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Offener Wettbewerb | 12/2007

Projektwettbewerb Breitenrainplatz

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 16.000 CHF

Emch+Berger Gruppe

Architektur

Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

3B Architekten AG

Architektur

Erläuterungstext

Eine Annäherung zum Ort
Bevor die Kornhausbrücke den Bau des Quartiers beschleunigte und die Erreichbarkeit entscheidend veränderte, war die Breitenrainstrasse die Hauptachse direkt von Bern über Altenberg und Lorraine hinauf zum Breitenrain. Am Ort des heutigen Platzes war die Verzweigung Richtung Wyler und Papiermühle.
Mit der Kornhausbrücke kamen auch der planerische Wille und der Wunsch nach einem Mittelpunkt in den Breitenrain. Jedoch liessen die Brückenkopfplanung, die Kasernenplanung und die historischen Achsen keinen geometrischen Ort zu. Das Produkt ist eine starke Südseite mit Blockrändern in der Geometrie von Kaserne und Moserstrasse und eher zufällige Bauten in allen andern Richtungen. Nordseitig handelt es sich um verdichtete offene Quartierbebauung teils in der Geometrie der Breitenrain- und der Stauffacherstrasse, teils dem Platz verpflichtet. Den östlichen Abschluss bildet der Coop-Komplex in der Geometrie der Stauffacher- und der Rodtmattstrasse.
Nach dem Bau des neuen Migroskomplexes im Westen wird der Platz beidseitig von je einem Grossverteiler begrenzt sein.
Es erstaunt nicht, dass dieser eher zufällige Stadtfreiraum vor allem vom Verkehr eingenommen wurde. Mit einem Tramhäuschen als Mittelpunkt dreht sich hier alles um den Verkehr. Die Restflächen vor den Häusern sind eng und werden von einem dichten Baumbestand, privaten Nutzungen und Infrastrukturen eingenommen. Der Raum fliesst in all seine breiten Zubringer aus.
Und die „Mutter“ des Platzes, die Breitenrainstrasse selbst, ist zurückgestuft zu einer Quartierstrasse und kaum mehr wahrnehmbar.

Ein Blick in die Zukunft
Ein Platz für Fussgänger
Der Breitenrainplatz wird auch in Zukunft den Funktionen als Drehscheibe zwischen den Hauptverkehrsachsen und Verknüpfungspunkt unterschiedlicher Verkehrsträger gerecht werden müssen. Das Konzept sieht vor, MIV und ÖV gemeinsam in einem Bereich zu führen. Als Tempo 30 Zone mit einem Mittelstreifen ist der Übergang für Fussgänger erleichtert aber nicht prioritär. Durch Trottoirabsenkungen im Platzbereich und Fussgängerstreifen vor und nach der Tempo 30 Zone wird das Queren der Strasse auch für Behinderte sicher möglich. Das gleiche System findet sich auf der Schwarzenburgstrasse und nach ersten Berührungsängsten wird es mittlerweile als normal angesehen.
Der ganze übrige Breitenrainplatz steht hauptsächlich den Fussgängern zur Verfügung. Die Überfahrt von der Stauffacher- und der Breitenrainstrasse her wird als Trottoirüberfahrt ausgestaltet
und erlaubt ein vortrittberechtigtes und sicheres Queren für den Langsamverkehr. Die Fussgänger haben von Coop bis Migros Vortritt. Dasselbe gilt auch für die verbreiterte Vorzone auf der Südseite mit den Trottoirüberfahrten der Einbahnstrassen: Militär, Herzog- und Kasernenstrasse.
Die Velofahrer können sich auf dem Platz frei bewegen. Für ein sicheres Durchfahren sind die Strassenränder entsprechend ausgestaltet (Randstein max. 6cm). Im Bereich der Haltestellen (16cm) kann als Ausweichroute auch hinter der Haltestelle durchgefahren werden. Rund um den Platz sind genügend Veloabstellplätze gut zugänglich vorgesehen.
Prominent auf dem Platz ist eine kombinierte Haltestelle Tram und Bus angeordnet (65m). Die Buslinien haben ihre Aussteigehaltestelle (auch für die Ausgleichszeiten) vor dem Platzbereich und fahren anschliessend auf den Breitenrainplatz zur Einsteigehaltestelle. Für das Tram ist die Ein- und Aussteigehaltestelle zentral auf dem Platz. Durch eine LSA in der Rodtmattstrasse kann bei Bedarf der Busverkehr priorisiert werden. Eine durchgeführte Vissim-Simulation zeigt einen flüssigen Verkehrsablauf ohne bedeutende Rückstausituationen. Der öffentliche Verkehr wird weder vom MIV noch vom LV wesentlich beeinträchtigt.

Im Masstab des Quartiers
Ohne den Bestand und die Angemessenheit für das Breitenrainquartier aus den Augen zu verlieren, strebt das Freiraumkonzept nach Klärung der Mehrdeutigkeit des Platzes.
Die klare südliche Blockrandbebauung behält –leicht ausgedünnt- ihren Baumfilter. Dagegen stärkt ein homogener Baummantel den nördlichen Platzabschluss, zoniert den Raum selbstverständlich in angemessene Bereiche und nimmt die Zentralität des Wartehäuschens zurück. Die unterschiedlichen Grössen und Qualitäten der Zonen schaffen viele Nutzungsmöglichkeiten für das Breitenrainquartier.
Eingriffe und Ergänzungen im Baumbestand lassen verschiedene Lesungen des Raumgefüges zu.
Auf der einen Seite zeichnet eine verstärkte Reihung die Breitenrainstrasse nach und zieht sie wieder in den Platz hinein. Die historisch bedeutende Wegachse ist wieder sichtbar und wird erneut Teil des Ortes. Zum Andern sind Lücken und Unregelmässigkeiten in der Baumsetzung dafür verantwortlich, dass aus anderer Perspektive die Bäume in loser Schar den Schnitt der Strasse überspringen.

Zum Gebrauch
Identifikationszeichen und „Denkmal“ bleibt das Wartehäuschen im Achsschnittpunkt von Breitenrain- und Herzogstrasse. Aufgestockt mit einem weithin sichtbaren Lichtband setzt es auch nachts ein deutliches Zeichen. Die ehemaligen Rundungen sind wiederhergestellt und das Dach passt wieder auf den Einbau. Der aufgewertete Pavillon ist optimal genutzt mit Kiosk und Cafébar, welche sich an einem stimmungsvollen Sommerabend auf den Platz ausweiten kann.
Der Breitenrainplatz wird auch weiterhin geprägt sein von vielen Kleinstrukturen wie Signalisationen, Veloständer, Ausseneinrichtungen der angrenzenden Restaurants und Geschäfte usw. Dazu gesellen sich temporäre Elemente wie der wöchentliche Markt. Entsprechend zurückhaltend werden zusätzliche Möblierungen angeboten. So fügen sich neue Sitzgelegenheiten vorwiegend unter den Bäumen ein. Bis auf darin integrierte Trinkbrunnen wird bewusst auf weitere Zeichensetzungen verzichtet.
Wie der gewöhnliche, durchgehend ausgeführte Asphaltbelag fügt sich auch die Ebene der vorgesehen Hängeleuchten selbstverständlich in den Bestand ein. Nur die beleuchtete Haube des Pavillons setzt einen zurückhaltenden Akzent respektive ein Visavis zu den dispersen Fassadenlichtern.

Umsetzbar
Das Projekt ist realisierbar ohne Inanspruchnahme von privatem Grund. Zurückhalten ist der Einsatz der Mittel, kein Experiment die verkehrliche Neuorganisation. Das Projekt ist umsetzbar mit angemessenem Aufwand.