modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2019

Erweiterungsbau des Max-Planck-Instituts für medizinische Forschung in Heidelberg

Südperspektive Max-Planck-Institut

Südperspektive Max-Planck-Institut

Anerkennung

Preisgeld: 25.000 EUR

wörner traxler richter

Architektur

TOPOTEK 1

Landschaftsarchitektur

MJRM Mijaa Raummanufaktur Architekten

sonstige Fachplanung

ina Planungsgesellschaft

TGA-Fachplanung

Brückner Dietz GmbH

Tragwerksplanung

ZWP Ingenieur-AG

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

.
Entwurfsideen / Leitgedanken

Drei wesentliche Entwurfsideen prägen den ergänzenden Neubau des Max-Planck-Institutes für medizinische Forschung:

1. Das städtebaulich-volumetrisch und fassadenbezogen behutsam abgestimmte Verhältnis von Alt- und Neubauten zueinander

2. Die Verwebung der Hofachse des Bestandsbaus mit den Außenräumen des Neubaus zu einem »Außenraumkreuz« auf einer unterirdisch raumhaltigen Sockelplatte, einer »Agora des Wissens«, mit vielfältigen Aufenthalts- und Begegnungsorten

3. Der »membranhaft-anthropomorphe« Fassadenausdruck und der robuste Kern als Analogien für die entwicklungsoffene Arbeit in der medizinischen molekularen Forschung



1. Eigenständigkeit und Zugehörigkeit

Der Neubau des Max-Planck-Instituts wird als prägender Turm mit vorgelagertem, filigranem Pavillon behutsam als ergänzenderm»Gegenspieler« zum Bestandsbau entwickelt: Während der Bestandsbau mittels seiner liegenden, kraftvoll-muralen Volumetrie Beständigkeit vermittelt, ragt der Neubau mit einer filigranen, durchlässigen und feingliedrigen Hülle und dem robusten, den Farbraum des Bestandes weiterschreibenden Kern zurückhaltend-selbstbewusst, nutzungsoffen und darüber zukunftszugewandt auf. Gemeinsam mit dem gläsernen, filigranen Pavillon wird das Ensemble durch eine gemeinsame Basisgeschoss zusammengehalten.


2. Agora des Wissens zwischen den Gebäuden

Ein kommunikativer Begegnungsraum verbindet Turm und Pavillon mit dem Altbau zu einer vielschichtigen Einheit. Dieser Zwischenraum verknüpft die drei Bauten oberirdisch als räumlich gehaltener Begegnungsplatz, als »Agora des Wissens«.
Die wesentlichen kommunikativen Nutzungen – wie die Vortrags- und Seminarräume im vorgelagerten Pavillon, das Cafe und seine Außenflächen, der Freiluftvortragsbereich unter dem Anbau des Altbaus und dessen Hof sowie die eingeschnittenen Höfe – umfassen diese Agora und beleben sie im gesamten Tagesverlauf. Unter der Agora verbindet ein barrierefreies und räumlich abwechslungsreiches, durch Höfe belichtetes Laborgeschoss den Bestandsbau, den Pavillon und den Neubau. Abwechslungsreiche Blicke nach oben über die Höfe zur Agora wie auch nach unten in zweigeschossige Labore hinein prägen dieses Geschoss. Dieser Zwischenraum wird ober- und unterirdisch zum verbindenden Herz des Instituts.


3. Hülle für »lebendige« Arbeit

Der Neubau wird von einer filigranen Membran, einer seidig-metallischen Verschattungen und einer leichten Fassade umhüllt. Sie bildet eine schützende Hülle für die Forschungsarbeit im Inneren. Die Hülle als Haut, der kraftvolle Kern als robuster Strang für internen Austausch und Infrastruktur sowie nutzungsoffene Raumstrukturen als das in fortwährender Entwicklung befindliche Zellgewebe des Gebäudes werden als stark abstrahierte, «anthropomorphe« Analogien für die molekulare, kooperative und organi- sche Zusammenarbeitarbeit der Forschenden verstanden. Die Membran hält diese Arbeit leicht zusammen, in dieser schützenden Hülle wachsen die Forschungsarbeiten vor dem weiten Panorama Heidelbergs heran.

Beurteilung durch das Preisgericht

.
Die Verfasser lesen ihr Projekt als ergänzenden Baustein einer Campusanlage. Das Hochhaus wird präzise in die vorgegebenen städtebaulichen Fluchten gesetzt. Ein vorgelagerter filigraner Pavillon ergänzt den Neubau nach Süden und bildet im Zusammenspiel mit dem Innenhof des Bestandsbaus eine Freiraumkette, von den Verfassern als «Außenraumkreuz» bezeichnet. Die präzise Einpassung der Neubauten in den Bestand ist nachvollziehbar. Ob die gezeichneten Raumfolgen tatsächlich belebt und als 11Agora des Wissens» angenommen werden, wird kontrovers diskutiert: Die Zugänge mit Personenfrequenz liegen jeweils im Norden, die Lage der Cafeteria an dieser Stelle nutzt die Gunst der besonderen Lage am Neckar nicht aus.

Die Erdgeschossebene wird als Begegnungs- und Bewegungsraum verstanden, der Verzicht auf eine oberirdische, wettergeschützte Verbindung ist somit aus dem Entwurfskonzept heraus nachvollziehbar, die angebotene unterirdische Alternatiwerbindung ist verwinkelt, wird durch den Nutzer jedoch nicht negativ bewertet. Die punktuelle Belichtung des Untergeschosses mit kleinen Höfen macht die Nutzung der Untergeschosse für Forschungstätigkeiten auch auf der Platzebene erfahrbar, die Erschließungswege in den Sonderlaboren werden damit aufgewertet.

Die Lage der Tiefgarage im Norden des Bestandsgebäudes, räumlich abgetrennt von den Sonderlaboren, ist schwingungstechnisch korrekt. Da die bestehenden lnfrastrukturräume am gleichen Ort wieder erstellt werden, ist jedoch die Etappierung unter Aufrechterhaltung des Betriebes nicht gegeben. Die Zufahrt zur Tiefgarage im Osten an der Einmündung der Jahnstraße hat zur Konsequenz, dass der Verkehr über den zukünftigen Jahnplatz führt und seine Nutzung einschränkt. Die Anlieferung ist nicht nachvollziehbar gelöst: Die Ver- und Entsorgungsräume bei der Tiefgaragenrampe sind zu weit entfernt vom Neubau und über die Rampe nur schlecht erreichbar.

Die Obergeschosse sind ringförmig um einen zentralen Kern organisiert. Im Westen und im Norden wird eine größere Raumtiefe für Labore angeboten. Die Korridore führen an manchen Stellen an die Fassade. Im Süden, mit Blick auf den Neckar, sind jeweils Besprechungszimmer und Teeküchen angeordnet. Allerdings scheint ihre Lage eher zufällig. Ein übergeordneter, struktureller Zusammenhang dieser wichtigen Begegnungsflächen ist -trotz ihrer Zweigeschossigkeit- nicht erkennbar. Der angebotene Schacht für die haustechnische Erschließungen in der Nord-West Ecke schränkt die Flexibilität in der Belegung der Geschossebenen ein. Entsprechend sind die Laborräumlichkeiten auf viele Ebenen ungleichmäßig verteilt. So liegen beispielsweise im 7.0G auf einem reinen Bürogeschoss noch einige wenige Biochemielabore, die in ihrer Isolation nicht nutzbar wären.

Die zweischichtige Fassade mit filigraner Außenhaut wird als Ergänzung zum liegenden Backsteingebäude verstanden. Die Filigranität der Konstruktion wirkt zum Bestand wohltuend komplementär, ist jedoch in ihrer Erstellung eher aufwändig.

Gesamthaft entwickelt das Projekt seine Qualitäten vor allem aus der präzisen städtebaulichen Setzung und der Campusidee. Die enge Anlehnung an den Bestand wird ausdrücklich gewürdigt. Eine strukturelle Umsetzung des Raumprogramms in unverwechselbare, spezifische Architektur wird jedoch vermisst. Die innere Organisation des Hochhauses bleibt eher allgemein und ist für die vorgesehene Mischung aus Büro- und Laborflächen funktional nur bedingt geeignet.

Die Arbeit zeichnet sich besonders dadurch aus, dass die Freiräume eine eigenständige Struktur ausbilden, die mit dem Stadtraum/Stadtboden gekonnt zusammen geht. Die denkmalgeschützte Grünfläche des Bestandsbaus wird gewürdigt und im südlichen Bereich zum Neckarraum durch schlüssige Wegeverbindung intensiviert. Eingestreute Sitzmöglichkeiten ergänzen das Angebot an qualitätvollen Aufenthaltsflächen. Der Landschaftsraum Neckar wird großzügig weiterentwickelt. Das Entree des Campus wird ausgebildet durch unterschiedlich gesetzte Kastanienbäume und in eine „shared space" Zone mit hochwertigem Pflastermaterial. Die Adressbildung und Auffindbarkeit ist aufgrund der „willkürlichen" Baumstellung nicht ganz eindeutig. Die „Agora des Wissens" schafft eine klare Gliederung und schlüssige Verknüpfung zwischen Alt- und Neubau, bietet Aufenthaltsmöglichkeiten und funktionale Angebote wie Fahrradstellplätze. Die Erhaltung der Bestandsbäume in Nord-Süd Richtung, westlich des Neubaus, ist sinnvoll, allerdings wird bezweifelt, dass diese im Zuge der Realisierung erhalten werden können.
Plan 1

Plan 1

Platzperspektive Innovationscampus

Platzperspektive Innovationscampus

Plan 2

Plan 2

Plan 3

Plan 3

Plan 4

Plan 4

Plan 5

Plan 5

Plan 6

Plan 6

Foyer Max-Planck-Institut

Foyer Max-Planck-Institut

Plan 7

Plan 7

Plan 8

Plan 8