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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2019

Neubau des Rathauses Fahrenzhausen

1. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

Schätzler Architekten GmbH

Architektur

Markus Weinkopf

Architektur

Erläuterungstext

Idee

Kommunikation, Orientierung und Begegnung sind wichtige Parameter im kommunalen Verwaltungsbau, sowie der Bezug zum Außenraum, Sonneneinstrahlung und eine offene, einladende Atmosphäre. Diese Parameter werden sowohl im Inneren des Gebäudes, als auch städtebaulich aufgenommen und ausformuliert.

Das Umfeld des neuen Rathauses wird im Westen durch das bestehende Rathausgebäude mit den angrenzenden Schulbauten, dem Pfarrheim und im Norden durch eine inhomogene Bebauung geprägt. Zusätzlich bestimmt die ortsdurchquerende Bundesstraße B13 die momentane Situation.

Der Entwurf sieht zwei miteinander verbundene Baukörper mit Satteldächer in unterschiedlicher Ausrichtung vor. Durch die Differenzierung der Baumassen wird die kleinteilige dörfliche Struktur aufgenommen und neu interpretiert.

Parallel zur Hauptstraße wird ein eingeschossiger Gebäudekörper situiert. Ein zweigeschossiger, ruhiger Querbau orientiert sich in Nord-Südausrichtung lotrecht zum Pfarrheim. Die Gebäudekonfiguration bildet somit räumlich den neuen Rathausplatz.

Der eingeschossige Baukörper an der Hauptstraße markiert mit dem Sitzungssaal und dem angegliederten Trausaal das Herzstück der neuen Mitte in Fahrenzhausen. Der Verbindungsbau zwischen den beiden Baukörpern fungiert als Foyerbereich für den Sitzungssaal, sowie dem zweigeschossigen Verwaltungsbau und ermöglicht die Durchwegung von der St. Christophorus-Straße zum neuen Rathausplatz.

Durch die gezielte Positionierung der Neubauten werden zwei unterschiedlich große Plätze gebildet. Der große Rathausplatz dient als Erschließung und als zentrale Ortsmitte. Hier finden Veranstaltungen, Feste und Märkte statt. An der Rückseite des Rathauses werden die oberirdischen Parkplätze und die Zufahrt zur offenen Einstellgarage situiert.

Der Neubau mit dem einladenden Foyer beherbergt im Erdgeschoss das Hauptamt mit der Finanzverwaltung, sowie die Räume für die öffentliche Sicherheit. Über eine großzügige Treppe werden im 1. Obergeschoss das Bürgermeisteramt, dem Besprechungsraum und das Bauamt erschlossen. Der zentrale Sitzungssaal mit dem Trausaal öffnet sich zum Rathausplatz und bietet sich für besondere Festivitäten an.


Fassade

Die Fassade besteht aus Klinkersteinen mit prägenden Einschnitten. Die quadratischen Fenster werden gezielt versetzt um Spannung in der Fassade des Rathauses zu erzeugen. Die Großen Einschnitten in den Giebelseiten von dem Sitzungssaalbau betonen den öffentlichen Charakter. Zur Strukturierung der Fassaden werden semitransparente Fassadenteile ausgebildet.

Die Holzfensterelemente erhalten eine Dreifachverglasung nach aktueller EnEV. Jedes Fenster wird aufgeteilt in Festverglasung und offenbares Holzpaneel.


Freiraum

Die Platzflächen sind mit einem robusten Natursteinpflaster aus Muschelkalk im Halbverband verlegt. Der Rathausplatz ist so gestaltet, dass eine Nutzung für Märkte und große Veranstaltungen sichergestellt ist. Durch die mobilen Grün-Sitzangebote, die je nach gewünschter Nutzung verlagert werden können, wird der Platz aufgelockert bzw. zoniert.

Die Übergänge und Vorbereiche des Pfarrheims, des bestehenden Rathauses und der neuen Sporthalle werden in die Platzgestaltung integriert.
Der Rathausplatz zeigt sich etwas erhöht zur Bundesstraße und erhält dadurch eine übergeordnete Bedeutung.
Der rückwärtige Parkplatz mit der Einfahrt wird mit Rasengittersteinen und kleinkronigen Bäumen gestaltet. Die Fläche vor dem Kindergarten wird mit in die Gesamtgestaltung einbezogen.
Öffentliche Parkplätze werden verteilt sowohl am alten Rathaus, an der St. Christophorus-Straße und an der Rückseite des neuen Rathauses angeboten. Die Stellplätze der Einstellgarage dienen überwiegend den Mitarbeitern des Rathauses.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das städtebauliche Konzept ergibt eine überzeugende Raumabfolge und Zonierung im vorhandenen Gefüge. Die Entwurfsverfasser sehen einen gegliederten Baukörper an der Kreuzung Hauptstraße/St.Christophorus-Straße vor und schaffen so auch einen angemessenen Abschluss der neuen Ortsmitte nach Osten. Lage und Größe des Rathausplatzes als vom Verkehr abgehobenes Plateau sind gut gelöst und werden vom Preisgericht für die Situation an der B 13 als angemessen eingestuft. Kontrovers diskutiert wurde die wenig gewichtige Baumasse des eingeschossigen Gebäudes an der Hauptstraße. Positiv ist die gute räumliche und funktionale Einbindung des Pfarrheims an den Rathausplatz und das neue Rathaus. Durch einen Versatz des Neubaus nach Süden gelingt es, das Pfarrheim näher an die Ortsmitte zu holen und eine Erschließung vom neuen Rathausplatz herzustellen. So partizipiert das Pfarrhaus an den Aktivitäten auf dem neuen Rathausplatz. Die vorgeschlagene Platzierung der Mehrzweckhalle ist aus städtebaulicher Sicht und im Hinblick auf ein möglichst großes Freiflächenangebot für die Schule in jedem Fall auf Dauer die richtige Entscheidung.

Gestaltung der Gebäude Mit seinen Kanten nimmt der Entwurf die Richtungen der Hauptstraße und der bestehenden Bebauung des Pfarrheims und der Grundschule auf. Über die erhöhte Terrasse ist das neue Rathaus erschlossen; gleichzeitig eine gute Erreichbarkeit des Eingangs zum Pfarrheim gewährleistet. Zwei einfache Satteldachbaukörper sind mit einem Flachdachgelenk verbunden und in sich stimmig proportioniert. Einem eingeschossigen Baukörper mit Satteldach, in dem der Sitzungssaal und das Trauungszimmer untergebracht ist, einem zweigeschossigen lang gestreckten Baukörper, der die Verwaltungsräume beherbergt und einen dazwischen aufgespannten Eingangsbereich in dem sich ein großzügiges Foyer und Vorfeld des Bürgerssaales befindet. Dieser Raum bietet sich auch für Empfänge oder Ausstellungen an. Hinsichtlich des Brandschutzes sieht das Preisgericht Anpassungen als erforderlich an: Brandabschnitte sind noch nicht ablesbar, mindestens ein Treppenhaus muss ins Freie führen. Auch die offene Treppe im Verwaltungsbereich bedarf der Klärung. Dies erscheint durchaus lösbar ohne vorhandene Qualitäten in den Raumbeziehungen zu verlieren. Auch der bei dieser Arbeit - wie bei vielen anderen Arbeiten auch- fehlende von der Gemeinde zusätzlich geforderte Besprechungsraum mit 30m² kann bei dieser Überarbeitung berücksichtigt werden.

Freiraumgestaltung und –qualität Die Anordnung und Verteilung der Platz- und Freiflächen sind gut gelöst. Sowohl der steinern geprägte Rathausplatz als auch die Grünfläche zwischen Rathaus und Kindergarten bieten ein gutes Potenzial für vielfältige Nutzungen und Veranstaltungen. Trotz der räumlichen Öffnung des Rathausplatzes zur B 13 wird die Attraktivität und Aufenthaltsqualität als noch gut bewertet. Dabei wurden die Anforderungen bezüglich der verschiedenen Höhenbezüge und -anbindungen in dieser Arbeit prinzipiell bereits weitgehend gut durchdacht. Im Hinblick auf eine verbesserte Zugänglichkeit des Pfarrheims und der Höhenabwicklung entlang der Westfassade des Sitzungsbaus wird eine Optimierung des Höhenkonzepts empfohlen. Anstelle der vorgeschlagenen trennenden Mauer als westliche Fassung des Rathausplatzes würde sich das Preisgericht eine Verbindung der Bereiche z.B. mit durchgehenden Sitzstufen wünschen. Die Anordnung der Bäume auf dem Rathausplatz wirkt etwas beliebig, zudem wird der Sinn und Funktionalität des „mobilen Grüns“ in Anbetracht der dargestellten Baumgrößen und umgebenden Trögen mit Sitzangeboten in Frage gestellt. Hier wäre eine stimmigere Freiflächenplanung für die Weiterarbeit wünschenswert, bei der auch die räumliche Fassung des Platzes zur B13 – z.B. mit einer einfachen Baumreihe - verbessert werden kann.

Funktionalität Die Entwurfsverfasser stellen durch eine großzügige Verglasung einen schönen Innen-Außenbezug zum Vorplatz her. Die jetzt sehr große Fensteröffnung sollte jedoch nochmals diskutiert werden. Die Nutzung dieser Einheit losgelöst vom restlichen Verwaltungsbereich des Rathauses ist aus Nutzersicht über das Foyer gut möglich. Publikumsintensive Verwaltungsangebote liegen auf kurzem Weg erreichbar direkt neben der Eingangshalle, wobei ein großzügigerer Zugang und Erschließung zum Verwaltungsbereich des Rathauses wünschenswert wäre. Verwaltungsräume, die weitgehend ohne Publikumsverkehr sind, sind im Erdgeschoss durch ein Türelement im Flur etwas abgetrennt oder liegen im Obergeschoss. Die barrierefreie Erschließung ist vom UG mit der TG bis ins in das DG mit den Archivräumen mit einem Aufzug und einer Treppe gegeben.

Erschließung und Verkehr Die Anforderungen an Erschließung und des ruhenden Verkehrs werden erfüllt und funktional richtig angeordnet. Das Parkangebot unter dem neuen Rathaus (bisher nur 20 P) erscheint in Anbetracht der vielen einzelnen Stellplatzfelder im Bereich der Schule und im Vorfeld der Mehrzweckhalle noch ausbaufähig. Das Sichtfeld nach RaSt an der B 13 nach Westen wird sicherlich überprüft werden müssen. Die Senkrechtstellplätze an der St.-Christophorus-Straße funktionieren in der dargestellten Form – wie auch im Bestand – eigentlich nicht (keine ausreichende Ausparktiefe) und müssten entsprechend nach Westen verschoben werden.

Ökologie und Nachhaltigkeit Die Arbeit zeigt eine angemessene Verteilung zwischen versiegelten und offenen Bereichen, die versiegelten Flächen beschränken sich auf das erforderliche Maß. Das „räumliche Grüngerüst“ kann und sollte aber noch deutlich gestärkt werden. Hinsichtlich der ökologischen Aspekte wird die TG als „halboffenes Parkdeck“ unter dem Rathaus als lohnender Beitrag gesehen.

Wirtschaftlichkeit Die einfachen Satteldachbaukörper haben zwar etwas mehr Kubatur, die vorgesehenen Spannweiten und die Massivbaukonstruktion sind aber durchweg als wirtschaftlich zu bezeichnen. Fassaden aus hellen Sichtziegeln mit witterungsgeschützt liegenden Fensterelemente aus Holz sind bewährte Materialien. Die Fassadenschale liegt in den Herstellkosten sicher höher, spart der Gemeinde aber auf Dauer erheblichen Bauunterhalt. Als Dacheindeckung werden Dachplatten auf Splitter verlegt vorgeschlagen, was von dem Entwurfsverfasser noch näher nachzuweisen wäre.