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Offener Wettbewerb | 11/2023

Genossenschaftliches Wohnprojekt Freimundo in München-Neufreimann

ein 3. Preis

Preisgeld: 9.666 EUR

Sophie Delhay Architecte

Architektur

LOKUS landscape

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Küche und das Essen werden als verbindendes Element auf der Schwelle zwischen Privat und Kollektiv zum zentralen Thema des Entwurfs. Die zum Laubengang gerichteten Küchen aktivieren den Erschließungsraum als Kontaktraum und gemeinschaftliche Zone. Bei geöffnetem Fenster wird die Küche, oder sogar alle Küchen zusammen zu einer langen Bar. Die mit den Küchen alternierenden Eingangsbereiche zu den Wohnungen lassen sich komplett zum Laubengang öffnen und sind so dimensioniert, dass sie von den Bewohner*Innen z.B. als kleiner Essbereich oder Loggia am Übergang vom privaten zum gemeinschaftlichen Raum frei bespielt werden können. Raum für Kontakt und Gemeinschaft entsteht so beiläufig ohne zusätzlichen Flächenbedarf. Die privaten Schlafräume liegen geschützt im rückwärtigen Bereich der Wohnungen. Eine weitere Besonderheit liegt in der großzügigen Dimensionierung der schaltbaren Individualräume entlang der Fassade. Mit 20 m2 eignen sie sich als Schlaf- oder/und Wohnbereich für eine oder mehrere Personen. Die Wohnungen verfügen nur über eine Wohnküche, kein Wohnzimmer. Um ein Wohnzimmer zu generieren, müsste ein Individualraum umgewandelt werden. Die Privatheit der an den Wohn-Essbereich angrenzenden Individualräume ist kallibrierbar. Sowohl Privatsphäre als auch Durchwohnen sind möglich. Eine geringe Baukörpertiefe verspricht eine sehr gute natürliche Belichtung. Die regelmäßige und repetitive Grundstruktur ist ökonomisch und eignet sich gut für den Holzbau. Auch das Konzept für die Außenfassade verspicht trotz klarer Elementierung eine Vielfalt von Aneignungsmöglichkeiten als Sitz, Liege- oder Schreibtischelement, was sich nach Außen als Muster abzeichnet und die Fassade abwechslungsreich strukturiert. Die Materialisierung in Kalksandstein wird gestalterisch wertgeschätzt, erscheint aber nicht sinnvoll angesichts des hohen Primärenergiebedarfs. Städtebaulich greift das Projekt die Vorgaben des Bebauuungsplans auf. Die Überhöhung an der Nord-Ost Ecke ist vorhanden und der Durchgang zur Grünen Gasse deutlich artikuliert, wenn auch weniger großzügig als bei anderen Projekten. Gleichzeitig hat dies aber zur Folge, dass das Projekt sich durch eine Kompaktheit und geringe Hüllfläche auszeichnet. Im Hof, von dem nur ein geringer Teil unterbaut ist, werden Retentionsflächen vorgesehen und das Dachflächenwasser bei Regenereignissen oberirdisch geführt und erlebbar gemacht. Die Bäume sind im unterbauten Bereich angeordnet, nachhaltiger wäre eine Pflanzung im nicht unterbauten Bereich. Die Topografie der Hofgestaltung wirkt raumbildend. Außerdem wird das Thema Essen über das Thema des essbaren Gartens sowie eine große Tafel für Jung und Alt wieder aufgegriffen. Die Gemeinschaftsküche am Durchgang zur grünen Gasse stellt ebenfalls eine Qualität dar. Ansonsten wird nicht weiter auf die Grüne Gasse Bezug genommen, auch deren Gestaltung ist wenig durchgearbeitet. Fragwürdig ist, ob die Schlafzimmer der Wohnungen im Erdgeschoss nach Norden über genügend Privatsphäre verfügen.

Brandschutz: Die Rettungswege im Hochhausbereich sind nicht abschließend gelöst. Wirtschaftlichkeit/ Statik: Die gewählte Tragkonstruktion als reine Holzkonstruktion ist technisch und wirtschaftlich vertretbar. Die Beschränkung auf lediglich eine Mittelachse in Kombination mit einem Zweifeld-Deckensystem ist sehr wirtschaftlich. Die Fassadendurchdringungen müssen kritisch betrachtet werden. Die Verblendung der Fassaden mit KS-Mauerwerk birgt bauphysikalische und technische Schwierigkeiten und wird als kostenintensiv in der Herstellung bewertet.

Nachhaltigkeit: Die Außenwandkonstruktion mit Kalksandsteinsichtfassade, Kerndämmung und Massivholzwand ist bauphysikalisch und ökobilanziell kritisch zu hinterfragen. Teilweise sehr hoher Fensterflächenanteil in den Wohnbereichen. Querlüftung und Tageslichtversorgung sind gut gelöst.