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Offener Wettbewerb | 11/2023

Neubau Mehrfamilienhaus Steinlig in Bassersdorf (CH)

Strasse

Strasse

5. Rang / ein 5. Preis

Preisgeld: 5.000 CHF

Duelapis Architektur

Architektur

Magdalena Gabrysiak-Dzielicka Architektin

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ARTURO
Der Projektstandort befindet sich am topografischen Rand des Steinlig-Viertels (1), am Fusse eines bewaldeten Hügels, wo zahlreiche geschützte Bäume und eine üppige Vegetation einen Übergang zwischen der festen Struktur der Stadt und der offenen Landschaft darstellen.
Der Entwurf für das neue Pfarrhaus soll die vorhandenen Qualitäten betonen. Alle Bäume wurden erhalten und die Topographie wurde nur minimal verändert. Das neue Haus steht mit seiner Fassade aus gestrichenem Holz im Dialog zum Garten und integriert sich in diesen. Das Volumen entfaltet sich zwischen dem Laub der Bäume und das Dach schafft eine archetypische Beziehung zur Vegetation. Die Tektonik des Gebäudes interpretiert typische lokale Konstruktionen neu (2) und erzielt ein Ergebnis, das eher einem grossen Holzhaus als einem Mehrfamilienhaus ähnelt.

Die Eingänge, der Parkplatz und das Pfarrbüro
Ein Fussweg verbindet die beiden Eingänge des Hauses: Über diesen erreicht man als Erstes das Pfarrbüro, welches von der Strasse aus gut sichtbar ist, und anschliessend den Erschliessungsbereich der Privatwohnungen. Das Büro ist auch von innen über einen privaten Eingang vom Treppenhaus aus leicht zugänglich. Der offene Eingangsbereich wird durch die Volumetrie des Gebäudes und dessen Setzung im Bezug auf die bestehenden Bäume gut lesbar, so dass ein intimer gemeinsamer Raum für die Bewohner entsteht, in dem der Schatten der Vegetation zum Verweilen einlädt.
Die sechs Garagen sind von der Nordseite des Gebäudes zugänglich. Die Lage des Parkplatzes im Erdgeschoss minimiert sowohl die ökologischen als auch die finanziellen Auswirkungen des Projekts, ohne die Qualitäten des bestehenden Gartens zu beeinträchtigen.
Landschaft und Garten
Die Identität des Ortes leitet sich stark von der Etymologie seines Namens ab, der der Gemeinde bis heute bekannt ist: Steinlig. Der Garten des Hauses, der durch eine klare Topografie und zahlreiche geschützte Bäume gekennzeichnet ist, wird durch eine ungreifbare Grenze definiert, die durch eine weiterführend Krautschicht verwischt wird.
Der Garten ist als ein Netz von Steintrittwegen angelegt, mit der Absicht, die unverbundenen Teile wieder zusammenzufügen. Der organisch geformte Steinrhythmus kontrastiert mit dem stark gegliederten Eingangsweg. Der Garten bietet eine Vielzahl von räumlichen und botanischen Erfahrungen, die Steinpfade begleiten. Je nach Tages- und Jahreszeitenlicht führt der Weg an der Frühlingsgeophytenwiese, dem sommerlichen Kiefernunterholz, der treppenartigen Farnschlucht und dem Gemeinschaftsbrunnen vorbei oder durch sie hindurch. Der Weg führt weiter durch die Schottereinfahrt zu den barrierefreien Parkplätzen in der Garage sowie zu den temporären und privaten Fahrradstellplätzen.

Wohnungsprogramm und Typologie
Das Mehrfamilienhaus besteht aus sechs Wohnungen: eine 5,5Zi, zwei 4,5Zi, zwei 3,5Zi und eine 2,5Zi.
Im Erdgeschoss verfügt die Pfarrerwohnung über eine grosszügige Terrasse und einen nach Süden ausgerichteten Garten. Das Wohnzimmer, das mit der Küche verbunden ist, hat eine Ost/ Süd/West-Ausrichtung. Ideal, um die Sonnenstrahlen zu geniessen, die tagsüber durch das Laubwerk gefiltert werden. Ein Atelier ist in den Garten eingetaucht und öffnet sich zum Wohnzimmer mit einer Doppeltür.
Das L-förmige Volumen ermöglicht eine ideale Ausrichtung nach Süden und Westen für die Wohnbereiche und Terrassen und nach Osten für die Zimmer. Im Südflügel des Gebäudes befindet sich eine Dreizimmerwohnung mit überhöhter Raumhöhe, in welcher auch das Giebelständige Dach im Innenraum erlebbar wird. Im Westflügel konnte dank des Höhenunterschieds des Grundstücks eine Zweizimmerwohnung für junge Paare im zweiten Dachgeschoss geschaffen werden.
Das zentral gelegene Treppenhaus ist ideal in Bezug auf die Grundrisseffizienz und gewährleistet die Erschliessung von zwei Wohnungen pro Etage und bietet dabei zudem noch einen Abstellraum für Kinderwägen. Ein kleineres Untergeschoss enthält die Kellerräume. Bäder und Küchen sind immer an der gleichen Stelle oder spiegelbildlich angeordnet, um eine möglichst effiziente Erschliessung durch optimal liegende Steigzonen zu gewährleistend.
Tektonik und Konstruktion
Vorgefertigte Massivholzelemente (CLT) bilden die Hauptkonstruktion des Gebäudes. Diese Vorgefertigten Holzelemente bleiben grösstenteils roh und unbehandelt sichtbar sodass sie das Raumerlebnis um deine weitere Dimension erweitern. Die Konstruktion wird, wie auch schon das Dach, unmittelbar erfahrbar und Greifbar gemacht. Weiter ergibt sich hieraus auf eine sehr direkte weise das Gestalterische Moment für den Innenausbau. Die konstruktive Komponente wird durch konventionelle Trockenbauwände ergänzt, welche eine effiziente und einfache Erschliessung der Räume möglich macht. Um zu verhindern dass die Holzelemente dem Bau seine Leichtigkeit nehmen ist die Spannweite auf 5m begrenzt um eine Filigranität der Bauteile zu gewährleisten und die Dimensionierungen der Wände möglichst gering zu halten.
Die Gebäudehülle, die sich ausserhalb der Struktur befindet, ist als kontextuelles Kleid konzipiert. Die Fassade steht im Dialog mit den Formen des Ortes, und das weiss gestrichene Holz reagiert kontrastreich auf die Schatten der Bäume.
Das Dach ist mit Blech und Fotovoltaikpaneelen verkleidet und unterstreicht die Form des Gebäudes. An einigen Stellen tritt es gestärkt in Erscheinung, um die Eingänge für zu betonen, die Terrasse zu schützen oder die Dachgauben zu integrieren. Die Verwendung von Beton beschränkt sich auf das Treppenhaus, den Keller und einen Sockel, welcher den Höhenunterschied löst. Der weitgehende und bewusste Verzicht auf ein Untergeschoss garantiert eine wirtschaftliche, schnelle und ressourcenschonende Bauweise.
Des Weiteren soll das Projekt nicht zuletzt durch seine präzise abgestimmte Materialisierung, den Verzicht auf eine Vollunterkellerung und dem damit verbundenen Einsatz von Beton, einen Beitrag um die Diskussionen von Integration nachhaltiger Baustoffe sowie verantwortungsvollem, ressourcenschonendem Entwerfen leisten, ohne dabei den Genius Loci zu verleugnen und den Kontext bzw den Ort zu schwächen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau/Freiraum
Die Verfasser schlagen ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen in Form eines traditionellen Landhauses vor. Das L-förmige Volumen mit seinen Interpretationen typischer lokaler Konstruktionen fügt sich harmonisch in die baumbestandene Umgebung ein. Der Zugang zu den Wohnungen und zum Pfarrbüro durch den von der Winterlinde geprägten Vorplatz, ist ein stimmungsvoller Auftakt. Das Haus zelebriert ein offenes, einladendes Gesicht hin zur Steinligstrasse. Die Lösung für die Parkierung der Autos in einer offenen Halle entlang der Nordgrenze im Erdgeschoss könnte eine ausgezeichnete, pragmatische Lösung sein, allerdings sind im Vorschlag Fahrbahnbreite und Breite der Parkplätze zu knapp. Die Anzahl Fahrradabstellplätze ist zu gering und der Zugang von Osten ungeeignet.

Der Charakter des Gartens wird über den Ortsnamen «Steinlig» hergeleitet. Mineralische Beläge in Form von Kiesflächen, Natursteinplatten und Steinpfade zeichnen zusammen mit einer sehr üppigen Krautschicht ein äusserst naturnahes und attraktives Gartenbild. Der dynamische, weiche und spielerisch erfahrbare Garten suggeriert eine verträumte, waldartige Aussenwelt. Die konsequent entsiegelten Flächen ermöglichen eine lokale Versickerung des anfallenden Oberflächenwassers und begünstigen spontane Vegetationsstrukturen. Aufgrund der Materialisierung und der Wegbreiten ist die hindernisfreie Zugänglichkeit der Gartenflächen nur bedingt gewährleistet, bei den schmalen Trittsteinwegen gar nicht. Die fliessenden Übergänge der Gartenelemente und die vielfältigen Kleinstrukturen bieten ein romantisches, sinnliches Gartenerlebnis, wie man es sich eher für einen kleinen Privatgarten wünschen würde, aber weniger für ein Mehrfamilienhaus, das auch Zonen für eine gemeinschaftliche Nutzung braucht.

Wohnungen
Die Organisation und die Anordnung der Räume im Erdgeschoss für das Pfarrbüro und die Fünfeinhalbzimmer-Wohnung ist funktional und entspricht der Absicht, ein traditionelles Gebäude zu konzipieren. Die Grundrisse der Wohnungen im 1. Obergeschoss und im 1. Dachgeschoss sind konventionell. Die Aussenräume auf den Terrassen und dem Balkon sind sinnvoll angeordnet. Die kleine Wohnung im 2. Dachgeschoss ist zu knapp bemessen.

Die Konstruktion aus massiven Holzelementen lässt eine einfache Realisierung zu. Ob alle Installationen in die Elemente, welche roh und unbehandelt bleiben sollen, integriert werden können, ist fraglich. Die weiss gestrichene Stülpschalung für die Fassaden entspricht dem architektonischen Ausdruck des Holzhauses. Der Aufwand für den Unterhalt der Fassaden und der Holzbeläge auf den Terrassen ist erheblich. Das Untergeschoss ist zu klein dimensioniert. Ein Schutzraum findet darin keinen Platz.
Garten

Garten

Eingang

Eingang

Innen

Innen

Innen

Innen

Terrasse

Terrasse

Panel1

Panel1

Panel2

Panel2

EG

EG

1.OG

1.OG

1.DG

1.DG

1.OG 1:100

1.OG 1:100

Detail

Detail

Südfassade

Südfassade