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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2019

Gemeindehaus mit Wohnungen an der Bartholomäus-Kirche in Dortmund

Lageplan

Lageplan

1. Preis

Scholz Partner Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept
Das Gemeindezentrum mit seinen 17 barrierefreien Wohnungen und der Pfarrerwohnung fügt sich in Maßstab und Materialität respektvoll und doch eigenständig in die heterogene Umgebung ein. Ein Gebäude von zurückhaltender Architektursprache, ganz aus dem Ort entwickelt, dem man die öffentliche Funktion als Gemeinde- und Kulturzentrum und den Zusammenhang zur Bartholomäuskirche ansieht.
Vor dem Gemeindezentrum liegt der multifunktional zu nutzender Platz, der zusammen mit dem Vorplatz der Gebäude des 2. Bauabschnitts und dem Kirchenhügel einen „Dreiklang“ formuliert und Raum für verschiedene Gemeindefeste bietet. Das offene Foyer, bei großen Veranstaltungen auch der dann geöffnete Gemeindesaal, und die Gruppenräume treten in einen räumlichen Dialog zur Kirche. Die Gebäude umschließen einen gemeinsamen Hof, der auf der Ebene der Gemeinderäume liegt und wie ein Plateau mit einer Sitzmauer gefasst ist.
Die wertvollen und prägenden Bäume konnten soweit möglich erhalten und in das bauliche Konzept integriert werden. Die Stellplätze des Gemeindezentrums wurden auf der Nordseite und die der Wohnungen auf der Westseite angeordnet. Die baurechtlichen Vorgaben werden eingehalten, so dass das Projekt ohne Änderungen des B-Planes realisiert werden kann. Die vorhandenen Wegebeziehungen werden aufgegriffen und der Weg zum Friedhof in der Wirkung als „Birkenallee“ gestärkt.
Der 2. Bauabschnitt folgt der Architektursprache und formuliert, hier leicht abweichend von den Baugrenzen des derzeitigen B-Planes, auch zur südlichen Westricher Straße eine Raumkante aus. Die beiden winkelförmigen Gebäude reagieren auf den Maßstab der Umgebung und umschließen einen Wohnhof auf der gemeinsamen Tiefgarage mit eingegrünter Zufahrt auf der östlichen Seite. Eine Tagespflege liegt an der Westseite mit Blick auf die Kirche und das Ortszentrum. Die Nutzungsänderung für das Wohnen und die besseren städtebauliche Raumkanten lassen eine Änderung des B-Planes als sinnvoll darstellen.

Raumkonzept
Ein Haus für Alle und doch unabhängig funktionierend! Das „Herz“ des neuen Gemeindehauses und sein „Marktplatz“ ist das zur Kirche geöffnete Foyer. Hier liegen die zusammenschaltbaren Säale, die sich zudem auch zum Foyer durch mobile Trennwände öffnen lassen und so eine große Veranstaltungsfläche bieten, die vom Innenhof bis zum Vorplatz zusammenhängend zu nutzen ist. Die Küche bedient die Säale und das Gemeindecafe´ im Foyer direkt an, der Lagerraum kann auch für den Weltladen benutzt werden und von außen beliefert werden. Nach Norden schließen sich die Gruppenräume und Nebennutzflächen mit Garderoben und Sanitärräumen an. Der mittlere Bereich des Gemeindezentrums beherbergt die Verwaltungsräume, die, wie der Jugendbereich, über einen eigenen Eingang verfügen und durch Zwischentüren auch unabhängig von anderen Funktionen genutzt werden können. Der Kinder- und Jugendbereich liegt als eigenständige Einheit auf der nordöstlichen Gebäudeseite und hat einen großzügigen Außenraum vor dem Jugendcafe´, das sich durch Schiebewände im Sommer öffnen lässt. Die Räume dienen der gemeinsamen offenen Arbeit, wie dem „Zur Ruhe kommen“.
Die 17 Wohnungen sind allesamt barrierefrei konzipiert und entsprechen den Richtlinien des öffentlich geförderten Wohnungsbaus. Als Besonderheit haben wir einige Wohnungen so konzipiert, dass sie der Förderung sowohl für eine oder für 2 Personen mit WBS entsprechen, so dass eine besondere Flexibilität in der Vermietung besteht. Preiswerten und altengerechter Wohnraum im Zentrum von Lütgendortmund.
Die Wohnung der Pfarrerfamilie liegt in dem kleineren östlichen Baukörper und ist auf 2 Ebenen nach Süden zur Terrasse und Garten organisiert.

Konstruktion und Materialien
Das Konzept der Neubauten wird getragen von dem Leitgedanken, mit robusten, einfachen und bekannten Materialien ein dauerhaft und gut nutzbares Gebäude mit einer hohen Aufenthaltsqualität zu schaffen. Das Vorhandene wird wie selbstverständlich ergänzt, jedoch unterstreicht es mit seiner aktuellen Architektursprache und sorgfältigen Verarbeitung die Bedeutung seiner Nutzung gegenüber den Profanbauten der Umgebung. So wird als Verblendmauerwerk ein beige-grauer Wasserstrichziegel vorgesehen, der zur Materialität der Kirche passt, diese aber neu interpretiert. Die Gebäude werden als Massivkonstruktion mit Stahlbetonsohle und -decke sowie einem zweischaligen Mauerwerk erstellt. Die Flachdächer der Baukörper sind eine Stahlbetonkonstruktion als Warmdach ggf. mit Dachbegrünung. Die Decken der allgemeinen Räume werden mit GK-Akustikdecken ausgeführt, in die auch eine energiesparende Beleuchtung integriert wird. Die Fenster werden als Alu-/ Holz-Alu-Konstruktion vorgeschlagen und erhalten auf den Sonnenseiten einen außen liegenden Sonnenschutz als Aluminium-Raffstore-Anlagen. Die Gebäude werden als Niedrigenergiehaus im „Green-Building Standard“ mit Flächenheizsystemen ausgerüstet und im Saalbereich mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung optimiert. Über diese Maßnahme kann auch der regenerative Anteil der Energieerzeugung abgedeckt und ggf. durch eine Wärmepumpe zur Energieerzeugung weiter verbessert werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt durch seine markante Raumkantenbildung zum öffentlichen Raum, insbesondere zur Westricher Straße. Er schafft dadurch eine gute Adressbildung. Die Höhenstaffelung der Gebäude wirken einer Massivität der Baukörper entgegen. Die klare Gebäudekubatur und Fassadensprache erzielen eine Eigenständigkeit, ohne das Baudenkmal zu beeinträchtigen; eine bauliche Konkurrenzsituation entsteht nicht. Die Traufkante der Kirche ist maßstabprägend.
Überzeugend ist weiterhin die hohe Funktionalität der Außenräume und Grundrisse. Hervorzuheben ist die eindeutige Orientierung zur Kirche mit Vorplatz, Eingang zum Gemeindezentrum und Foyer. Das funktionale Zusammenspiel von Gemeindesaal, kleinem Saal und Foyer ist sehr gut gelöst. Als besonders positiv ist der sehr gut funktionierende Jugendbereich (eigenständiges Cluster, gute Belichtung, einladende Eingangssituation) herauszustellen.
Besonders ökonomisch ist die Reduzierung auf zwei Erschließungskerne, wobei die gewählte Laubgengangerschließung lange Wege impliziert. Die separate Pfarrwohnung ist ebenfalls positiv zu werten. Die Zweigeschossigkeit erschwert jedoch eine flexible Umgestaltungsmöglichkeit.
Die separate Zufahrt der seitlichen Stellplatzreihe über das Nachbargrundstück bietet mehr Gestaltungsmöglichkeit für die Außenbereiche (Synergieeffekte). Abschließend sei noch positiv erwähnt, dass der vorhandene, zu erhaltende Baumbestand in das Konzept integriert wird. Der Entwurf bildet sowohl städtebaulich als auch funktional eine für die Bauaufgabe überzeugende Lösung.

Anmerkung der Denkmalpflege
Die Arbeit bildet vor dem Gemeindesaal einen Vorplatz aus, dem ein L-förmiger, großer Baukörper folgt. Dieser Baukörper wird durch architektonische Mittel so gegliedert, dass er optisch an Massivität verliert. Der langgestreckte Teil entlang des Friedhofsweges erinnert in adaptierter Form an die historische Bebauung an der Limbecker Straße, die unmittelbar westlich der Kirche verläuft. Die Arbeit ist denkmalverträglich.
Schnitt A

Schnitt A

Schnitt B

Schnitt B

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss OG

Grundriss OG

Grundriss DG

Grundriss DG

Nordansicht

Nordansicht

Westansicht

Westansicht

Südansicht

Südansicht

Ostansicht

Ostansicht