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Werkstattverfahren | 03/2020

Entwicklung des Mansergh Quartiers in Gütersloh

1. Rang

coido architects

Architektur

Döll Architecten

Architektur

Karres en Brands

Landschaftsarchitektur

BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

ÜBERARBEITUNG
Forum 3
In der Überarbeitungsphase haben wir uns intensiv mit der Beurteilung der Jury sowie den Anmerkungen und Anregungen des Forums 3 auseinandergesetzt. Der konzeptionelle Grundgedanke wurde klarer herausgebildet und die stadträumliche Qualität (einschließlich Baublöcke, Innenhöfe, Gebäudetypologien und Höhenentwicklung) optimiert. Nach wie vor ist das städtebauliche Entwurf eine konzeptuelle und prozessuale Strategie für eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung und entsprechend robust und flexibel für neue Entwicklungen: Zusammen Stadt machen ist das Motto!

Identität

Die Verwurzelung des Ortes im landschaftlichen Raum betonen wir durch eine Verbesserung der räumlichen und funktionalen Bezüge nach Außen und die Herausbildung eines grünen Bandes entlang der Dalke. Damit wird eine spezifische lokale Identität ausgebildet und die Erlebnisqualität des Freiraums optimiert. Der Eingangsbereich an der Verler Straße wird sicht- und erlebbar.

Wir haben die klare Grundstruktur der Kaserne aufgenommen und fortgeführt, dabei jedoch einen menschlichen Maßstab - mit einer größeren Vielfalt von groß- und kleinmaßstäblichen Räumen und Gebäuden eingeflochten. In der Überarbeitung haben wir mehr Bestandsgebäude in die Struktur integriert, um die Geschichte der Militärnutzung und Charakteristik des Kasernenstandortes an der Dalke spürbar zu machen. Den prägenden Baumbestand und die unterirdische Infrastruktur haben wir übernommen und zur Grundstruktur unserer Planung gemacht. Dazu kommt die Erschließung über einen Ringweg, der direkt über die Verler Straße angebunden wird. Auf dieser Basis bilden die unterschiedlichen Baufelder ein flexibles Framework für verschiedene Gebäudetypologien. Ein Netzwerk von variablen und kollektiven Freiräumen, Sport- und Spielmöglichkeiten tragen zu einem durchgrünten und aufgelockerten Quartier bei und schaffen eine eigene Identität von höchster Qualität.

Die vorgegebenen Funktionsbänder werden als dezentrale Nutzungsmischung im Quartier realisiert. Gepaart mit einer verträglichen urbanen Dichte im menschlichen Maßstab bildet das die Grundlage eines neuen, lebendigen Stadtquartiers. Die ehemalige, monotone Magistrale wird zur kleinteiligen Quartiersstraße und einer tatsächlichen Mitte: autofrei, mit sozialen Einrichtungen, Nahversorgung, Bildungseinrichtungen und Wohnen. Der Ort für die Bürger des Quartiers, der Umgebung und der ganzen Stadt. Nördlich dieser zentralen Quartiersstraße (zum Landschaftsraum der Dalke) befindet sich überwiegend Wohnnutzung (mit kleinteiligen Dienstleistungsräumen) und südlich steht die verträgliche Kleingewerbenutzung (teils in den umgenützten Panzerhallen) im Vordergrund.

Das Quartier nimmt Vielfalt auf und bildet vielfältige Strukturen ab. Diese Diversität ist ein Kernmerkmal des neuen Mansergh Quartiers. Pluralität für Menschen, die bewusst in einem grünen, umweltfreundlichen und sicheren Quartier wohnen oder arbeiten wollen. Man entscheidet sich dabei nicht nur für eine Wohnung oder einen Arbeitsplatz, sondern auch für einen Lebensstil - Individualität und Kollektivität in einem autoarmen Quartier. Die individuelle Freiheit basiert auf einer Vielfalt von Wohnungstypen und Wohnformen, Bildungseinrichtungen und Arbeitsmöglichkeiten. Gleichzeitig werden kollektive Nutzungen, Einrichtungen und Freiräume geteilt.

Eingangsbereich

Von der Verler Straße kommend, zeigt sich im Süden bereits der Mobility Hub mit Gästehaus als Symbol und Landmarke eines nachhaltigen, klimafreundlichen und ressourcenschonenden Quartiers. Beim Entrée an der Verler Straße wird der Vorbereich von Zäunen und Sträuchern befreit und damit wieder sicht- und erlebbar. Im Norden an der Verler Straße wird das prägnante Offizierskasino zu einem Restaurant mit Veranstaltungsräumen umgenutzt und im Rückbereich durch ein längliches, in den Landschaftsraum leitendes, prominentes Glasgebäude ergänzt. Der Kasino Vorbereich wird zur offenen Parklandschaft, als Sequenz des übergeordneten Landschaftsraumes und der offenen Parklandschaft entlang der Dalke. Die historische Allee mit den alten Bäumen wird für Fußgänger und Radfahrer zurückgebaut, die alte Eingangsmauer wiederhergestellt und die parallel dazu verlaufende markante Baumreihe aufgewertet. Der Eingangsbereich zum Mansergh-Quartier wird zukünftig als großzügiger Landschaftsraum und als Teil der „Lunge der Stadt“ an der Verler Straße sicht- und erlebbar.

Die beiden Torhäusern sind Teil des zentralen Mobility-Hubs am Quartierseingang. Direkt am Anfang der Quartiersstraße symbolisieren das Hochschulgebäude auf der einen und das aufgewertete Kasernengebäude auf der anderen Seite die Diversität des Gebietes – ein zukunftsorientiertes Quartier auf einem geschichtsträchtigen Areal. Somit bilden landschaftliche, stadträumliche und bauliche Eingriffe eine spannende Eingangssituation.

Quartiersstraße

Die Raumsequenzen der zentralen Quartiersstraße werden nach Programmbausteinen, in Kombination mit der Gebäudetypologie und der öffentlichen Freiflächen, deutlicher ausgebildet. Durch drei verschiedene Räume mit unterschiedliche Nutzungsschwerpunkten (von West nach Ost: Hochschule, Nahversorgung, Wohnen & Freizeit) und eines höheren Wohnanteils, ist die Straße weniger abhängig von einer kritischen Besuchermasse und in ihrer Gesamtlänge besser fassbar. Der bauliche Endpunkt mit Quartierscafé wird beibehalten, der Bestandsbaukörper jedoch mit einem Glasgeschoss aufgestockt und somit seiner Position als Abschluss auch baulich gerecht.

Bildungseinrichtungen

Die Hochschulgebäude sind im westlichen Teil der Quartiersstraße untergebracht und bestehen aus drei nebeneinander liegenden Gebäuden (insgesamt ca. 7.000 qm BGF). Eine Mediathek mit Studienplätzen und Hörsälen ist der Blickfang. Die Mensa (EG) und Verwaltung (OG) grenzen an. Auf der anderen Seite der Straße ist ein Gebäude mit Lehr- und Forschungsräumen sowie weiteren Studienplätze angeordnet. Hierdurch ist die Hochschule gut wahrnehmbar und bekommt eine eigene Identität im Quartier. Direkt angrenzend an diesen Hochschulstandort sind im Süden Entwicklungsflächen mit Raum für Inkubatoren und Kooperationspartner vorgehalten. Im Kasernengebäude und der westlichen Panzerhalle, können kurzfristig bereits temporäre Nutzungen angesiedelt werden. Zudem gibt es eine optionale Neubaufläche im Innenbereich. Im Zukunft kann die Hochschule wachsen und sind weitere Synergien mit der Umgebung sehr gut denkbar. Der Hochschulstandort wird im Freiraum als Campus, mit der Integration des alten Baumbestandes und Neupflanzungen, eingerichtet. Mit dem Bau der Hochschulgebäuden kann in der Phasierung relativ schnell begonnen werden. Eine temporäre Nutzung eines Kaserne Gebäude ist auch sehr gut möglich. Der Baustellenverkehr wird von Anfang an entlang des nördlichen Quartiersrandes geleitet und kommt nicht in die unmittelbare Nähe des Standortes.

Nutzungsmischung

Die Wohnbebauung in den Baublöcken (überwiegend drei- bis viergeschossig) sowie die Abstände zwischen den Häusern, ist jetzt großzügiger dimensioniert. Die Gliederung der Innenhöfe in öffentliche, halböffentliche und private Räume ist eindeutiger. Trotz gradueller Anpassungen und Einschränkungen ist die Durchlässigkeit der Baublöcke in der Überarbeitung noch immer gewährleistet und die Blockrandbebauung nach wie vor aufgelockert und durchgrünt. Die Nutzungsmischung von Wohnen und Arbeiten erstreckt sich über das gesamte Quartier und stärkt dieses, indem das Quartier den ganzen Tag über belebt ist. Im Norden und Osten ist schwerpunktmäßig Wohnnutzung vorgesehen, der südliche Bereich und die Quartiersstraße werden ebenfalls durch Wohnen in angemessener Dichte angereichert. Die Wohnblöcke (mit sowohl geförderten als auch frei finanzierten Wohnungen) bieten eine Vielfalt unterschiedlicher Wohntypologien, mit verschiedenen Gebäudetiefen und -breiten. Dies ermöglicht einen vielfältigen Mix an Wohnformen und unterschiedliche Haushalte aller Generationen (Familien, Alleinerziehende, Ältere, jungen Menschen und Studierende). Die Strukturen und Typologien bieten Raum für unterschiedlichste Wohnformen und -konzepte, wie beispielsweise für Baugemeinschaften oder Mehrgenerationenwohnen.

Die Durchmischung von Wohnen und Arbeiten ist durch ein Angebot kleinteiliger Räume (ca. 50-100 qm) im Erdgeschoss der Wohnblöcke für kollektive bzw. soziale Einrichtungen, Nahversorgung und Dienstleistung gewährleistet. Diese können entweder eigenständig oder in Kombination mit den Wohnungen genutzt werden. Neben dem kleinteiligen Angebot im Quartier und entlang der Quartiersstraße sind im Süden und Westen größere Dienstleistungseinrichtungen und nicht-störendes Gewerbe vorgesehen.

SMART CITY

Zukunftsthemen

In Zusammenhang mit der städtebaulichen und freiräumlichen Planung haben wir uns weitergehende Gedanken über die Verankerung der Zukunftsthemen Digitalisierung, Energie & Klima und Verkehr & Mobilität gemacht. Die phasenweise Entwicklung des Mansergh Quartiers bietet große Chancen auf veränderte Ansprüche zu reagieren und neue Entwicklungen und Innovationen aufzunehmen. Das neue Quartier ist vorbereitet auf die junge Generation!

Digitalisierung

Im Bereich Digitalisierung bietet das Quartier durch die große Vielfalt an Nutzungen die Chance lebenslanges Lernen und interdisziplinären Austausch auf allen Ebenen zu realisieren. In der Nähe der Bildungseinrichtungen (Hochschulstandort, Mobility Hub, Jugendzentrum) kann zum Beispiel ein Inkubator für digitale Bildungslösungen untergebracht werden. Das Quartier ist auch ein guter Beispielstandort für LoRaWAN (Long Range Wide Area Network). Vernetzte Mobilität, mit u.a. Smart-Parking und Mobilitätshubs, ist weitgehend in unseren Entwurf eingeflossen und wird nachher vertiefend erläutert (siehe: ‚Vernetzung, Mobilität und Verkehr’). Neue Arbeitswelten werden ermöglicht durch die Mischung von Wohnen, Arbeiten und Ausbildung. Arbeiten in Shared Work Spaces, FabLabs und Arbeitsräumen für Gründerinnen und Gründer kann auf verschiedenen Standorten im Quartier stattfinden, zum Beispiel in renovierten Bestandsgebäuden oder in dem aufgestockten Gebäude am Ende der Quartiersstraße.

VERNETZUNG, MOBILITÄT UND VERKEHR

Anbindungen

Zur Unterstützung einer zukunftsfähigen Mobilität mit autoarmen Stadt-Räumen und einem möglichen - aber nicht erzwungenen - Verzicht auf das Auto, liegt unser Schwerpunkt auf der Stärkung der Nahmobilität, d. h. Fußgänger und Radfahrer stehen im Vordergrund. Im Norden wird das Quartier über drei neue Brücken an das übergeordnete Fuß- und Fahrradnetz angebunden. Der geplante Haltepunkt der TWE-Linie ist in wenige Gehminuten erreichbar und wird zudem in Zukunft mit einem automatisiert und bedarfsorientiert fahrenden Elektro-Shuttle angebunden. Nach Süden öffnet sich das Quartier zwischen den Panzerhallen für Fußgänger und Radfahrer, stellt die Vernetzung zu den angrenzenden Wohngebieten sicher und bindet sie an den Landschaftsraum der Dalke und die nördlichen Stadtquartiere an. Im Westen wird die ursprüngliche Flucht der Allee wieder aufgenommen und prägt zukünftig den Eingangsbereich für Fußgänger und Radfahrer. Im Quartier wird der Radverkehr, soweit er nicht über eigene Wege verfügt, im Mischverkehr geführt. Die Erschließung des Quartiers für den motorisierten Verkehr erfolgt über eine um ca. 35 m nach Süden verlegte Einmündung an der Verler Straße. Der Eingangsbereich zum Mansergh-Quartier wird zukünftig als großzügiger Landschaftsraum an der Verler Straße erlebbar.

Mobility-Hub

Die Köpfe der beiden bestehenden Torhäuser werden renoviert und ergänzt durch eine neue architektonische Schicht. Die Torhäuser sind Teil des zentralen Mobility-Hubs am Eingang zum Quartier, das nicht nur ein komplettes Mobilitätsangebot anbietet, sondern auch einen nutzerorientierte Convenience Service direkt beim Eingang zum Quartier bietet. Hier finden sich Einrichtungen wie Fahrradwerkstatt und -Verleih, Mobilitätsberatung, Quartiersmanagement, Concierge-Service, Waschsalon etc. Die Einrichtungen stehen allen Bewohner und Beschäftigten des Quartiers, zu bestimmten Zeiten personalbasiert, teilautomatisiert aber auch rund um die Uhr sieben Tage die Woche zur Verfügung. Eine zentrale Übergabe- und Annahmestation für Pakete (die Fahrten der KEP-Dienste sollten zukünftig hier enden) ist ebenso Teil der Mobility-Hub. Hier können die Pakete abgeholt werden, auf Wunsch kann ein Fahrradkurier die Pakete bis zur Haustür bringen; zukünftig wird ein Paket-Roboter dies übernehmen. Die zentrale Parkierungsanlage mit ca. 300 Stellplätzen ist für Besucher, Gewerbe und für die Bewohner gedacht, die ihre Autos nicht unbedingt wohnungsnah unterbringen müssen. Hier befinden sich auch hochwertige Fahrradabstellplätze und die ganze Palette von Sharing-Angeboten und zukünftig voraussichtlich auch automatisiert fahrende Elektro-Shuttle. Ein Gästehaus mit Short-Stay-Appartements, gemeinschaftlich nutzbaren Partyräume, ein Jugendzentrum und eine Kindertagesstädte, sind unterstützende Programmbausteine und stärken den Mobility-Hub als zentrale Anlaufstelle.

Quartiersverkehr

Innerhalb des Gebiets ist die zentrale Quartiersstraße prägend; wie auch die beiden Nord-Süd-Verbindungen ist sie autofrei, mit Ausnahme von Anlieferung, Entsorgung (mit Fensterzeiten), Not- und Rettungsdiensten.
Alle Gebäude bzw. Wohnungen sind für die Feuerwehr in einem Schlauch-Abstand von weniger als 50 m über Wege mit einer Breite von 3.50 m erreichbar. Überall im Quartier sind überdachte und abschließbare Fahrradabstellplätze direkt neben dem Eingang der Wohngebäude vorgesehen; für Besucher und Kurzparker gibt es Angebote direkt vor den Eingängen im Außenraum. Die Erschließung für den Motorisierten Verkehr innerhalb des Quartiers erfolgt als Hufeisen-Erschließung (Tempo 30, oder weniger) mit einer Breite von
5.50 m im Beidrichtungsverkehr (notwendige Liefer- und Ladevorgänge können damit problemlos am Fahrbahnrand abgewickelt werden). Sie dient dem quartiersbezogenen Quell- und Zielverkehr und der Anbindung der Parkierungsanlagen. Die Nord-Süd Verbindung ist als Durchfahrt nur für Liefer- und Ladeverkehr erforderlich, wird aber in Verlängerung der Quartiersstraße über eine Platzfläche mit einer Einspurigen-Engstelle (3.50 m) geführt. Das Bestandsgebäude nimmt im Erdgeschoß gemeinschaftliche Räumlichkeiten für Versammlungen und Veranstaltungen sowie Büros im Obergeschoss auf.

Parken

Verteilt im Gebiet werden Behindertenstellplätze in der Nähe der Gebäudezugänge platziert. Der übrige Ruhende Kfz-Verkehr wird ausschließlich in Parkierungsanlagen und auf den Multifunktionsplätzen vor den Panzerhallen untergebracht. Dafür stehen neben dem zentralen Quartiers-Mobility-Hub (mit ca. ... Stellplätzen) am Quartierseingang insgesamt fünf Quartiers-Garagen in regelmäßigen Abstand entlang der Erschließungsspangen den Bewohnern (mit insgesamt ca. 750 Stellplätzen), in fußläufiger Entfernung zu den Gebäuden zur Verfügung. Um die Garagen so kompakt wie möglich zu halten, sind sie mit Autoaufzügen ausgerüstet; sie werden zunächst konventionell befahren, in Zukunft ist auch eine automatisierte Nutzung denkbar. Die Garagen werden so konzipiert (denkbar ist auch eine Holzkonstruktion), dass sie bei einer zukünftigen Abnahme der Automobilität, teilweise umgenützt oder zurückgebaut werden könnten. Im Erdgeschoß sind gemeinschaftlich nutzbare Mobilitätsangebote und sonstige kollektiven Einrichtungen untergebracht. In der direkten Umgebung befinden sich auch die unterirdischen Müllsammelpunkte.

PV-Anlagen auf den Dächern der Quartiers-Garagen in Verbindung mit dem Energiespeicher der Elektro- Fahrzeuge der Bewohner unterstreichen die Qualitäten des zukunftsorientierten Quartiers. Eine Quartiers- App für die Bewohner, ergänzt um Touch-Screen-Terminals in jedem Eingangsbereich, dient nicht nur dem jederzeit verfügbaren Zugang zu allen Formen zukunftsweisender Mobilitätsangebote, sondern beinhaltet auch alle sonstigen Versorgungs-, Sozial-, Hilfs- und Betreuungsangebote die eine städtische Gemeinschaft zukünftig auszeichnen sollten.

ENERGIE UND KLIMA

Ressourcenschutz und Umweltbedingungen – Klima-adaptation

Im Plangebiet wird sparsam mit den vorhandenen Flächen umgegangen. Regenwasser wird optimal infiltriert. Lineare Entwässerungsrinnen markieren die Straßenmitte, bei Starkregenereignissen wird das abfließende Regenwasser auf die Retentionsflächen geführt. Extensiv begrünte Flachdächer auf verschiedenen Gebäuden dienen nicht nur der Verbesserung des Mikroklimas und der Verzögerung des Niederschlagsablaufs, sondern auch der Kühlung der Wohnungen.

Im Mansergh Quartier wird die Wasserwirtschaft zu einer zentralen Qualität der Entwicklung. Eine lebendige „Landschaftsmaschine“, die Wasser wenn möglich verantwortungsbewusst zur Wiederverwendung zurückhält und reinigt. Gleichzeitig werden viele Erholungsmöglichkeiten geschaffen und eine hohe Lebensqualität für alle erreicht. Unser Konzept basiert auf der bestehenden Landschaftsstruktur und integriert Wasser innovativ in das Stadtgefüge. Für den Umgang mit verschiedenen Wasserqualitäten bedient sich das System einer vielfältigen Palette von Lösungen für das Sammeln, Zurückhalten und Stauen des Wassers, von Mulden bis hin zu offenen Kanälen unterschiedlicher Größe, Parkanlagen, Wasserwegen und Wasserplätzen.
Um Starkregenereignisse zu bewältigen, bietet jede Ebene des öffentlichen Raumes Retentionsflächen. Dies geschieht dezentral in Höfen, entlang von Straßen oder Plätzen, aber auch zentral im Grün. Dieses Quartier wird ein Aushängeschild für qualitatives Wohnen, in einer Umgebung, in der das sensible Thema der Entwässerung qualitätsvoll erlebbar ist.

Das Mansergh Quartier ist ein performatives Quartier der Zukunft. Es zeigt Nachhaltigkeit nicht als einfache Energieerzeugung und -einsparung, sondern als ein komplexes Ökosystem, das Energie mit Wasser, Grün, Lebensmittelproduktion, Mobilität, Materialnutzung und dem sozialen Leben der Stadt verknüpft. Jeder Vorgang in dem Quartier wird durch einen anderen ergänzt. Im Mansergh Quartier wird nichts dem Zufall überlassen und Verschwendung aktiv vermieden. Straßen und Bepflanzungen sind darauf ausgerichtet, idealen Klimakomfort zu gewährleisten, mit den neuen Gebäuden wird versucht die PV-Effizienz zu maximieren, Wasser und Grün werden Teil der DNA des Quartiers, während die Mobilität Energie erzeugt und spart, anstatt zu verbrauchen. Das Quartier schafft dieses einzigartige Ökosystem durch den Austausch zwischen den verschiedenen Kreisläufen. Darüber hinaus wird das Mansergh Quartier in Pilotprojekten und Experimentierfeldern den neuesten Stand der Nachhaltigkeit und Innovation präsentieren. Das Mansergh Quartier ist ein in den Stadtalltag integrierter Kreislauf, der die lokale Identität des Gebietes umfasst und fördert und außergewöhnliche Lebens- und Umweltbedingungen in den Vordergrund stellt. Darum schlagen wir vor, in der Panzerhalle ein Infozentrum zum Nachhaltiges Bauen zu errichten.

Mehrere Gebäude sind mit in den Dachflächen integrierten Photovoltaik Anlagen ausgestattet. Die aktiven Solargewinne mit PV-Anlagen auf den Dächern der kollektiven Mobility-Hubs und Quartiers-Garagen dienen der zukunftsorientierten E-Mobilität, einem Energiespeicher für Elektrowagen sowie der Nachbarschaft.

LANDSCHAFT UND FREIRÄUME

Übergeordnetes Konzept

Das Mansergh Quartier ist vollständig in die lokale Landschaft eingebettet. Das Quartier entwickelt sich an der Schnittstelle von Stadt und Landschaft und stärkt beide. Das Mansergh Quartier bietet die einzigartige Möglichkeit ein Quartier herauszubilden, das hervorragend an die Innenstadt angebunden ist und zugleich in unmittelbarer Lage zu den übergeordneten Landschaftsräumen liegt. Es entwickelt sich aus der bestehenden Kasernenstruktur und stärkt mit seiner fingerartigen Nord -Süd Struktur auch die Belebung des neuen Wohngebietes. Der Ausgangspunkt für die Entwicklung des Mansergh Quartier wird durch öffentliche Räume gebildet. Hierdurch entsteht ein gesundes Quartier der Zukunft, durchdrungen von Bereichen für Biodiversität und Erholung. Nachbarschaftsplätze sind intime, kleine Orte für das Gemeinschaftsleben, die neue Formen von Zirkularität, Mobilität, lokalen Dienstleistungen und Kultur vereinen.
Im Mansergh Quartier stärkt der öffentliche Raum die Identität jedes Quartierteils und sorgt für eine reiche Vielfalt an Alltags- und Raumerfahrungen. Von einem innovativen Wassersystem und einer Sportlandschaft im Dalke-Park, über Obst- und Gemüsegärten und kollektives Gärtnern im Innenhof, bis hin zum lebendigen Campusleben entlang der neuen Quartierstrasse.

Dalke-Park

Durch urbanes und kompaktes Bauen wird der Dalke-Park zu mehr als einem lokalen Grünstreifen und erhält stattdessen durch seine großzügige Gestaltung eine Bedeutung für ganz Gütersloh.
Im Dalke-Park entstehen diverse Bereiche für nicht vereinsgebundene Sportler, unter anderem für informelle Sporttreffen, Fitnesstraining für alle Altersgruppen, ein Barfußpfad und temporäre Nutzungen. Spielflächen für jüngere Besucher werden durch kleine Gastronomie, Erfrischungsstationen und Grillplätze ergänzt.

Quartier

Das Quartier bildet qualitative Freiraumstrukturen, deren Diversität ein Kernmerkmal des neuen Mansergh Quartiers ist. Dies schafft Pluralität für Menschen, die bewusst in einem grünen, umweltfreundlichen und nachhaltigen Quartier wohnen wollen. Experimentierflächen an der Panzerhalle bieten besondere Veranstaltungs- und Treffpunkte im Außenraum.

Innenhöfe

Die Freiflächen der Innenhöfe erhalten eine Differenzierung in öffentliche, gemeinschaftliche und private Bereiche. Ein besondere Fokus wird hier auf wohnungsnahe Spielflächen für Kleinkinder gelegt.
Die Höfe bei der Hochschule haben zwei Gesichter: Entlang der Quartiersstraße haben sie einen mehr urbanen Charakter, wohingegen Richtung Panzerhalle und dem Forschungspartner eine Campusatmosphäre vorherrscht.

Baumstruktur

Die klare Grundstruktur der Kaserne mit seinem prägenden Baumbestand sind der Ausgangspunkt für unser Freiraumkonzept. Bäume werden so gut wie möglich erhalten. Unter Berücksichtigung der verschieden Qualitäten und Lebenserwartungen der Bestandsbäume werden bereits jetzt neue Bäume für die Zukunft gepflanzt. So wird auch zukünftig ein Fortbestehen der Baumstruktur als Gegengewicht zu den neuen Gebäudeensembles gewährleistet. Das Zusammenspiel aus alten und jungen Bäumen reagiert auf Verschattung, verbessert das Mikroklima und die Luftqualität.

BEBAUUNG

Bestandsgebäude

Die Bestandsgebäude der Mansergh Kaserne sollen konkret bewertet werden nach: must have / should have / could have / won’t have. Wenn die Grundstruktur der Gebäude eine solide Basis bietet, sind verschiedene Nachnutzungen denkbar, sowohl temporär als auch langfristig. Einem baulichen Gutachten vorgreifend haben wir in der Überarbeitung, in Zusammenhang mit der städtebauliche Raumkonfiguration und einer konkreten typologischen Nutzung (u. a. Inkubatoren und Kooperationspartners der Hochschule, Studentenwohnungen, Gastronomie), mehr Bestandsgebäude erhalten. Damit ist die Geschichte des Kasernen Areals im ganzen Quartier spürbar und identitätsstiftend. Neben dem Offizierskasino (must have) und den beiden Torhäuser (must have), sowie die drei Panzerhallen und eine Werkhalle (should-have), schlagen wir vor das ehemalige Ärztehaus (should have), die beiden kleinen Endgebäude im Süden und Osten (should have) und zwei Wohnbaracken (could have) zu erhalten. Diese Gebäude werden saniert und renoviert sowie teils mit komplett neuen Glassfassaden ausgestattet.

Höhe und Dichte

Die Höhenentwicklung passt sich an die Umgebung der Stadt an, die Bebauungshöhe und Dichte nimmt jeweils von Norden (Dalke) und Süden (Panzerhallen) in Richtung Quartiersstraße zu. Hier gibt es vier Akzenten (5 bis 7 Geschoße / 16 bis 22 m). Die Nord-Süd Bebauung ist überwiegend vier geschossig, teilweise mit Satteldach (10 / 16 m). Die Ost-West Bebauung ist drei geschossig. Mit dieser Höhe und Dichte können ca. 100.000 qm Wohnen und ca. 90.000 qm übrige Nutzungen realisiert werden.

Gestaltung und Materialität

In der Architektur streben wir einen Vielfalt mit einer einheitlichen Materialität an. Bei den zu erhaltenen Bestandsgebäuden schätzen wir die klassischer dunkelroten Backsteinarchitektur und die prominenten, geneigten Dächer. Es soll eine Architektur aus einem Guss geben, die jedoch moderne Gebäudeformen und -Kubaturen enthält sowie teilweise Glasfassaden zulässt. Bei den aus der Reihe tanzenden Nord-Süd Neubauten übernehmen wir die geneigte Dachform.

Die Fassaden sollen eine ruhige und regelmäßige Ausstrahlung haben, die Wohnungen verfügen über Loggien, auskragende Balkone sind nicht erlaubt. Die Materialität hingegen soll eine Einheit gewährleisten und ebenfalls überwiegend aus Klinker in verschiedene Farbtönen (Bandbreite ...) realisiert werden. Andere haptische Materialien wie Putz, Zink oder Holzverkleidung sollten untergeordnet oder in Ausnahmen angewendet werden. Der städtebaulich-gestalterische Rahmen und ein Leitfaden müssen in den nächsten Schritten konkretisiert werden.
In besonderen Bereichen werden die Fassaden durch naturinklusive Maßnahmen ergänzt und entsprechende Nistmöglichkeiten für Vögel integriert.

ZUSAMMEN STADT MACHEN!

Das Mansergh Quartier bietet die einzigartige Möglichkeit ein Modellquartier herauszubilden, das hervorragend an die Innenstadt angebunden ist und zugleich in unmittelbarer Lage zu den übergeordneten Landschaftsräumen Güterslohs liegt. Vor dem Hintergrund der bestehenden Rahmenbedingungen und den Zielen der Aufgabenstellung bietet sich die Gelegenheit ein urbanes, hochgemischtes und Ressourcen schützendes Quartier, mit einem hohen Maß an kollektiven Einrichtungen zu kombinieren und somit urbanes und ländliches Leben zeitgemäß zu verbinden: Urbane Kollektivität und Nachbarschaft in einem landschaftlichen Gebiet. Modern und individuell programmiert und die Struktur und Identität des Ortes zeitgemäß interpretiert.
Eingangsbereich

Eingangsbereich

Quartierstrasse

Quartierstrasse