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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2020

Umgestaltung des Gebäudes Salzburger Vorstadt 15 in Braunau am Inn (AT)

Wettbewerbs-Rendering

Wettbewerbs-Rendering

Anerkennung

Preisgeld: 4.000 EUR

PLOV Architekten ZT GmbH

Architektur

Arch. DI Franz Denk

Architektur

Erläuterungstext

Das Haus Salzburger Vorstadt 15 hat zwei fortwirkende Narrative:
Es trägt das historische Stigma des Geburtshauses AH’s und es fügt sich mit seinen überformten bauhistorischen Schichtungen als wertvolles Altstadthaus harmonisch in das umgebende Ensemble ein.

Die Intention des Entwurfs liegt in der präzisen Einnivellierung eines neuen Ensembles in die mittelalterliche Stadtstruktur. Die gewählten Schritte folgen keiner streng historischen Wertigkeit, sondern Reduzieren das Haus auf seine Grundelemente und verleihen ihm dadurch eine neue Erscheinung. Der Transformationsprozess folgt einem konsequenten Drehbuch des Schüttelns, Aussortierens und des finalen Zusammensetzens und Neukomponierens.

SCHÜTTELN
Zur Freilegung der strukturell relevanten Bausubstanz wird das Haus - Innen und Außen - von historischen Anlagerungen befreit: Dach, Erdgeschoßzone, Eckanböschungen, Fassadenzierrat (Gesimse, Faschen, Fensterrahmungen, Lünetten), Inneneinbauten. Übrig bleibt die gewachsene Kernsubstanz vom Spätmittelalter bis ins 19. und teilweise 20. Jahrhundert.

AUSSORTIEREN
Der historische Gebäudekern bildet, zusammen mit den wertvollen und stadtbildwirksamen Holzfenstern und dem ortstypischen Arkadenbau, die Ausgangslage für den Normalisierungsprozess durch Rückbau und Anpassung. Das Dachgeschoss wird als (nicht öffentliches) internes Depot zur dauerhaften Sicherung von Abtragungsmaterial, Spolien und Artefakten vorgeschlagen, um diese unerwünschten wirtschaftlich-gesellschaftlichen Interessen zu entziehen. Die Tuffmauerarchitektur im Keller bleibt erhalten, diese Räume werden für Lager und Technik genutzt.

ZUSAMMENSETZEN
Das Bestandshaus wird durch Reduktion, Wiederherstellung und Ergänzung zeitgemäß-funktionaler Elemente zum schlichten Vorstadthaus. Die gestalterische Einnivellierung des Bestandsbaues erfolgt durch eine Neukomposition der horizontalen Fassadenzonierung in der Salzburger Vorstadt. Neue Vorschussmauern rekonstruieren die ursprüngliche Konstellation von 2 nebeneinanderliegenden Stadthäusern. Die historisch gewachsene Zusammenlegung dieser beiden Gebäude wird durch das vorliegende Raumprogramm perpetuiert und manifestiert sich in der Beibehaltung der querliegenden, homogenen Fassadenmittelzone mit je 3 x 3 Fensterreihen. Die auf ihre mittelalterliche Struktur reduzierten Fassadenöffnungen bilden eine - ortstypische - Putzfassade. Die funktionelle Öffnung und Neustrukturierung der Erdgeschoßzone trägt zur Belebung der urbanen Sockelzone bei, gleichzeitig können die ebenerdigen Räume durch drehbare Metall-Lamellenelemente vor Einblicken geschützt werden. Diese Elemente umschließen das ganze Grundstück und bilden - als vorgestellter Sichtschutz, Zaun und Torkonstruktion - ein umlaufendes Gestaltungselement mit Wiedererkennungswert. Der überwölbte Haupteingang in der Salzburger Vorstadt wird ebenfalls freigelegt und erhält - als Hinweis auf die demokratisch-institutionelle Gebäudenutzung - eine Nur-Glas-Konstruktion. Die Wiederherstellung des Satteldaches als Grabendach, fügt sich als „5. Fassade“ in die vorhandene Dachlandschaft ein. Horizontal bildet eine zarte Fuge zur Dachzone den Schlagbaum zwischen Alt und Neu.

NEUKOMPONIEREN
Der Erweiterungsbau in der Schmiedgasse bildet durch präzise formale Eingriffe ein homogenes Ensemble mit dem Bestandshaus. Die Selbstständigkeit des Erweiterungsbaues wird durch einen Fassadenknick in der Schmiedgasse betont. Dessen Sichtbetonoberflächen sind farblich ident mit dem Bestandsgebäude, kompensieren jedoch die Alterungsverhältnisse durch eine gröbere Oberflächenstruktur. Der Erweiterungsbau umschließt die bestehenden Arkaden durch einen neugeschaffenen, glasüberdachten Binnenhof. Die Arkaden werden im Erdgeschoß geöffnet. Sie verbinden das Bestandshaus mit der offenen Stiege im Erweiterungsbau und bilden mit ihr einen zentralen Kommunikationsbereich, an den die rundumlaufende interne Erschließung angelagert ist. Das garantiert kurze Wege und stellt eine direkte Verbindung zu den Einsatzfahrzeugen in der Tiefgarage her. Die dreigeschoßige Arkadenhalle bietet vom „Schmiedgassen-Eingang“ als Schauraum einen attraktiven Blickfang und schafft einen intimem Aufenthaltsbereich für die MitarbeiterInnen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Reduzierung der Bestandsfassade wird einerseits positiv anerkannt, doch
wird die Massenverteilung der „schweren“ Giebelzone und die scheinbare
Auflösung des Erdgeschoßzone im bestehenden Stadtbild nicht gutgeheißen.
Das direkte Zusammenbauen in der Art der palimpsesten Fortschreibung der
Baukörper in der Schmidgasse kann nicht überzeugen. Funktional sind gerade
durch das Zusammenbauen kurze Wege unter den Funktionen gewährleistet.
Die offene Garageneinfahrt in der Mitte des Platzes kann nicht überzeugen.
Die dadurch dahinter entstehende Fläche wirkt wie eine Restfläche, die zwar
funktional entspricht, doch durch den Zuschnitt nicht ideal ist.
Schaubild Salzburger Vorstadt

Schaubild Salzburger Vorstadt

Ansichten - Lageplan

Ansichten - Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss