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Investoren- und Projektwettbewerb | 11/2018

Entwicklung Füllerichstrasse - Turbenweg in Gümligen

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 48.000 CHF

GWJ Architektur AG

Architektur

planikum AG

Landschaftsarchitektur

Helvetia Schweizerische Versicherungsgesellschaft AG

Projektentwicklung

Wir sind Stadtgarten

Projektentwicklung

Halter AG

Bauingenieurwesen

Marc Rüfenacht Bauphysik + Energie

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Der vorliegende Entwurf reagiert geschickt auf die vorhandene, sehr heterogene und gewachsene Struktur des Ortes, indem die geplanten Volumen die Körnung ihrer Umgebung übernehmen. Die drei - mit der zweiten Etappe vier - eigenständigen Volumen fügen sich selbstverständlich in die Strukturen ein. Es entsteht eine Gesamtanlage mit einer sehr hohen Durchlässigkeit und neuen Aussen- und Zwischenräumen von grosser, ortsbaulicher Qualität. Entlang der Moosstrasse wird der Strassenverlauf durch höhere Baukörper begleitet. Wobei das in der 2. Etappe vorgeschlagene Zurückversetzen auf einfache Weise eine Platz- und Eingangssituation schafft. In der ersten Etappe sind entlang der Moosstrasse lediglich die Einstellhallenzufahrt sowie Besucher- und Velokparkplätze vorgesehen. Entlang der Füllerichstrasse wird gegen Süden ein Vorplatz für die dort angeordneten Post- und Gewerberäume geschaffen. Am Friedrich-Glauser-Weg, welcher die Füllerichstrasse mit dem Hauptzugang des Einkaufszentrums verbindet, wird der neu geschaffene, durch die höheren Volumen gefasste Raum durch einen mit öffentlichen Nutzungen belegten Pavillonbau besetzt. Die Materialisierung der Bauten fällt zurückhaltend und aufgrund seiner Orientierung an den Gestaltungselementen und Materialisierung der Bauten aus dem Umfeld dem Ort angemessen aus.

Die neuen Baukörper lassen zu, dass Plätze und Gassen sich ins Quartiersystem einfügen. In der zweiten Etappe wird ein kluger Anschluss zur Moostrasse in Form eines kleinen Platzes als Wegweiser zum neuen Quartierteil geschaffen. Eine „innere Welt“ und eine „äussere Welt“ spannen zwischen der Moostrasse und dem Friedrich- Glauser-Weg ein zukunftsträchtiges Ensemble auf. Die umliegende Asphaltfläche wechselt den Ton und verwandelt sich in einen milden, privatisierenden Teppich. In seiner Mitte beherbergt der helle Belag gruppierte, in Kies angelegte Bauminseln, die mit hochstämmigen Feldahornen und Sitzgelegenheiten den Platzcharakter stärken. Die «innere Welt» präsentiert sich wie eine Aufenthaltsbühne um den Ankerpunkt – den Pavillonbau. Es macht sich ein Hauch Geborgenheit bemerkbar. Der Freiraum zwischen dem Pavillon und dem Längsbau könnte als wahrnehmbarer Platz wachsen. Das Projekt verknüpft den Freiraum mit der umliegenden Nachbarschaft auf einfache Art und Weise: Es wird auf grosses Neues verzichtet und viel mehr auf Wiederholungen gesetzt. So wird die fortgesetzte Gestaltung mit Zierkirschen und Sitzbänken bekräftigt. Die vorhandene Bodenverzierung gewinnt zugleich an Bedeutung. Die Vegetation definiert sich über eine Baumstruktur. Zusätzliche Begrünungselemente könnten das Projekt noch bereichern.

Die Verfasser belegen konsequent sämtliche Erdgeschosse mit öffentlichen Nutzungen und den GBM-Büroflächen. Die Erschliessung der Bauten geschieht bei den Wohnnutzungen gänzlich, bei den weiteren Nutzungen zu einem grossen Teil über die innenliegenden Aussenräume, wodurch eine hohe Belebung der Anlage erzielt werden kann. Bei der Ausgestaltung der beiden Hauptvolumen werden sehr unterschiedliche Strategien angewandt. Der grössere Baukörper verfügt über einen gedeckten, grosszügigen, von den Wohnungen einsehbaren Innenhof, welcher eine sehr hohe soziale Qualität erwarten lässt und als Erschliessungsraum funktioniert. Als Wohntypologien werden sowohl konventionelle Wohnformen wie auch gute Alternative grössere Clusterwohnungen vorgeschlagen. Der südliche Baukörper wird über einen klassischen Laubengang erschlossen. Für die hier neben grösseren Mehr-Zimmer-Wohnungen als Idee vorgeschlagenen Studiowohnungen wurde ein innovatives System mit sich je nach Situation automatisch veränderbaren Raumsituationen angedacht.

Das Projekt ist wirtschaftlich gut austariert und fällt durch eine sehr gute Ausnutzung (hoher Anteil an Hauptnutzflächen) auf. Dies führt zu hohen Mieterträgen und im Quervergleich zum höchsten Baurechtszins.

Der Entwurf vermag dank der äusserst klugen Setzung der Volumen und der damit einhergehenden hohen Durchlässigkeit ortsbaulich zu überzeugen und zeigt eine realistische und qualitätvolle Strategie für die weitere Entwicklung der angrenzenden Nachbarschaft auf. Die Anordnung der unterschiedlichen Funktionen und Nutzungen sowie die gelungenen, teilweise experimentellen Typologien und Grundrisse überzeugen und bieten für den Ort neue, attraktive, zukunftsweisende Wohn- und Nutzungsformen.