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Einladungswettbewerb | 12/2019

Neubau eines Gemeindehauses für die Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Laurentius in Schledehausen

3. Preis

Preisgeld: 1.500 EUR

Pax Brüning Architekten bda

Architektur

DREWES + SPETH Beratende Ingenieure im Bauwesen Partnerschaftsgesellschaft mbB

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Konzeption
Das Baugrundstück liegt stadträumlich abgewandt im Übergang zum Grünraum mit Kurgarten, das macht den Verzicht auf einen 2-geschossigen Baukörper vertretbar, zumal es auf der gestuften Emporen-Ebene keine barrierefreie Entsprechung als Übergang und Nutzfläche gibt. – Der neue Baukörper wird mit einer Fuge zum Bestand eigenständig formuliert.

Erschließung
Die barrierefreie Erschließung des Eingangs ist von Westen und von Osten gleichermaßen in die angrenzenden Nutzungsbereiche gegeben. Analog zur Kirche wird die Haupterschließung für das Gemeindehaus von Westen kommend vorgeschlagen, mit Blick auf inhaltsbestimmende Räume als Zeichen für das neue Haus. Den Eingang bildet ein ‚Glasfoyer‘ als Bindeglied von Kirche und Gemeindehaus und respektiert so die Lesbarkeit des Südgiebels.

Funktion
Alle Bereiche werden über das zentrale Foyer erschlossen. Dieses bietet großzügig Platz für Garderobe, Kinderwagen, Rollstühle, Sitzgelegenheiten, Informationsmedien und darüber hinaus Bewegungsfläche für vielfältige Aktivitäten. Ein lineares Oberlichtband gibt diesem gemeinschaftlichen Begegnungsraum ein gleichmäßiges Tageslicht. – Mit der Öffnung der drei Spitzbogenfenster des Südgiebels und der unmittelbaren Verbindung mit dem Querschiff wird die gewünschte Intensität der Verbindung von Kirche und Gemeindehaus erreicht. Demgegenüber erscheint uns eine Erschließung durch die Sakristei („Die Verbindung zwischen Kirche und Gemeindehaus erfolgt aller Voraussicht nach über die Sakristei“ Auslobung S.19) funktional und baulich weniger angemessen, - die Sakristei kann im Bestand erhalten bleiben.

Gebäude
Die Geometrie des neuen Baukörpers folgt in Grundriss und Aufriss der Logik des Kirchenbaus. Das Gemeindehaus als eingeschossiger Baukörper steht behutsam und eigenständig neben der Kirche, korrespondierend über ein monolithisch wirkendes Sichtmauerwerk aus Wasserstrichziegel in Sandsteinfarben. Gegenüber dem Baukörper der Kirche wird die Gestaltung des Gemeindehauses in sprachlicher Reduktion bei hoher Material- und Ausführungsqualität vorgeschlagen. - Die Gebäudehöhe berücksichtigt die technischen Installationen hinter der überhöhten Attika sowie die modifizierten Raumhöhen der Nutzungsbereiche.

Material
Der vorgeschlagene Stein hat in seiner Anmutung etwas Sinnliches und gleichzeitig eine Robustheit, die zusammen wesentlich den Charakter des Hauses bestimmen. In Folge dieser Materialvorstellungen sind die Glasflächen, Fenster und Außentüren als schlanke Holz-Metall-Konstruktionen (mit außen liegendem Sonnenschutz) geplant, und für den Ausbau werden Bodenbeläge nach Nutzung in Werkstein (Foyer), Parkett (Gruppenräume), Linoleum (Büros, Küche) und Feinsteinzeug (WC-Anlagen) vorgeschlagen, sowie Anstriche mineralisch, weiß, auf Wänden und Decken.

Tragwerk
Die Tragkonstruktion ist für eine Ausführung aus Mauerwerk und Stahlbeton konzipiert. So werden die Bedingungen der Statik, des Raumklimas und des Schallschutzes in einer wirtschaftlichen Konstruktion erfüllt. Die überwiegend einachsig gespannte Dachdecke kann in Halbfertigteilbauweise hergestellt werden und bietet Reserven für die Installation von Photovoltaikmodulen. Die Außenwände werden zweischalig mit Kerndämmung und Porenbetonmauerwerk als Tragschale gefertigt. Der gläserne Verbindungsteil wird durch eine leichte, zurückhaltende Stahlkonstruktion abgetragen. Die Gründung erfolgt mit behutsamen Mitteln unter Beachtung archäologischer Erkundungen möglicher Grabstätten.



Technische Gebäudeausrüstung und Energiekonzept

Heizungstechnik:
Die Heizlast ist durch den kompakten und gut gedämmten Baukörper und durch passive Solarnutzung der großflächigen Fenster auf der Süd- und Westseite gering. Die Wärmeerzeugung erfolgt überwiegend über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, auch als Grundlast für die vorhandene Kirche. Die Spitzenlast wird durch einen Gas-Brennwertkessel übernommen. Die Wärmepumpe soll - gemäß Vorgabe - durch eine Photovoltaikanlage/Solarstrom betrieben werden.
Das Gemeindehaus erhält passend zur Wärmepumpe eine Fußbodenheizung als Niedertemperatur-Heizsystem. Jeder Raum erhält Einzelraumregelung.

Lüftungstechnik:
Das neue Gemeindehaus erhält eine kontrollierte Be- und Entlüftung. Es ist eine energieeffiziente Lüftungsanlage mit hohen Wärmerückgewinnungsgraden geplant. Es sind mehrere Klein-Kompaktgeräte im Decken- und Wandbereich der Gruppenräume geplant.

Sanitäre Einrichtungen:
WC- und Küchenräume erhalten wassersparende Armaturen, WCs 2-Mengen-Spüleinrichtungen. Für den geringen Warmwasserbedarf kommen elektrische Durchlauferhitzer zum Einsatz, die ebenfalls weitgehend über die PV-Anlage gespeist werden.

Das Regenwasser wird auf dem Grundstück versickert oder anteilig für Gartenbewässerung nutzbar gespeichert.

Freianlagen
Die befestigten Flächen nehmen Bezug auf den Belag im Bestand, die verbleibenden Grünflächen des historischen Kirchhofes werden als Wildblumenwiese mit einzelnen Obstbäumen vorgeschlagen.

Raumakustik
Die Teilbarkeit des Gruppenraumes wird mit raumhohen, mobilen Schiebe-Elementen mit hohen Schalldämmwerten vorgeschlagen; diese Elemente haben zudem raumakustisch wirksame Oberflächen. - Die Erreichbarkeit einer guten Raumakustik wird über die differenzierte Ausbildung begrenzender Flächen von Decke und Wand erzielt.
Die Abtrennung des optionalen Gruppenraumes im südlichen Querschiff erfolgt vorschlagsweise durch eine schienengeführte Faltwand mit Durchgangstür (mattweiß, mikroperforiert oder wahlweise mit Glas), entlang der Brüstungskante der Empore (6-teilig h/b/d ca. 2600/1200/65).

Lichttechnik
Das Gemeindehaus soll mit einer zeitgemäßen, energiesparenden Lichttechnik in allen Bereichen ausgestattet einen offenen, einladenden Gesamteindruck erhalten. Das Licht soll steuerbar sein und über Direkt-Indirekt-Lichtquellen nutzungsbezogen und auch raumbezogen wirken können. Eine brillante Komponente für festliche Anlässe in den Gruppenräumen und dem Foyer ist berücksichtigt. Bildschirmgerechte Steh- bzw. Tischleuchten werden für die Arbeitsplätze im Amtszimmer und im Archiv vorgeschlagen.

Möbel
Das Mobiliar in allen Bereichen soll eine klare, sachliche und qualitätsvolle Formensprache haben und ebenso im Material und in der Ausführung dem Anspruch und der Bedeutung des neuen Gemeindemittelpunktes entsprechen. Eine leichte Handhabbar- und Stapelbarkeit wird gewährleistet.

Ausblick
Der funktionale und räumliche Zusammenhang des neuen Gemeindehauses mit dem historischen Kirchenbau, verstanden als offene und einladende Geste, kann in der dargestellten Form dem Gemeindeleben in der gewünschten Ganzheitlichkeit den angemessenen Rahmen bieten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der neue Baukörper wird mit einer Fuge zum Bestand an der Südseite platziert und eigenständig ausformuliert. Grundsätzlich wird die reduzierte, disziplinierte Fassadengestaltung positiv gesehen, die klare Formensprache überzeugt. Auch passt sich die Fassade in der Gestaltung der Kirche sehr harmonisch an.

Der Grundriss vermittelt im ersten Eindruck eine klare Gliederung; andererseits wirkt der Grundriss auch schematisch. Die Symmetrie, die durch das mittige Foyer in der Achse des Querhauses geprägt wird, wird zum einen positiv und zum anderen negativ gesehen. Die Breite des Foyers ist mit Blick auf die Funktion unverhältnismäßig groß, seine Nutzung und räumlichen Qualitäten sind fraglich. Das Foyer lädt nicht zum Verweilen ein. Einen Ausblick in die Außenbereiche ist nicht möglich. Die Belichtung erfolgt ausschließlich von oben. Das Foyer wird durch eine Vielzahl von Türen geprägt, die vielfach zu Nutzungen gehören, die das Foyer nicht beleben werden.

Der Eingangsbereich bietet ebenfalls keine Aufenthaltsqualität, da er im Wesentlichen als Verkehrsfläche dienen wird. Zudem wird durch diese Anbindung an die Kirche der Gruppenraum I im Kirchengebäude eingeschränkt.

Die Anknüpfung an die Kirche stellt einen erheblichen Eingriff in den Denkmalschutz dar, insbesondere da der Baukörper die Sicht auf das Querhaus verstellt. Ferner wird damit auch die Belichtung des Gruppenraums I innerhalb der Kirche eingeschränkt.

Die Anordnung des Baukörpers gliedert den Außenbereich in Bereiche auf, die für sich gesehen dann keine gemeinsame Funktion mehr erfüllen können und damit nur geringe Aufenthaltsqualität bieten.