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Projektwettbewerb, Selektives Verfahren | 02/2024

Wohnsiedlung Promulins in Samedan (CH)

Visualisierung

Visualisierung

3. Rang

Preisgeld: 14.000 EUR

Studio DIA GmbH

Architektur

Mettler Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Zwei längliche viergeschossige Baukörper mit Giebeldächern schmiegen sich leicht versetzt zueinander parallel in die Talsohle. Die Länge der Häuser wird gekonnt durch einen scharnierhaften Gebäudeknick gebrochen, wodurch sich der Zwischenraum beidseitig öffnet. Nach Nordosten bewirkt dieses Spreizen der Zeilen eine sehr schöne Verknüpfung mit der unverbauten Landschaft. Im Süden begrenzt die bestehende Lehrschreinerei den gut proportionierten Freiraum, der mittig mit dem eingeschossigen Gemeinschaftspavillon besetzt ist. Das nördliche Haus schafft mit seiner Volumetrie einen präzisen Anschluss an die Via Promulins und ein selbstverständliches Vis-à-vis zur Bestandssiedlung aus den Neunzigerjahren. Die gute Verortung dieser Zeile zeigt, dass der städtebauliche Vorschlag auch nach der 1. Etappe überzeugt. Die Zeilenenden weiten sich auf, werden mit Versätzen als prägnante Köpfe ausformuliert und wenden sich der Umgebung charmant zu. Trotz symmetrischem Grundmuster sind die beiden Wohnzeilen in ihrer Organisation seriell gedacht. Die Erschliessung erfolgt von Nordwesten und die Wohnungen sind nach Südosten ausgerichtet. Ein netzartiges Wegsystem verbindet die Eingänge untereinander und scheidet im Zwischenraum drei unterschiedlich nutzbare Freiflächen aus. An den markanten Scharnieren der Häuser, aufgeladen mit turmartigen Spindeltreppen, befinden sich die beiden Durchgänge, welche die Anlage von der Strasse bis zum Inn verbindet. Je ein Treppenhaus wird direkt von diesen Durchgängen erschlossen, alle weiteren über durchgesteckte grosszügige Eingangshallen, die jeweils mit den Waschküchen gekoppelt als gemeinschaftlicher Ort ausgebildet sind. Die Tiefgaragenrampe liegt direkt anfangs der Via Promulins, die Besucherparkplätze flankieren die Zugangswege, wodurch das Ensemble nicht weiter vom Verkehr gestört wird. Die Tiefgarage ist entlang der Nordzeile effizient organisiert und versiegelt relativ wenig zusätzlichen Boden. Das Untergeschoss der Etappe 2 beschränkt sich auf die Flächen der Kellerräume und verzichtet auf eine Verbindung zur Tiefgarage, was zwar ökonomisch ist, aber den Komfort für die Bewohnenden etwas schmälert. Falls die 2. Etappe nicht gebaut würde, ist die Garage unnötig gross dimensioniert.

Zwischen den Treppenhäusern sind fünf Erdgeschosswohnungen platziert, die zum Zwischenraum einen relativ exponierten privat nutzbaren Gartensitzplatz aufweisen. Im westlichen Kopf wird ein Gewerberaum angeboten, der als öffentlicher Auftakt des Ensembles sehr attraktiv ist und zusammen mit dem Pavillon eine kluge Anbindung ans Dorf verspricht. In den drei weiteren Köpfen sind sehr gut funktionierende, meist dreiseitig ausgerichtete, Wohnungen untergebracht. Die Häuser sind hauptsächlich als Zweispänner organisiert, mit dem Grundmodul einer 3 ½ und 4 ½ Zimmerwohnung. Durchgesteckte Wohnräume mit gut proportionierten geschützten Loggien und flankierenden Zimmerschichten prägen diese attraktiven Grundrisse. Ein Schaltzimmer ermöglicht den Abtausch eines Zimmers zwischen den beiden Parteien am Treppenhaus. Bei den Standartwohnungen könnte das Wohnzimmer auch temporär abgetrennt werden, um eine 5 ½ Zimmerwohnung Eco zu bilden, was durch die Lage der Loggia nur bedingt funktioniert. Eine schmalere Balkonschicht nach Nordwesten in Bezug zu den Küchen schafft nicht nur eine zusätzliche Qualität der Wohnung selbst, sondern gibt den Häusern beidseitig einen verwandten Ausdruck, der für den zentralen Aussenraum sehr wichtig ist. Der Unterschied zwischen den Standart- und Ecowohnungen wird geschickt mit der unterschiedlichen Ausformulierung der Küche reguliert, ohne einen essentiellen Qualitätsverlust einzubüssen. Die Idee der Cheminées auf den Loggien ist zwar interessant, die Gebrauchstauglichkeit wird aber eher in Frage gestellt. An den dreiseitig ausgerichteten Nordköpfen werden logischerweise die Grosswohnungen angeboten, zum Fluss hin attraktiv geschnittene 5 ½ Zimmerwohnungen und gegenüber die über zweimal zwei Geschosse organisierten Cluster mit je sechs Wohneinheiten. Raffiniert vermittelt der doppelgeschossige Wohn- und Loggiaraum mit einläufiger Treppe zwischen den beiden Geschossen. Die beiden Treppenhäuser an den Südköpfen erschliessen neben der Standartwohnung zwei zusätzliche Kleinwohnungen, die sich die Köpfe in Längsrichtung teilen. Auch diese beiden Wohnungen weisen einen sehr hohen Wohnwert auf.

Die konstruktive Ausarbeitung des Projekts mit muralen tragenden Wänden und Brettsperrholzdecken ist zwar interessant, scheint aber insbesondere im strukturellen Übergang zwischen dem Ober- und Erdgeschoss noch etwas unglaubwürdig. Die eingezogenen Aussenwände und Cheminées bei den Loggien erfahren keinen statischen Abtrag im Erdgeschoss. Dies fällt auch bei den Erdgeschosswohnungen räumlich auf, da durch das Fehlen der Loggien die Grundrisse sehr tief sind und dieser tolle Schwellenraum im Übergang zum öffentlichen Aussenraum besonders vermisst wird. Jedoch wird das Bestreben einer anders gestalteten Erdgeschossfassade auch begrüsst, was auf den Eingangsfassaden schon gut gelingt, da die Lauben mit den Eingängen verknüpft sind. Im Schnitt stellt sich die Frage, ob die Dachform schon richtig austariert ist, sind doch die obersten Wohnungen eineinhalb bis zweimal so hoch wie die beiden darunterliegenden Geschosse. Die Photovoltaik auf den Schrägdächern funktioniert im Winter wegen dem Schnee nicht, was die vorgeschlagene Energieerzeugung mit dem Grundwasserstrom in Frage stellt. Einsteinmauerwerk kann nicht wie vorgeschlagen geschlämmt werden.

Der Ausdruck der verputzten Häuser mit den filigranen metallenen Fenstern, den strukturellen Loggiakonstruktionen aus Holz und den zarten Vordächern verspricht eine interessante Interpretation von lokalen Themen. Der mittlere Aussenraum, als Herzstück des Ensembles, wird über die einprägsamen Wendeltreppen zusätzlich mit Spezialfunktionen wie Wintergarten, Gästezimmer und Dachterrasse angereichert. Sicher müssten die Treppen mit einer Einfachverglasung wintertauglich gemacht werden. Die markanten Silhouetten der Stirnfassaden mit den integrierten Loggien erzeugen eine spannende Fernwirkung. Das Projekt «CALDERA» überzeugt durch die städtebauliche Setzung zweier Zeilen, die einen attraktiven mittigen Freiraum definieren, dessen Vegetation doch eher an den Süden, statt ans raue Klima von Samedan erinnert. Die Qualität aller Wohnungsgrundrisse ist äusserst hoch und verspricht eine gute Vermietbarkeit. Die moderate Anreicherung mit Gewerbe und zusätzlichen Angeboten von Spezialräumen schafft ein ausgewogenes genossenschaftliches Ensemble. Die Gestaltung der Häuser ist sorgfältig entwickelt, die Farbgebung vielleicht etwas sehr bunt. Letztlich bleibt der Vorschlag doch etwas ortsfremd, was indirekt mit dem eher verschwenderischen Umgang mit der Ressource Boden zu tun hat. Im Vergleich zu den rangierten Vorschlägen ist das Projekt mit nur 55 Wohnungen und relativ hohen Anlagekosten nicht sehr wirtschaftlich.
Visualisierung

Visualisierung

Lageplan

Lageplan

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Schnitt