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Mehrfachbeauftragung | 09/2019

Erweiterungsbau für das Architekturmuseum Schwaben in Augsburg

1. Preis

MÄCKLERARCHITEKTEN

Architektur

AGS Garten Adelheid Schönborn

Landschaftsarchitektur

Ingenieurbüro Hausladen GmbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Das Architekturmuseum Schwaben der Arno-Buchegger-Stiftung in Augsburg soll durch einen Neubau erweitert werden. Bislang befindet sich das Museum im ehemaligen Wohnhaus des Architekten Arno Buchegger und soll durch den Erweiterungsbau u.a. zusätzliche Fläche für Ausstellung und Seminare erhalten.

Baukörper:

Das Baufeld legt sich im Südwesten L-förmig um das Bestandsgebäude des Architekturmuseums. Es bietet die Möglichkeit einen flachen Baukörper im Süden vor der Gartenfassade des Bestandes zu errichten, der im Westen einen höheren Bereich ausbilden kann. Der Entwurf sieht einen kompakten, zweigeteilten Baukörper vor, der sich westlich des Bestandsgebäudes exakt im vorgegebenen Baufeld befindet. Im südlichen Bereich des Baufelds wird bewusst auf eine Bebauung zugunsten einem freien Blick auf das Haus der Familie Buchegger verzichtet. Vorgelagert innerhalb des Baufensters befindet sich lediglich eine Terrasse, die für eine Außenbestuhlung benutzt werden kann. Die Terrasse hebt sich mit 30-40 cm gegenüber der Gartenfläche ab und schafft somit eine klare Kante im Übergang zum Garten. Straßenseitig präsentiert sich der Neubau als Giebelhaus mit reduzierter Fassade und zentrierter Eingangstür. Zum Garten zeigt sich das Gebäude mit zwei Giebeln und großen Öffnungen. Vor allem aufgrund der skulpturalen Dachform sticht das Gebäude aus der übrigen Bebauung im Thelottviertel hervor und zeigt so eindeutig die von der Wohnnutzung in der Umgebung differierende Nutzung als Museum an. Durch die auf den Altbau abgestimmten Farbigkeit und Fassadenmaterialität des Neubaus, entsteht trotz der konträren Architektursprache der beiden Gebäude ein stimmiges Ensemble von Bestands- und Erweiterungsbau.

Die äußere Unterscheidung in zwei Teile spiegelt die Struktur im Inneren des Gebäudes wider:

Der nördliche Gebäudeteil mit einfachem Satteldach weist eine Breite von 4,4 m auf und beinhaltet den Eingangsbereich und die Galeriebereiche. Im südlichen, 6,6 m breiten Gebäudeteil mit den Zwillingsdächern befinden sich die Funktionen des Aufenthaltsbereichs, des Seminarbereichs und des Ausstellungsbereichs. Dieser erstreckt sich mit gleicher Breite unterirdisch, im Süden des Bestandsgebäudes innerhalb des Baufeldes.

Funktionalität:

Der Erweiterungsbau beinhaltet im Grunde vier Funktionsbereiche: Empfangs-, Aufenthalts-, Ausstellungs-, und Seminarbereich. Zunächst erfährt der Besucher den Neubau als Eingangsgebäude. Er betritt das Museum nicht mehr über das Bestandsgebäude, sondern gelangt von der Thelottstraße im Nordwesten, vorbei an der bestehenden Baumgruppe zum neuen Haupteingang. Im Inneren des Gebäudes öffnet sich zunächst ein gut 10 m hoher Raum und der Blick in die offen gezeigten Dachstühle. In diesem Bereich des Gebäudes befindet sich der Kasse und Shop des Museums. Der im hinteren Bereich gelegene Aufenthaltsraum bietet die Möglichkeit die Besucher zu bewirten. Von hier aus eröffnet sich dem Besucher durch ein großzügiges Fenster an der Südseite der Blick in den Museumsgarten und durch ein weiteres im Osten der Blick über die Terrasse. Das Fenster reicht als verbindendes Element bis ins darunterliegende Geschoss.

Auf der Galerieebene über dem Erdgeschoss befindet sich der Seminarbereich. Dort zeigt sich die außergewöhnliche Kombination der Dachstühle. Durch die sechs im Drempel platzierten Fenster, wird die Sicht auf die Terrasse und in den Museumgarten auch hier erlebbar. Die an der westlichen Außenwand platzierte Erschließung verbindet die vier Geschosse optisch erfahrbar miteinander und verleiht dem kompakten Gebäude somit im Inneren eine luftige Großzügigkeit. Dem auf Gartenniveau gele-genen Galeriegeschoss kommt eine zentrale Verteilerfunktion zu. Zum einen befindet sich hier der Übergang in das Bestandsgebäude, zum anderen erfährt der Besucher über den Luftraum den im Untergeschoss gelegenen Ausstellungsbereich. Das große, zweigeschossige Fenster lässt Tageslicht gezielt auf die Treppe bis hinab in den Ausstellungsraum fallen. Der neu geschaffene Ausstellungsraum bietet auf 150 qm zusammenhängender Fläche Platz für Wechselausstellungen. Eine für Ausstellungsflächen optimale Belichtung wird über ein Oberlicht in Form einer großzügigen Folienlichtdecke, ergänzt durch individuell anpassbare Strahler gewährleistet.

Über das Galeriegeschoss gelangt der Besucher mittels eines Glasgangs in das Bestandsgebäude. Die Stahl-Glas-Konstruktion schließt unterhalb der Balkonkonstruktion im Bereich der bestehenden Tür in den Garten an. So wird der Eingriff an der Fassade des Bestandsgebäudes und die Beeinträchtigung ihrer Erscheinung minimal gehalten. Vom Verbindungsgang aus wird ebenfalls die Terrasse und der Museumsgarten erreicht. Über den neuen Ausstellungsbereich im Erkerzimmer gelangen die Besucher in den Treppenraum und von dort in die Ausstellungräume im Erdgeschoss. Die Trennwand zwischen den beiden im Süden gelegenen Räume des Untergeschosses wird entfernt und somit ein zusammenhängender Depotraum geschaffen. Die neuen Besucher-WCs befinden sich in der ehemaligen Bestandswaschküche und sind über den Aufzug im Erweiterungsbau barrierefrei erreichbar. Lediglich das Untergeschoss des Bestandsgebäudes wird umgestaltet. Im Erdgeschoss kann ohne bauliche Änderungen die geplante Dauerausstellung über Sebastian Buchegger und die Thelottsiedlung installiert werden.

Materialität

Der Neubau ist im Untergeschoss als Stahlbeton- in den oberen Geschossen als Mauerwerksbau aus Porotonmau-erwerk konzipiert. Die Fassade soll in rotem Kammputz, angepasst an die Farbigkeit des Bestandsgebäudes, ausgeführt werden. Zum Teil werden die Lochfenster durch Sandsteinfaschen betont. Der Entwurf sieht Stahlfenster vor, die als Lochfenster ausgeführt werden. Die monolithische Konstruktion sorgt für eine nachhaltige und war-tungsarme Fassade, die keine Folgekosten nach sich zieht und wirtschaftlich im Unterhalt bleibt. Der rote Wesersandstein der Fensterfaschen findet sich in der Verkleidung des Sockels und als Belag der Terrasse wieder. Der Verbindungsgang zwischen Neubau und Bestandsgebäude wird so sensibel wie möglich, mit Hilfe einer filigranen Stahl-Glaskonstruktion gestaltet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf von Mäckler Architekten überzeugt städtebaulich und architektonisch durch seinen ausdrucksstarken Baukörper, der ideal mit dem umgebenen Stadtraum harmoniert. Die städtebauliche Situierung, die Auseinandersetzung mit dem denkmalpflegerischen Bestand wie auch die Gestaltung und Platzierung der unterschiedlichen Funktionen des Raumprogramms bieten eine im höchsten Maße überzeugende Lösung.

Der eigenständige neue Baukörper ist so gestaltet und angeordnet, dass er ein markantes, aber unaufdringliches Zeichen im historischen Ensemble des Thelottviertels setzt: Durch die „rematerialisierte Moderne“ des Entwurfs, mit der die Materialität und Farbigkeit des historischen Baudenkmals aufgenommen, aber eigenständig transformiert wird, wird das Buchegger Haus in seiner Repräsentanz und Schönheit als Original respektiert.

Besonders gelungen ist die durchdachte, intelligente Anordnung und Abfolge der Räume sowie deren Funktionen in einem relativ kleinen Bauwerk mit einem durch die Baulinien eng begrenzten Baufeld. Der Ausstellungsbereich im Untergeschoss bietet die Möglichkeit, allen ausstellungstechnischen und kuratorischen Anforderungen gerecht zu werden.

Die Arbeit ist ein herausragender Beitrag, der in der funktionalen Ausarbeitung, der architektonischen Setzung, der ästhetischen Haltung, der Einordnung in den Stadtraum und durch seine Berücksichtigung denkmalpflegerischer Belange überzeugt.