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Investorenwettbewerb | 02/2020

Nachnutzung Marienkrankenhaus Kaiserswerth in Düsseldorf

Anerkennung

Preisgeld: 4.000 EUR

Rocho Architekten

Architektur

wbp Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

IDEE Projektentwicklungs- und Investitionsgesellschaft mbH

Investor*in

Erläuterungstext

Das Gebäudeensemble des historischen Marienkrankenhauses in Kaiserswerth befindet sich innerhalb eines denkmalgeschützten Bereiches, welcher stark von der Geschichte dieses Stadtteils geprägt ist. Nicht nur der historische Charakter, sondern auch die Nähe zum internationalen Flughafen Düsseldorf, zur Messe und die gute Anbindung an die Düsseldorfer Innenstadt machen Kaiserswerth zu einem sehr attraktiven Aufenthaltsort.
Diese außergewöhnliche historische Gebäudesubstanz und der besondere Ort eigenen sich hervorragend für die Nachnutzung als Boutique-Hotel.

Mit nur wenigen korrigierenden Eingriffen, u.a. der Neuordnung der Dachlandschaft und dem Rückbau von nicht denkmalgeschützten Balkonanlagen, wird die Klarheit des Bestandes wieder in den Vordergrund gerückt und die 3 Gebäudetrakte: Hauptgebäude, Verbindungsgang und Antoniushaus werden wieder besser ablesbar. Die anschließende Ergänzung einzelner, in gleicher Entwurfssprache ausgebildeter Bauteile: vorgesetzter Windfang, Dachaufbauten am Hauptgebäude und Tagungsbereich auf der Rückseite des Verbindungsganges, fügt alles in ein stimmiges Gesamtbild zusammen. Durch die verwendete Materialität – eine Lamellenfassade aus langlebigem Kupfer – ist die zeitliche Einordnung der neuen Bauteile erkennbar. (…)

Das Hotel hat insgesamt 57 Zimmer mit Doppelbetten im Hauptgebäude sowie 8 Zimmer in den Stadthäusern; ein Café und ein Restaurant im Erdgeschoss und einen SPA-Bereich im Untergeschoss; Tagungsräume mit Bar und Lounge befinden sich im Verbindungsgang. Die ehemalige Kapelle wird in Würdigung ihrer ursprünglichen Nutzung als besonderer Kulturraum für Lesungen und Ausstellungen mit Musikbegleitung sowie standesamtliche Trauungen genutzt. Der Turm-Raum mit Aussicht kann für besondere Veranstaltungen angemietet werden.

Es befinden sich auf dem Grundstück 25 oberirdische Stellplätze, unter anderem die geforderten 18 Stück für das Antoniushaus, sowie 40 Stellplätze in der unterirdischen Parkpalette. Der Grundflächenbedarf und Bodenabtrag werden beim Einbau einer maßgeschneiderten, vollautomatischen Parkpalette durch den Verzicht auf raumintensive Rampen und Fahrgassen extrem reduziert.

Der behutsame Eingriff in die Gebäudesubstanz, ein Nutzungskonzept, welches lange Bestand hat, eine moderne, das Denkmal würdigende Architektursprache der Ergänzungsbauteile, Materialien, die überdauern und gut recyclebar sind, die Neuordnung und Aufwertung des Außenbereiches durch Grünflächen, sowie die unterirdische Unterbringung der Fahrzeuge machen das Denkmal Marienkrankenhaus für viele weitere Jahre exzellent nutzbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Grundlegende Idee des vorgeschlagenen Konzepts ist eine monofunktionale Nutzung der historischen Gebäude als Hotel. Für diese Nutzung wird der Verbindungsbaukörper vollständig erhalten, was vom Preisgericht positiv vermerkt wird. Das schwierig zu nutzende Raumprofil wird durch einen Anbau ergänzt bzw. erweitert und ermöglicht somit an dieser Stelle ein Angebot mit Konferenzräumen. Dieser Konzeptansatz erscheint sinnvoll. Einer der beiden bisher freien Durchgänge wird geschlossen, kann aber richtigerweise als Haupteingang zum Konferenzbereichs genutzt werden. Der zweite Durchgang bleibt frei und ermöglicht weiterhin die gewünschte Durchwegung des Stadtviertels an dieser Stelle. Die Eingriffe in den Bestandsbaukörper des Marienkrankenhauses sind gut dargestellt. Die Organisation der Hotelfunktionen gehen sinnvoll mit der Struktur des Denkmals um. Kritisch diskutiert werden die additiven Ergänzungen in Form von Anbauten und Aufstockungen, sowie deren vorgeschlagene Materialität, die einen sensiblen Umgang mit dem Denkmal vermissen lassen.

Die Außenräume sind entsprechend den ihnen zugewiesenen Funktionen unterschiedlich qualifiziert. Der Platz im Osten, von der Straße An Sankt Swidbert erschlossen, dient als Vorfahrt sowie Zufahrt zur unterirdischen Parkpalette. Für diese ist ein großflächiger Eingriff in zu vermutende stark sensible archäologische Denkmalsubstanz notwendig, die deutlich kritisiert wird. Der südwestliche Außenraum mit Übergang zum Stiftsplatz dient als gartenähnlicher Freibereich für das Hotel, der nördliche Außenraum, vom Kaiserswerther Markt erschlossen, als Anlieferungshof. Diese stark funktional bestimmte Differenzierung der Außenräume unterstützt nicht eine gleichwertige Öffnung und Durchquerung des Gebietes. Dieser Nachteil wird noch unterstrichen durch den barriereähnlichen Grünstreifen zwischen Vorfahrt und Hotelgebäude.

Die linsenförmigen Ausbildungen der Grünflächen erscheinen sehr formal entwickelt und nehmen insbesondere bei dem südwestlichen Außenraum zu wenig Bezug zu der angrenzenden historischen Architektur.

Insgesamt wird der monofunktionale Ansatz hinsichtlich des Umgangs mit dem historischen Bestand positiv diskutiert, da er einen weitgehenden Erhalt der Substanz ermöglicht und bezüglich der einzelnen additiv gesetzten Interventionen ebensolche einzeln zu diskutierenden Überarbeitungsansätze möglich macht. Allerdings erscheint die ausschließliche Nutzung als Hotel für den Ort eher ungeeignet, da sie den gewünschten öffentlichen Zugang und Durchgang und eine allgemeine öffentliche Bespielung der Außenräume und der Gebäude eher erschwert, wenn nicht sogar ausschließt.