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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2020

Neubau eines Forschungs- und Ausbildungszentrum Medizin für die Universität Bern (CH)

Visualisierung 01

Visualisierung 01

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 45.000 CHF

Büro B Architekten und Planer AG

Architektur

SMT AG Ingenieure + Planer

Bauingenieurwesen

PIRMIN JUNG

Tragwerksplanung

Jobst Willers Engineering

TGA-Fachplanung

Laborplaner Tonelli AG

sonstige Fachplanung

WÄLCHLI ARCHITEKTEN PARTNER AG BRANDSCHUTZPLANUNG

Brandschutzplanung

Grolimund & Partner AG

Bauphysik

extrā Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

prometplan ag

Fassadenplanung

Büro für Nachhaltigkeit am Bau Stefan Schrader AG

sonstige Fachplanung

H + S Ingenieure GmbH

sonstige Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Wie die Projektverfasser beschreiben, orientiert sich der Neubau in seiner einfachen Volumetrie am Gebäude im Baufeld BB06, er übernimmt sozusagen als falscher Zwilling dessen Höhe und den Knick in der Fassade, um gemeinsam mit dem Nachbar an der Friedbühlstrasse ein städtebaulich erlebbares, «homogenes» Tor zum Inselareal zu bilden. Folgerichtig funktioniert auch die Adressbildung vom Bau BB07 stadt- und inselseitig direkt über die Nähe zur Achse des Masterplanes in Form eines Kopfbaues mit Rücksprung im EG. So gelingt es, ein Nebeneinander von Haupteingang, Parkingzufahrt und diversen Anlieferungen zu entflechten und hierarchisch zu werten.

In der Aussenraumgestaltung werden die mit Bäumen bepflanzte Rampentreppe und der nichtkonforme Lichtschacht für die Anatomie negativ bewertet. In der einfachen und kompakten äusseren Volumetrie verbirgt sich ein reiches Innenleben mit räumlichen und funktionalen Qualitäten, die nicht zuletzt auf das Prinzip von zwei- und mehrgeschossigen «Lufträumen» setzen, die viel Tageslicht in die Tiefe des Grundrisses bringen, die innere Wegführung bereichern und hohe Aufenthaltsqualitäten auf den Labor-geschossen erzeugen. Der Haupteingang erfolgt von der Friedbühlstrasse her in ein grosszügiges unteres Foyer, von welchem eine Monumentaltreppe in das obere Foyer mit dem ebenso wichtigen Insel-Eingang führt. Von hier aus kann der Besucher entweder horizontal die öffentlich zugänglichen Bereiche des Pianonobile erreichen (Cafeteria, Vortragsraum) oder vertikal über eine schöne luftige Treppenanlage zu den verschiedenen Instituten hochsteigen. Der transparente, gut belichtete Innenraum im Kopfbau mit abtrennbaren und zuschaltbaren Räumen, im Luftraum schwebenden Institutsvorräumen sowie einer öffentlichen und, gespiegelt dazu, einer internen Treppe trennt und verbindet in der Vertikale und der Horizontale. Die attraktiven Empfangssituationen bilden eine klare Adresse für die Institute und fördern die Kommunikation zwischen den verschiedenen Nutzungseinheiten (Ankunft, Begegnungszonen, Pausenräume).

Aus Nutzersicht scheint die Foyerfläche zwischen Saal und Cafeteria vielseitig bespielbar, der Mikroskopier-raum und die Core Facility Lichtmikroskopie sind gut auffindbar. Die Präparierräume der Anatomie liegen im Erdgeschoss und sind sehr direkt zugänglich, die Geometrie der sehr länglichen Säle ist jedoch ungünstig. Die Verortung der Werkstätten im 1. OG hingegen ist betrieblich schlecht, weil die Nähe zu Anlieferung nicht gegeben ist und Störungen auf Nutzungen in der Nähe nicht ausgeschlossen werden können (Lärm, Erschütterungen). Der Laborbereich ist als dreikerniger Dreibünder mit tiefen Labors auf der Südseite und einem auf der ganzen Länge ungeschmälert breiten Mittelbund organisiert. Die Tiefe der Laborräume erlaubt wahlweise separierte Schreibarbeitsplätze oder gar eine eigene, vorgelagerte Schicht. Das Erschliessungs-konzept mit zentralen Schächten und der Verteilung der Medien quer durch die Labore entspricht nicht den Vorgaben. Die Schächte sind zu klein und die Kreuzung der Korridore mit allen Medien würde so nicht funktionieren. Die fehlenden Steigzonen pro Laborachse lassen keine modulare Erschliessung und Versorgung der Labore zu. Die Haustechnik müsste deshalb gesamtheitlich überarbeitet werden.

Die Durchgängigkeit zwischen Labor- und Bürozone ist durch innenliegende Hubs gegeben, die zusätzlich noch mit geschoss-verbindenden Wendeltreppen ausgestattet sind. Allgemein gewinnt die sich verjüngende Büroschicht auf der Nordseite durch zweigeschossige Einstülpungen an Raumqualität. Zwei geschossige Begegnungszonen und natürlich belichtete Korridore erhöhen die Kommunikation auch innerhalb des Forschungsperimeters. Die Zellenbüros mit Innenfassade haben Vor- und Nachteile (schöner Ausblick versus störende Einblicke, weniger Licht, keine Fensterlüftung).

Das Tragwerk ist als Skelettbau ausgelegt. Die Erschliessungskerne sind über die ganze Höhe in Beton aus-gebildet und übernehmen die Stabilisierung. Ab Decke 1. OG werden Holz-Beton-Verbunddecken (HBV) und Holzstützen eingesetzt. Das Gesamtkonzept ist klar strukturiert und weitestgehend schlüssig. Der Wechsel vom engen Längsraster der Obergeschosse zum weiteren UG-Raster bedingt Abfangungsmassnahmen über UG 1. Ob die Schwingungsanforderungen mit dem gewählten HBV-System und Stützraster erfüllt werden können, wird hinterfragt.

Als Gitterkomposition mit Faserbeton und anodisiertem Aluminium bildet die subtil gegliederte Fassade die Tragstruktur ab und sucht über die gestalterischen Vorgaben der UeO den Dialog mit dem Nachbargebäude. Das Kriterium Minergie-P-ECO ist erfüllt.

Insgesamt ist der Entwurf Labora in vielen Bereichen sehr grosszügig konzipiert, aber dies führt in diesem Fall auch zu einem grossen Volumen und den entsprechenden Kosten.

Mit seinen im Hinblick auf Kommunikation und Raum einzigartigen Qualitäten leistet das Projekt einen interessanten Beitrag zur Diskussion über den Laborbau als Lehr- und Forschungsgebäude für eine Universität. Typologisch ist das Regelgeschoss der Labors interessant, aber die Haustechnik ist nicht genügend bearbeitet.
Visualisierung 02

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