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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2018

Sanierung und Erweiterung Gymnasium Mengen

Perspektive Wilhelmiterstrasse / Mittlere Strasse

Perspektive Wilhelmiterstrasse / Mittlere Strasse

1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 38.000 EUR

FRIEDRICH POERSCHKE ZWINK Architekten Stadtplaner BDA

Architektur

Erläuterungstext

Am derzeitigen Haupteingang des Gymnasiums Mengen über die Nordostecke der Wilhelmiterstraße offenbart sich das Dilemma der vorhandenen Gebäudestruktur: im Hinblick auf die Bewegung der Schüler im Gebäude liegt der Zugang an zentraler Stelle. Er ist nur leider von aussen nicht sicht-/und auffindbar.
Durch den Wunsch des Denkmalschutzes, das Ensemble beim Umbau möglichst wieder zur U-Form zu ergänzen, stehen für die Anordnung der vertikalen Erschließungselemente keine besseren Alternativen zur Verfügung. Ein neuer repräsentativer Zugang zur Schule ist jedoch nur unter Verwendung des östlichen Vorplatzes vorstellbar.
Aus den vorgenannten Überlegungen heraus wird das bestehende Haupttreppenhaus der bisherigen Schulerweiterung aufgegeben. Der Schulneubau erhält zwei neue Erschliessungskerne, von denen einer die zukünftige Haupttreppe an der Nordostfassade bildet. Das grosszügige Erdgeschoss mit Foyer, Cafeteria und Musiksaal empfängt die Schüler mit einem Ausblick in den neugestalteten (ehemaligen) Klostergarten. Die neue Treppe liegt im Blick und auf dem natürlichen Weg zur Schulleitung, zu Lehrerzimmer und den Ganztagesbereichen der Unter-/und Mittelstufe. Sie bildet den Abschluss der Nordfassade und führt auf den Eingang hin - sowohl über die Wilhelmiterstraße als auch aus der Altstadt.
Durch die Aufnahme des geneigten Altbaudaches und seiner Transformation in ein Faltwerk auf dem Neubau entsteht eine volumetrische Einheit der Baukörper. Alte und neue Bauschichten sind mit Selbstverständnis lesbar. Alt-/ und Neubau sind nicht mit dem Mittel des Kontrasts gegeneinandergesetzt sondern verstehen sich als Ergänzung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der vorliegende Entwurf für die Sanierung und Erweiterung des Gymnasiums in Mengen formuliert einen selbstbewussten klaren, städtebaulichen Baukörper mit rechteckigen Grundrissen. Der Erweiterungsbau wird geschickt auf dem zur Verfügung stehenden Gelände situiert. Als viergeschossiger Gebäudeflügel im Osten ergänzt er das historische Klostergebäude und komplettiert so die historische Figur mit ihrem gut proportionierten Innenhof. Auch der Freiraum zwischen Kloster und alter Scheuer wird gekonnt genutzt um den Höhenunterschied zwischen den Gebäuden zu egalisieren. Dies führt im Weiteren zu einer überaus gelungenen Außenraumgestaltung. Das Problem wird zur räumlichen Qualität umgewandelt.

Über einen funktional klar gegliederten und gut gestalteten Vorplatz im Osten gelangt man in den Neubau. Die Eingangssituation wird kontrovers diskutiert. Sie weiß in ihrer baulichen Ausformung und Dimensionierung als zukünftige Visitenkarte des Gymnasiums noch nicht zu überzeugen. Der neu geschaffene Innenhof verbindet den Außen- mit dem Innenraum. Ein großzügiges und funktional gut gelegenes Foyer/Aula verknüpft die gewünschten Funktionsbereiche Mensa und Musiksaal miteinander. Die Wege sind kurz und übersichtlich. Größe und Geometrie entsprechen den vielfältigen Nutzungsanforderungen. Auch die Anbindung an den Altbau erscheint einfach und gut auffindbar. Hier liegen in zentraler Lage, die Verwaltungsräume und das Lehrerzimmer - sie sind leicht erreichbar.

Die räumlich, funktionale Abfolge der Klassenräume ist schlüssig und gut gelöst. Klassenzimmer und Fachklassen werden räumlich gut in den Obergeschossen von Alt und Neubau verteilt. Die Oberstufe findet ihr neues „Zuhause“ in der Alten Scheuer. Zwei neue, optimal positionierte Treppenhäuser sorgen für eine ideale Erschließung. Ein zusätzlicher Aufzug sorgt für die gewünschte Barrierefreiheit.

Die Gliederung der einzelnen Funktions- und Aufenthaltsbereiche mit vielfältigen Angeboten hat eine hohe Qualität und ist schlüssig organisiert. Die Vertikalerschließung im Neubau erfolgt über ein Haupttreppenhaus im Norden. Dieses wird durch einen gegenüberliegenden Aufzug ergänzt, der die barrierefreie Erschließung gewährleistet. Seine Position im Grundriss wird allerdings kritisch hinterfragt, da die historische Außenwand geopfert werden müsste. Ein zweites Treppenhaus im Süden des Neubaus ermöglicht die notwendige Endfluchtung.

Die konstruktive Lösung und die Materialität der Innenräume erscheinen angemessen, wenn gleich die Ausbildung der Konstruktion sehr zurückhaltend bearbeitet wurde. Die klare, ruhige Fassadengliederung weiß zu überzeugen ist konsequent und aus dem Bestand abgeleitet. Die genaue Lage der Fenster in Hinblick zur Innenraumeinteilung müsste allerdings in einer weiteren Bearbeitung konkretisiert und genauer ausgearbeitet werden. Der Kratzputz als Fassadenoberfläche erscheint im Kontext angemessen.

Das geforderte Raumprogramm ist vollständig und das pädagogische Konzept wurde sinnvoll umgesetzt.

Flucht- und Rettungsweg werden konzeptionell erfüllt. Müssen allerding im Erdgeschoß nach Außen geführt werden. Im Erdgeschoß ist eine brandschutztechnische Trennung der Halle zu überprüfen. Eine detaillierte Aussage zum energetischen Konzept liegt nicht vor. Die vorgeschlagene massive Bauweise zur Verbesserung des Innenraumklimas erscheint logisch und nachvollziehbar.

Insgesamt stellt der vorliegende Entwurf eine schlüssige Lösung für die gestellte Aufgabe dar. Die gewählte Typologie (Gebäudeform) erscheint im Hinblick auf die örtliche Situation angemessen. Es entsteht ein Haus, das über die funktional sinnvolle Ordnung der Bereiche hinaus etwas erzählen kann von einer Idee des Zusammenlebens und des Zusammenlernens von Kindern und Jugendlichen. Es handelt sich hier um eine insgesamt sehr gute Arbeit.
Modellfoto

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Lageplan

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