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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2019

Erweiterungsbau des Max-Planck-Instituts für medizinische Forschung in Heidelberg

Eingangsfoyer

Eingangsfoyer

3. Preis

Preisgeld: 40.000 EUR

Telluride Architektur

Architektur

IBS Ingenieurbüro Süß

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Visualisierung

Erläuterungstext

Forschen entlang des „Science-Loop“ - HDR Germany mit zukunftsweisendem Konzept für das Max-Planck-Institut für medizinische Forschung (MPImF) in Heidelberg

Die Wettbewerbsaufgabe für die Erweiterung des MPImF in Heidelberg war herausfordernd: Forschen sollte neu gedacht und ein Konzept für einen Neubau sowie den gesamten Campus mit historischem Bestandsgebäude, direkt am Neckar gelegen, entwickelt werden. Im Neubau selbst galt es auf ca. 6.200 m² hochspezialisierte Labor-, Technik- und Werkstattbereiche sowie Büro-, Seminar- und Besprechungsräume als auch eine Cafeteria unterzubringen. Eine Besonderheit des Entwurfs von HDR stellt der sogenannte „Science-Loop“ dar: Etagenübergreifende Zonen bieten den Mitarbeitern attraktiv gestaltete Sonderbereiche zum Arbeiten, Entspannen und für den interdisziplinären Austausch. Mit diesem Konzept gewann das Architekturbüro einen der beiden vergebenen Preise und qualifizierte sich für das weitere Verfahren, in welchem sich Behnisch Architekten abschließend durchsetzten.

Mit dem Erweiterungsbau des Max-Planck-Instituts für medizinische Forschung (MPImF) entsteht ein Leuchtturmprojekt für die Forschung in Heidelberg. Dort wo an hochkomplexen Wechselwirkungen zwischen Makromolekülen in der lebenden Zelle in Echtzeit geforscht wird, erhalten die Mitarbeiter eine besondere Arbeitsatmosphäre. Kern der Idee ist eine architektonische Reise durch Heidelberg. So wie Heidelberg als Stadt unterschiedliche Erlebnisräume bietet, so wird auch das Innere des Gebäudes in abwechslungsreiche Bereiche zoniert.


Science und Loop

Die Idee ist so simpel wie faszinierend: Jedes der insgesamt zehn Geschosse ist in neun je 100 m² große Einheiten auf quadratischem Grundriss unterteilt. In der Mitte steht der Kern, in dem Erschließung, Technik und Nebenräume angeordnet sind. An diesem Rückgrat ist pro Geschoss jeweils eine „Erlebniszone“ angelagert, die sich im Geschoss darüber fortsetzt und somit immer zwei Ebenen miteinander zu einer räumlichen Treppenlandschaft („Science-Loop“) verbindet. Dieses Gestaltungsprinzip zieht sich durch das gesamte Haus in die Höhe und bildet das „soziale Herz des Gebäudes“, schafft ein transparentes Arbeitsumfeld für die Forscher und bietet eine Offenheit, die auf die Interaktion seiner Nutzer ausgelegt ist und sich zur Nachbarschaft hin öffnet. Zugänglichkeit, Identität und Vielfalt von innen nach außen heraus gestaltet, bilden Rückzugsorte, Kollaborationszonen, Huddle Rooms und Außenräume als vertikales Nutzungsrückgrat und Hintergrund für eine neue, bereichernde Arbeitsumgebung. Dabei können die Mitarbeiter entweder zwischen produktiv stimulierenden Bereichen oder gemütlichen Arealen, die zum Reflektieren gedacht sind, wählen und darüber hinaus aktivierende, anregende Aufenthaltsräume einnehmen, die u. a. eine Mediathek und eine Kletterwand beinhalten.


Campus und Kubatur

Im Außenbereich setzt sich das spannungsreiche Raumprogramm fort: Latz + Partner Landschaftsarchitekten sehen multifunktionale Flächen auf den umgebenden Campuswiesen vor, die u. a. ein Amphitheater sowie eine lange Pergola entlang der Neckarpromenade beinhalten. Dadurch erweitert sich der Aktionsradius der Nutzer und macht den Außenbereich zu einem verlängerten Arbeitszimmer mit hoher Aufenthaltsqualität im Grünen. Gleiches bietet auch die Dachterrasse, über dem zehnten Geschoss, als oberer Endpunkt des „Science-Loop“. Veranstaltungen im Freien sowie Workshops oder Besprechungen können hier in entspannter Atmosphäre abgehalten werden. Dabei genießt man den Ausblick auf die Altstadt von Heidelberg, den Neckar sowie den nebenan gelegenen denkmalgeschützten Gründungsbau des Instituts aus den 1930er-Jahren.

Die Verknüpfung der beiden Gebäude wurde von den Architekten von HDR bewusst geplant: Während sich der historische Bau liegend zeigt, ist der Neubau städtebaulich signifikant entschlossen vertikal gestaltet und nimmt als neuer Fixpunkt zudem auch den Auftakt der Erschließung des MPImF auf. Die neue Eingangssituation ist darüber hinaus auch der Startpunkt des „Science-Loop“, der vertikalen Spirale, deren sozial verbindenste Zone, die Cafeteria, den Übergang zwischen beiden Baukörpern markiert und programmatisch so eine logische Verknüpfung von historischem und modernem Gebäude herstellt.


Architektur und Forschung

Die Historie spielt für das Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg generell eine wichtige Rolle. Seit Gründung des Instituts 1927, waren dort insgesamt fünf Nobelpreisträger in der Forschung tätig. Mit dem Physiker Prof. Dr. Stefan Hell nahm 2016 der sechste Nobelpreisträger die Arbeit am MPImF auf. Gemeinsam mit seinem Team, erarbeitete er ein Konzept für die inhaltliche Neuausrichtung des Instituts, architektonisch ablesbar in der aktuell geplanten Erweiterung. Für den Neubau wünschte sich Prof. Dr. Hell in der Auftaktveranstaltung zum Wettbewerb „eine sehr, sehr gute Architektur“. Denn, so der Institutsdirektor weiter: „Das Gebäude und seine Architektur bestimmen den Alltag des Wissenschaftlers mit. Eine gute Architektur, ein gutes Forschungsgebäude zieht den Wissenschaftler, den jungen Wissenschaftler idealerweise magisch an. […] Es wäre daher sinnvoll, mit diesem neuen Gebäude so etwas wie ein „Icon“ zu schaffen, ein Symbol für die Wissenschaft, ein Symbol für den Aufbruch, für den Aufbruch in die Mitte des 21. Jahrhunderts.“

Beurteilung durch das Preisgericht

Auszug aus dem Urteil der Wettbewerbsjury: „Der Leitgedanke des Entwurfs, einen schlanken, eher zurücknehmenden, trotzdem sehr präsenten und fein gegliederten Baukörper dem denkmalgeschützten Bestand gegenüberzustellen, ist von seiner Grundhaltung sehr überzeugend. […]
Das Entree empfängt den Besucher in einem angemessen dimensionierten Raum, der drei Ebenen miteinander verbindet, wobei in überzeugender Weise hier der Anschluss zu dem im Altbestand befindlichen Hörsaal gelingt. Dies ist sogleich der Auftakt zu der Idee des Science-Loops, der die folgenden Ebenen interessant und pragmatisch miteinander verbindet. Dies ermöglicht einen spektakulären Rundgang durch das Gebäude über alle Ebenen, […].“
Blick vom Neckar

Blick vom Neckar

Kommunikationszone im Science-Loop

Kommunikationszone im Science-Loop

Schema Science Loop

Schema Science Loop