Award / Auszeichnung | 04/2019
Architekturpreis der Architektenkammer Thüringen 2019
©Andrew Alberts
Nachtillumination zur Eröffnung
Bauhaus Museum
Preisträger
heike hanada laboratory of art and architecture
Architektur
FISCHER & PARTNER lichtdesign.planung.realisierung
Lichtplanung
Bauherren
TGA-Fachplanung
Projektdaten
-
Gebäudetyp:
Lichtgestaltung, Museen, Ausstellungsbauten
-
Projektgröße:
keine Angabe
-
Status:
Realisiert
-
Termine:
Baubeginn: 01/2017
Fertigstellung: 01/2019
Projektbeschreibung
Das Museum ist reduziert auf einen klaren Betonkörper mit 24 LED-Linien. Der Kubus bildet ein Gelenk an der historischen Bruchstelle zwischen Volkspark und dem später errichteten Gauforum durch die Nationalsozialisten. Dem stadträumlichen Konzept folgend ist der innere Aufbau mit Kaskadentreppen orthogonal zum Park ausgerichtet. Der Besucher erwandert so die Ausstellung über wechselseitig verspringende Lufträume bis er schließlich oben angekommen den freien Blick über den Park erhält. Der Entwurf zeichnet sich durch ein differenziertes Energiekonzept aus, wobei die Bauteilaktivierung der Rippendecken die Einhaltung der raumklimatischen Bedingungen garantiert und zu einer Reduktion des Energiebedarfs führt. Mit Eintritt der Dämmerung schimmert der Kubus mit lichter Unschärfe in den Stadtraum.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die unübersehbare monolithische Kubatur des geometrisch reduzierten Körpers aus hellgrauem Sichtbeton, horizontal gegliedert durch umlaufende Fugen, die nachts mit 24 LED-Lichtlinien die Fassade illuminieren, lässt das Gebäude selbstbewusst wirken. Durch seine markante stadträumliche Präsenz sowie der bewusst provokanten Gegenüberstellung zum monumentalen „Gauforum“ rückt die Museumsarchitektur in eine nicht zu unterschätzende Vermittlerrolle – sie thematisiert die Wiege des Bauhauses und die Vertreibung der „Bauhäusler“ aus Weimar. Das Museum bildet somit das Kernstück für ein zukünftiges „Quartier der Moderne“, es wird entscheidend dazu beitragen, touristische, historische und zeitgenössische Perspektiven Weimars neu zu entwickeln. Den Besucher erwartet eine schlichte Innenarchitektur, die sich an Industriehallen mit ihrem Werkstattcharakter orientiert. Die Materialität der Außenhülle wird konsequent nach Innen übernommen. Sichtbare, bauteilaktivierte Rippendecken tragen zur Reduktion des Energiebedarfs bei, beherbergen die Lichttechnik und verbessern die Raumakustik. Langlebige Baustoffe wie Glas, Stahl, kalkgeschlemmte Betonwände sowie Terrazzofußböden ergänzen das Nachhaltigkeitskonzept; ihre bescheidene Zurückhaltung unterstützt Farbigkeit, Materialität und Formensprache der Exponate. Die Eingangshalle erschließt über schmale Kaskadentreppen das Untergeschoss mit Café und Terrasse in den Park wie auch die darüberliegenden drei Ausstellungsgeschosse. Die Jury würdigt neben der gelungenen Einbindung in den städtebaulichen Kontext vor allem die sich nach innen überraschend öffnende Raumabfolge des nach außen geschlossen wirkenden Kubus. Das Gebäude nimmt „Haltung“ an, im Sinne des Bauhauses entsteht so ein interaktives, offenes Haus, ein Ort für Auseinandersetzung, Diskussion und sinnliche Erfahrung.
©Andrew Alberts
©Andrew Alberts
Preisträger Bauhaus-Museum Weimar, heike hanada laboratory of art and architecture
©Andrew Alberts
Ausstellungsräume Innentreppe
©Andrew Alberts
Ausstellungsräume erstes Obergeschoss
©Andrew Alberts
©Andrew Alberts
Blick ins Foyer mit der Installation von Tomás Saraceno
©Heike Hanada
Schema Schmitt
©Heike Hanada
Grundriss Erdgeschoss
©Heike Hanada