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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2020

Neugestaltung "Poolplatz" für die Gemeinde Merzenich

ein 3. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

LAND Germany

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

LAGE IM RAUM
Die Gemeinde Merzenich liegt mittig zwischen den Metropolen Köln und Aachen im Herzen des Rheinischen Braunkohlereviers. Als gewachsene Gemeinde mit nahezu 7.000 Einwohnern in verkehrsgünstiger Lage, bietet Merzenich als lebenswerter Wohn- und Arbeitsstandort hervorragende Bedingungen für Bürger und Unternehmen mit dörflichem Charakter. Im Laufe der Jahre hat der Poolplatz seine Funktion mehr und mehr verloren. Aus diesem Grund soll ein neuer ortsprägender und lebendiger Platz mit hoher Aufenthaltsqualität und einem attraktiven Erscheinungsbild entstehen. Zukünftig wird er als zentraler Eingangspunkt zum Ortskern sowie als Auftakt für die weitere Entwicklung in der Umgebung fungiert und dabei erste Gestaltungsleitlinien liefern.

FREIRAUMKONZEPT
Raumkanten definieren! Der Poolplatz wird durch eine Neustrukturierung der angrenzenden Bebauung im Osten als Blockrand und im Westen als zurückgesetzter Riegel neu definiert . Im Norden und Süden wird die Raumkante durch die bestehenden Gebäude geschlossen. Es entsteht ein neuer klar strukturierter Raum, welcher in ortstypischem Maßstab und Gebäudeform auch den Bestand integriert. Entlang des Steinwegs entsteht durch ein Baumdach eine Raumkante entlang der Straße.
Platz groß denken! Durch die neuen Gebäudekanten bietet sich die Chance den Raum als neuen Trittstein im Freiraumgefüge der Stadt zu definieren. Als Ortseingang öffnet sich dieser zukünftig zu beiden Seiten des Steinwegs und wird der öffentlichen Nutzung zugeordnet. Durch einen einheitlichen Bodenbelag welcher sich optisch über den kompletten Bereich inklusive Straßenraum zieht wirkt die Fläche großzügig und schafft Aufmerksamkeit.

Identitäten verorten! Wichtig für den ersten räumlichen Trittstein in der Stadt ist die Definierung einer neuen Identität. Hierbei soll sowohl dem städtischen als auch dem ländlichen Raum Rechnung getragen werden - der neue Poolplatz fungiert als Scharnier zwischen Grün und urban. Während sich im Osten ein städtisch nutzbarer Raum für Veranstaltungen und gewerbliche Nutzungen findet ordnet sich im Westen des Steinwegs eine neue vegetative Struktur an.

Leitidee Die spezielle Lage des Poolplatzes bietet neue Chancen für den Ort, ein Trittstein zwischen dem Naherholungsgebiet Steinweg, welches grünen Erholungs- und Spielraum bietet und den innerstädtischen Lindenplatz, welcher das Herz des öffentlichen Lebens in Merzenich. Hier verbinden sich die verschiedenen Nutzungen und Charaktere zu einer neuen Identität. Der neue Poolplatz wird zukünftig die Themen Grün, Spielen, Wasser, Treffpunkt, Veranstaltungen und Mobilität beinhalten ohne eine Konkurrenz zur Innenstadt aufzubauen.

Grün- und Freiraum Die funktionale Zweiteilung des Platzes ermöglicht eine Vielzahl an Nutzungsmöglichkeiten. Während auf dem eigentlichen Poolplatz die lebendigen/städtischen Nutzungen stattfinden bildet die Grüne Kulisse des neuen Baumdachs einen ruhigeren Rückzugsort. Die ursprüngliche Funktion des Poolplatzes als Dorf- und Löschwasserteich wird durch ein temporäres Wasserspiel in Kombination mit einem Trinkwasserspender und linearen Wasserbecken wiedergespiegelt. Infostelen informieren über die Geschichte des Ortes.

Nutzungen Der neue Poolplatz soll für die gesamte Dorfgemeinschaft nutz- und erlebbar sein und als barrie-refreier Mehrgenerationenplatz vielfältig gestaltet werden. Neben vielen, unterschiedlichen Aufenthaltsmög-lichkeiten, wie bspw. der Rundsitzbank an der alten Platane, wird ein Spielbereich unter dem neuen Baum-dach integriert. Neben qualitätsvollen Bereichen für den Aufenthalt bietet der Poolplatz auch für Veranstal-tungen und Gastronomiebetriebe Raum. Durch die gesteigerte Aufenthalts- und Gestaltungsqualität wird die Wiederbelebung des Poolplatzes gefördert.

Verkehr Eine Verkehrsberuhigung (max. Tempo 30) des gesamten Bereichs und der Vorrang für den Bus-verkehr, Fußgänger und Radfahrer, steigert die Verkehrssicherheit. Die barrierefrei gestalteten Bushaltestel-len werden in das neue Konzept sinnvoll intergeriert. Durch ein gesteigertes Angebot an Mobilitätsalternati-ven, wie CarSharing, ein Fahrradverleihsystem sowie Elektroladesäulen für PKWs und Fahrräder, wird auf die sich ändernde Mobilitätssituation reagiert.Die Parksituation auf dem Steinweg wird verbessert, indem 11 PKW Stellplätze von der Mitte des Poolplatzes an den nördlichen und südlichen Rand verlagert werden.

Material und Nachhaltigkeit Im Sinne der Nachhaltigkeit wird darauf geachtet, dass der Anteil der Versiegelung möglichst gering ist und wasserdurchlässige Pflasterbeläge verwendet werden. Bei der Neugestaltung der gepflasterten Flächen wird darauf geachtet optisch einen Bezug zum regionalen Ruhrsandstein zu schaffen. Aus wirtschaftlichen Gründen wird jedoch auf Betonsteinpflaster in verschiedenen Biegeschattierungen zurückgegriffen, dies ist auch aus Sicht der Barierrefreiheit günstiger zu bewerten. Bei Bedarf können selbstverständlich Akzente durch Naturstein ergänzt werden. Unter dem Baumdach schafft eine Fläche aus Wassergebundener Decke eine eigene Charakteristik und lässt Regenwasser versickern. Als Sitzelemenmte kommt hauptsächlich Holz zum Einsatz, dies schafft eine natürliche und warme Atmosphäre. Ausstattungselemente aus feuerverzinktem Stahl schaffen einen Materialkontrast. Mastleuchten mit der Option mehrere Leuchtkörper anzubringen gewährleisten eine individuelle Ausleuchtung der Bereiche.

Vegetation Die große Platane auf dem Poolplatz bleibt bestenfalls erhalten. Im Falle einer nötigen Baumfällung wird diese durch einen Neupflanzung ersetzt. Durch ein Holzdeck wird diese Inszeniert und in das Frei-raumkonzept integriert. Die Raumkante entlang des Steinweges wird durch die Neupflanzung eines Rasters aus 4 verschiedenen Gehölzarten wiederhergestellt und verleiht dem Platz durch das neue, schattenspen-dende Baumdach einen lebhaften, grünen Charakter. Obstgehölze und Kleinsträucher ergänzen das Re-pertoire. Im Wechsel der Jahreszeiten bilden sich hier die unterschiedlichsten Atmosphären aus. Während im Frühjahr vor allem die Blüten von Malus, Amlenachier und Cercis das Bild prägen stechen im Sommer beispielsweise die gelben Blüten der Koelreuteria heraus. Im Herbst ergibt sich ein buntes Spektrum an Laubfärbungen, von gelb über Rot bis hin zu Violett. Der Winter wird durch das Erscheinungsbild der inner-grünen Kiefern interressant. Vorhandene Grünstrukturen werden nach Möglichkeit in das neue Gestaltungs-konzept integriert. Wildblumenwiesen und extensive Bepflanzungen ergänzen das Bild auf der Fußgänger-ebene und stärken die Artenvielfalt.

STÄDTEBAU
Die neue städtebauliche Arrondierung des Poolplatzes nimmt Anleihen in der gewachsenen Struktur und nutzt diese geschickt als Einrahmung der neuen Nutzung. Ein Zurücknehmen der Bebauungskante an der Severin-Böhr-Straße / Ürlingsweg gibt den notwendigen Raum für den Multifunktionsplatz. Ein geschicktes Ausnutzen der Topgrafie bieten Raum für eine platzzugeordnete Cafe bzw. Gewerbenutzung. In den oberen Geschossen werden Wohnungen mit Platz- und Innenhof Orientierung angeboten. Durch die neu geschaffene Raumkante ergibt sich ein ruhiger privater Innenhof in Anlehnung der alten Ortsstruktur. Als flankieren-des Gegenüber wird eine neue Raumkante geschaffen, die mit Ihrer Wohnnutzung die Raumtiefe für private Gärten nutzt. Gleichzeitig bildet sie den Auftakt für weitere Anschlussbebauungen am südlichen und nördlichen Rand des Planungsgebiets. Wie selbstverständlich öffnet sich der Platz im Bereich der Störzone und bildet eine Vernetzung mit der gewachsenen Umgebungsstruktur. Die beiden südlichen und nördlichen Raumkanten bilden die bestehenden gewachsenen Strukturen an der Berg- sowie Severin-Böhr-Straße. Die Bebauung kann im Bestand verbleiben oder durch deckungsgleiche Ersatz- Bebauungen aufgewertet wer-den. Die Zufahrten der Häuser an dem Weinberg bleiben erhalten.