht aus niedrigen Koniferen und Schlingpflanzen, die als dichte vegetative Einfassungen der Aussenräume wirken. Dies vermag nicht zu überzeugen. Wie in der Visualisierung ersichtlich, fehlt in diesem Kontext der Bezug zum mehrheitlich heimischen Pflanzenbestand und es entsteht kein Ganzes.
Problematisch ist der Bereich entlang der Strasse. Das Haus steht 3 m zu nahe an der Baulinie, wodurch die Anlieferung nicht wie gefordert innerhalb des Baubereiches zu liegen kommt.
Das Projekt präsentiert ein interessantes sozialräumliches Konzept. Die Wohnungen liegen an zwei voneinander getrennten Treppenhäusern, die beidseits der Eingangshalle starten, auf Strassenniveau separat von aussen zugänglich sind und im Dachgeschoss auf einer gemeinschaftlich nutzbaren Terrasse münden. Auf jedem Geschoss werden die Wohnungen über kleine Begegnungsräume erschlossen, die zusätzlich über einen Laubengang miteinander verbunden sind. Damit ergibt sich eine schöne Vielfalt an Möglichkeiten, sich durch das Haus zu bewegen – ob diese Räume wie in den Visualisierungen gezeigt möbliert werden können, ist aber zu bezweifeln. Eine geschossverbindende Öffnung im horizontalen Fluchtweg im Haus West verbindet diesen Hausteil räumlich über alle Geschosse hinweg, müsste aber aus Brandschutzgründen verglast werden. Hier wäre es im 1. Obergeschoss besonders angebracht, dass dieser Ort eine sinnvolle Nutzung erhält, was allerdings in Anbetracht seiner Funktion als Fluchtweg kaum denkbar ist.
Das Wohnungsangebot ist vielfältig und bis auf die 4.5-Zimmer-Wohnungen räumlich interessant. Alle 25 Wohnungen sind gut besonnt und verfügen über einen attraktiven Ausblick. Hinsichtlich Lärm benötigte das Projekt Anpassungen, um bewilligungsfähig zu werden. Die Ausbildung der erwünschten Schlafnischen ist gelungen, auch wenn sie teilweise etwas gar knapp geraten sind.
Der architektonische Ausdruck des Gebäudes ist schwer zu fassen. Es formuliert sich klar als Wohnhaus, was grundsätzlich richtig ist. Seine umlaufende horizontale Gliederung wirkt aber gegenüber dem Landhaus unentschieden und vermag die Laube mit ihren Säulen nicht zu integrieren. Unklar ist zudem sein Verhältnis zur Topografie – ein Sockel scheint nicht ausgebildet zu sein. Der Auftritt des Hauses an der Strasse ist leider nicht dargestellt. Nachdem es seine Adressierung klar im Inneren des Areals verortet, wäre dies besonders interessant.
Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit liegt das Projekt im Durchschnitt der Projekte der engeren Wahl. Während der Kennwert HNF zu GF gut ist, schlägt die grosse Gebäudeabwicklung negativ zu Buche. Die Aspekte der Nachhaltigkeit sind nicht genügend berücksichtigt. Das Gebäude ist wenig kompakt, der Massivbau muss über einen konstruktiven Tisch abgefangen werden und der Fensteranteil ist relativ hoch. Dadurch wird in der Erstellung und im Betrieb viel Energie benötigt.
Insgesamt liegen die Qualitäten von Phaistos primär in seiner sehr sorgfältig austarierten Volumetrie und der damit einhergehenden harmonischen Eingliederung in den Kontext. Das aus Einzelvolumen zusammengesetzte Haus ergibt viele attraktive und vor Lärm geschützte Wohnlagen, was besonders gewürdigt wird. Das interessante Konzept der „zwei Häuser in einem“ hat Qualitäten, generiert aber ein für die erwarteten 30–40 Bewohnenden ein unangemessenes Angebot an Räumen für informelle Begegnungen. Es ist zu befürchten, dass die Halle als Herz des Hauses allzu häufig leer bleiben wird.
Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Schnitt

Schnitt