Award / Auszeichnung | 03/2018
polis Award 2018
©F64 Architekten
Iller erleben
2. Preis - Lebenswerter Freiraum
Erläuterungstext
Das Allgäuer Überlandwerk wollte mit dem Projekt neben der St. Mang-Brücke aber nicht nur eine Anlage zur Stromgewinnung errichten, sondern einen attraktiven Platz am Eingangstor zur Altstadt schaffen. Das Projekt ist ein weiterer Baustein des Masterplanes „Iller erleben“. Ziel des Projektes ist die Öffnung der Stadt Kempten hin zur Iller, die Schaffung einer einzigartigen Natur- und Freizeitlandschaft.
Die neue Illerterrasse an der St. Mang-Brücke integriert sich in die geplante Illerpromenade mit den umgestalteten Grünbereichen. Ein Café lädt zum Ausblick auf Altstadt und Fluss ein.
Die Aussichtsplattform ist in eine obere Terrasse auf Höhe der bestehenden Hochwasserschutzmauer und eine um 5 Sitzstufen zur Iller hin abgesenkte untere Terrasse gegliedert. Das Kraftwerk ist scheinbar unsichtbar hinter der bestehenden Hochwassermauer.
Materialität Baukörper
Die Fassaden der beiden Baukörper Krafthaus und Sommerbar sind mit sandgestrahlten opaken Gussweißglasschalen versehen.
Das Sichtbetondach wird von einer Stehlenreihe aus schlanken Stahlstützen getragen, die sich von der offenen Mitte hin zu den beiden spitzen Enden des Daches in ihrer Dimension zu Stäben verjüngen und gleichzeitig im Abstand zu einem Stabfilter verdichten. Durch Überlagerung und Verdichtung, Entflechtung und Aufweitung der Stützenreihen ergeben sich differenzierte Durch- und Aussichten zu Park, Iller und Altstadt.
Die gekurvten Höhenschichten der Plattform, Sitzstufen und der Dachscheibe sind mit metallischen Setzkanten aus mattem Edelstahlblech eingefasst. Die Bodenflächen der Illerterrassen erhalten einen homogenen Belag aus geschliffenem Farbasphalt.
Die Geländer rund um die Illerterrasse bestehen aus gebogenen sandgestrahlten Stabgeländern. Im Höchstwassserfall werden die Geländer auf der unteren Illerterrasse durchflutet und die Terrasse abgesperrt. Das Dach wurde mit einer extensiven Dachbegrünung versehen, damit sich das Gebäude auch von den umgebenden Höhenzügen aus gesehen harmonisch in die neue Parkanlage einfügt.
Ausstellungskonzept
Die Ausstellung nimmt zwei formale Prinzipien der Architektur auf und setzt diese zu einem eigenständigen, wiedererkennbaren und flexiblen Ausstellungssystem um:
– Stelen:
Angelehnt an die schlanken Stützen des Gebäudes befinden sich an verschiedenen Stellen des Ausstellungs-Parcours frei stehende Stangen als Informationsträger. Die Ausstellungsexponate werden als runde aufgesetzte zylindrische Röhren oder Fernrohre ausgebildet und fügen sich so in die gekurvte Formensprache der Architektur ein.
Die Ausstellung gliedert sich in drei Themenfelder:
– Vergangenheit:
Großexponate (Kollergang und Mühlstein) und verschiedenen frei stehenden Stelen als »Meilensteine«, Integriert in die Grünfläche.
– Gegenwart:
Als Durchbruch in der Bodenfläche (Fischtreppe) oder als reale und virtuelle Blicke in das Kraftwerk, im Nahbereich der Turbine.
– Zukunft:
Als medialisierte Fernrohre und frei stehende Stelen als »Wünsche« und »Visionen« im Bereich der Uferkante.
Die Ausstellung spielt wie die Architektur mit unterschiedlichen Sicht-Weisen:
An-Sicht – Panoramen, Perspektiven
Ein-Sicht – Situation vor Ort, Authentizität, reale Blicke
Rück-Sicht – Kempten, Geschichte, Wasser-Kraft-Nutzung
Weit-Sicht – Visionen, Didaktik, Filme, Animationen, Energie-Zukunft
Über-Sicht – Zeichnungen, Bilder, Pläne, Illerverlauf
Durch-Sicht – Objekte, Exponate, Hands-on
Aus-Sicht – Verweilen, Sitzplätze, Natur, Stadt
Die einzelnen Installationen der Ausstellung werden mit den unterschiedlichen Sicht-Weisen beschriftet.
Beurteilung durch das Preisgericht
Trotz topographischer und verkehrsbedingter Widrigkeiten ist es gelungen, neben einer Fischtreppe und einem Restwasserkraftwerk vor allem einen Platz mit Aufenthaltsqualität zu schaffen und das Flussufer für die Bürgerschaft wieder erlebbar zu machen.
Die Jury lobt die ausgezeichnete Freiraumarchitektur. Kraftwerk und Fischtreppen treten baulich in den Hintergrund. Stattdessen können die Bürger mit den neuen Illerterassen und einer Aussichtsplattform, die sich sozusagen auf dem Dach des Kraftwerkes befindet, neue erlebenswerte Qualitäten am Fluss erfahren. Die Jury ist sich sicher, dass durch das Projekt die Öffnung der Stadt Kempen hin zur Iller und damit die Schaffung einer einzigartigen Stadt-, Natur- Und Freizeitlandschaft gelungen ist.
©F64 Architekten
Visualisierung
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Lageplan Bestand
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Lageplan
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Grundriss Kraftwerk
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Grundriss Illerterrassen
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Schnitte
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Illerterrassen
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Spiegelbilder
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Sommernacht
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Sommerbar
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Stehlenreihe
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Sommerbar und Krafthaus
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Krafthaus bei Tag
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Krafthaus bei Nacht
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Verdichtung der Stehlenreihe
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öffentliche WC-Anlage Sommerbar
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Sommerbar mit geöffnetem Schiebeladen
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Sommerbar mit geschlossenem Schiebeladen
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Verkaufsstelle Sommerbar
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Blick zur Altstadt
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Blick auf das Wasser
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Sitzstufen
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Einlauf der Fischtreppe
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Auslauf der Fischtreppe
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Kiesbank am Unterwasser