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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2020

Neubau von Wohnungen in Ludwigsfelde

Außenraumperspektive

Außenraumperspektive

1. Preis

Preisgeld: 13.000 EUR

kol-lek-tiv Architekten Hoffstadt Dzhamurov Partnerschaft mbB

Architektur

die-grille selbstÀndige Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

Wohnungsneubau GutWohnen Ludwigsfelde

01 ErgÀnzung des Vorgefundenen
Die bestehende Siedlung besitzt durch ihre wiederkehrenden Bauten und die parkartigen Grünanlagen ein hohes Maß an IdentitĂ€t. Ziel unseres Entwurfs ist, die vorgefundenen QualitĂ€ten durch erkennbar neue GebĂ€ude mit Respekt zum Bestand weiterzuentwickeln. Nur so ist dessen Erhalt begründbar und vertretbar. Dabei werden Motive des beginnenden 20. Jahrhunderts neu interpretiert. Rechteckige und zueinander verschobene
Baukörper passen sich in zweiter Reihe ein und ergĂ€nzen deutlich ablesbar als hinzugefügte Volumen den Bestand. Form und Stellung der GebĂ€ude nehmen einen direkten Bezug zur angrenzenden Bebauung auf und interpretieren diese neu. Analog zur baulichen Ebene werden durch die Neubauten Defizite im Wohnungsmix der BestandsgebĂ€ude ausgeglichen. Große Familienwohnungen und barrierefreie Wohnungen im Erdgeschoss sorgen für eine vielfĂ€ltigere Bewohnerstruktur im Viertel.

02 StadtrÀumliche Typologie
Der Entwurf befasst sich mit der Entwicklung einer neuen Verdichtungstypologie. Diese soll die BestandsgebĂ€ude der Daimler-Werksiedlung stĂ€dtebaulich, typologisch und freirĂ€umlich qualitĂ€tsvoll ergĂ€nzen. Um dies zu erreichen wird ein GebĂ€udetypus erarbeitet, der eine hohe rĂ€umliche Dichte und großzügiges Wohnen miteinander verbindet und eine starke eigene IdentitĂ€t besitzt. Durch eine kleinteilige MaßstĂ€blichkeit und die dadurch mögliche lockere Setzung der einzelnen Baukörper entsteht ein spannungsvolles Gefüge aus Bebauung und Freiraum. Die zwei- und dreigeschossigen
GebĂ€ude werden allseitig von Grün umspült, sie stehen im stehen im Park. Im Spannungsfeld zwischen der historischen Holzhaussiedlung im Westen und den Zeilen aus dem frühen 20. Jahrhundert im Osten bildet das neue Quartier ein lockeres und durchlĂ€ssiges Netz, das vielfĂ€ltige Durchblicke in die unterschiedlich genutzten FreirĂ€ume erlaubt.
Die neue Bebauung wird mit einem ausgewogenen Abstand zu den straßenbegleitenden BestandshĂ€usern gesetzt. Im Zwischenraum wird ein gemeinsamer Grünen Anger gestaltet - eine qualitĂ€tsvolle, baumüberstandene Grün- und ErholungsflĂ€che für die Bewohner der Bestandsbauten und die Bewohner der neu entstehenden HĂ€usern. Eine entlang der Grünen Mitte verlaufende Wegebeziehung stellt die Vernetzung der neuen Siedlung mit dem öffentlichen Raum und Freiraum her. Diese leicht geschwungene, lose gepflasterte Quartiersgasse ermöglicht die Adressbildung der neuen HĂ€user zum Grünen Anger hin und ist für Feuerwehr, Müllabfuhr, sowie mit dem PKW bei Bedarf befahrbar.
Zwischen den HĂ€usern öffnen sich spannende platzartige RĂ€ume, an denen Eingang und Adresse der HĂ€user liegt. Durch die Setzung der GebĂ€ude entstehen Verengungen, die den halböffentlichen Charakter der dahinter liegenden FreiflĂ€chen andeuten und zugleich die DurchlĂ€ssigkeit der neuen Bebauung betonen. Eine Abfolge von zwei- und dreigeschossigen Volumen schafft eine angemessene Überleitung von der hohen straßenbegleitenden Zeilenbebauung in Osten zur ein- bis zweigeschossigen kleinteiligen Siedlungsstruktur im Westen.

03 Freiraumgestaltung
Der Anger stellt die Verbindung zwischen den BestandsgebĂ€uden und der neuen Wohnbebauung her. Der lĂ€ngliche Raum gliedert sich in Nord – Süd – Richtung in Abschnitte. Die Quartiersgasse als Anliegerstraße erschließt alle WohngebĂ€ude. Sie ist gepflastert und verzahnt sich mit den RĂ€ndern hin mit Rasenfugenpflaster, dadurch bekommt die Straße einen grüneren Charakter und macht das Gebiet dennoch für Feuerwehr, Müllabfuhr und Anliegerverkehr befahrbar. Ein zusĂ€tzlicher Fußweg, aus Wassergebundener Decke durchwegt das Areal und erlaubt kleine SpaziergĂ€nge sowie auch Abkürzungen zwischen den Neubauten und dem Bestand. An die Quartiersgasse schließen die zwei QuartiersplĂ€tze an, die aus einer einfachen wassergebundenen Decke und einem BaumcarrĂ© aus Prunus avium plena bestehen. Sie dienen als Treffpunkte für alle Anwohner. MüllhĂ€user, MieterrĂ€ume und überdachte FahrradstĂ€nder gliedern sich an die Quartiersgasse an.
Die meisten FlĂ€chen sind Rasen, der Spiel- und Sportrasen wird dem Nutzungsdruck gerecht und steht allen Anliegern frei zur Verfügung. Zu den BestandsgebĂ€uden hin werden die RasenflĂ€chen durch ein Wiesenband, eine 2-schürige Wiese, sowie ein Band aus Stauden und GrĂ€sern, was sich ebenfalls im Frühjahr mĂ€hen lĂ€sst begrenzt. Diese sorgen für jahreszeitliche Akzente und schaffen durch Abstand und die Höhenstaffelung PrivatsphĂ€re der Bestandsbalkone. Gleichzeitig sind die FlĂ€chen sehr pflegeleicht, da sie nur ein bis zweimal pro Jahr gemĂ€ht werden müssen und sollen. Zu den Neubauten wird der Anger von der Quartiersgasse begrenzt. Wegbegleitend gibt es einzelne StrĂ€ucher, und Stauden sowie Heckenscheiben, die die PrivatsphĂ€re der Wohnungen im EG herstellen.
Der Anger wird von lockeren Hainen in sonnige und schattige Bereiche gegliedert. Hier sorgen Betula pendula, Cercidiphyllum japonicum, Pinus sylvestris und Sorbus aucuparia für wechselnde Eindrücke. Die Ostseite, Charakter einer Streuobstwiese mit angrenzenden RasenflĂ€chen mit Baumgruppen aus Craetegus laevigata, Prunus mahaleb, Malus sylvestris, Prunus serrulata und mehrstĂ€mmigen GroßstrĂ€uchern; Amelanchier lamarckii und Mespilus germanica.

04 Wohnidee / Baukultur
Unser Wohnkonzept basiert auf der Idee der nutzungsneutralen RĂ€ume. Durch seine GrĂ¶ĂŸe und Proportion ist jeder Raum einer Wohnung für die Aufnahme aller möglichen Funktionen geeignet - sei es ein Wohnraum, eine Wohnküche, ein Arbeitsraum oder ein privater Schlafraum. Wir alle kennen die hĂ€ufig in Neubauten entstehenden, viel zu kleinen
IndividualrĂ€ume zugunsten vieler ErschließungsgĂ€nge. Dieser Entwicklung möchten wir uns mit dem vorliegenden Entwurf entgegenstellen und an die qualitĂ€tsvollen und flexiblen RĂ€ume in Gründerzeitwohnungen anknüpfen, die auch heutzutage eine große WertschĂ€tzung erfahren. Anders als in diesen Wohnungen setzen wir die NutzungsneutralitĂ€t der RĂ€ume ganz ohne Erschließungsflure um. Im Mittelpunkt der Wohnung steht der Essraum - der große Tisch im Zentrum an dem alle gemeinsamen AktivitĂ€ten stattfinden können. Hier kommt die Familie zusammen, hier kann gearbeitet,
gespielt und gegessen werden - mit einem ungezwungenen Bezug zu allen anderen RĂ€umen der Wohnung. An Stelle von dunklen SanitĂ€rzellen und Fluren wird die Mitte der Wohnung von einem hellen und gut proportionierten, allzeit bespielten Raum besetzt, der vielfĂ€ltige Blickbezüge erlaubt. Die Wohnung kann in ihrer kompletten GebĂ€udetiefe wahrgenommen werden und erscheint weitlĂ€ufig und großzügig bei gleichzeitig moderatem FlĂ€chenverbrauch.
Die Küche an der Fassade knüpft direkt an den zentralen Raum an, kann bei Bedarf aber über Schiebe-Türen abgetrennt werden. Alle BĂ€der liegen an der Fassade und werden natürliche belichtet und belüftet, was zu einer hohen WohnqualitĂ€t beitrĂ€gt. Die KleinmaßstĂ€blichkeit, die dem Entwurf zu Grunde liegt, ermöglicht den 3- und 4-Raum-Wohnungen Fassaden zu allen vier Himmelsrichtungen. Sie erhalten als Geschosswohnungen die QualitĂ€t von im Grünen stehenden EinfamilienhĂ€usern. Auch die kleineren 2-Raum-Wohnungen sind zu mindestens drei Himmelsrichtungen ausgerichtet und bieten wiete Blicke ins Grüne.

05 Fassade und MaterialitÀt / Architektonischer Ausdruck
Die Ausgestaltung der Lochfassaden schafft ein Bild der Zusammengehörigkeit. Das DĂ€mmmauerwerk wird mit einer für den Ort typischen PutzoberflĂ€che versehen. Eine Grundfarbigkeit, die in TonalitĂ€t der einzelnen Baukörper variiert, schafft zusĂ€tzlich zur stĂ€dtebaulichen Setzung und der tageszeitlich variierenden Licht- und Schattensituation rĂ€umliche Tiefe. GemĂ€ĂŸ der Kombinatorik im Grundriss wird mittels wiederkehrender Fenstertypen ein wirtschaftliches Vokabular zur Fassadengestaltung aufgestellt. Eine Festverglasung, kombiniert mit einem Paneel als Öffnungsflügel vermeidet großen Wartungsaufwand. Die Ecken der GebĂ€ude werden durch großzügige Öffnungen betont und bieten für die dahinter liegenden RĂ€ume einen weiten Blick in mindestens zwei Himmelsrichtungen an.
Balkone als wiederkehrendes Betonfertigteil gibt es fast ausschließlich im ersten Obergeschoss und setzen mit den VordĂ€chern der Zugangsbereiche kleine Akzente in der Fassadengestaltung. Die Eingangsbereiche werden durch Faschen mit Fassadenfliesen gestaltet, sind dadurch für die Nutzer hervorgehoben und besonders robust.

06 FlexibilitÀt und Wirtschaftlichkeit
Die Wirtschaftlichkeit in der Ausführung wird durch die Verwendung ortsüblicher Baustoffe und Einfachheit der Konstruktionsdetails sichergestellt. Der Entwurf arbeitet mit einem vielfĂ€ltigen Freiraumangebot. Dabei werden vorhandene FlĂ€chen sinnvoll genutzt – so haben die Wohnungen im Erdgeschoss einen direkten Austritt ins Grüne und die Wohnungen im 2.Obergeschoss einen direkten Austritt auf das Dach des anschließenden zweigeschossigen GebĂ€udeteils. VorgehĂ€ngte Balkone sind in der Regel nur für die Wohnungen im 1. Obergeschoss vorgesehen.
MüllrĂ€ume, überdachte Fahrradboxen und MieterrĂ€ume sind sinnvoll in den Freianlagen untergebracht und gliedern sich in die stĂ€dtebauliche Struktur ein. Der jeweilige Hausanschluss befinden sich im Erdgeschoss unter den TreppenaufgĂ€ngen. Die für das Quartier notwendigen StellplĂ€tze werden oberirdisch, sowie in einer Mittelgarage untergebracht. Im Sinne der Wirtschaftlichkeit wird sie als Unterkellerung nur der nördlichsten drei Baukörper vorgesehen, so dass keine Teilunterkellerungen entstehen und so klein wie möglich gehalten.
Der Entwurf bietet eine Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten. Separate GebĂ€udemodule erfassen 3- oder 4-Raum-Wohnungen, sowie 2-Raum-Wohnungen für jeweils eine oder zwei Personen, die flexibel miteinander kombiniert werden können. Das Angebot wird ergĂ€nzt durch TownhĂ€user, die als eigenstĂ€ndige Baukörper oder durch Anschließen an ein Geschosswohnungsbau-Modul umgesetzt werden können. Somit kann die vorgeschlagene Struktur einfach auf sich im Planungsprozess Ă€ndernde Anforderungen im Wohnungsschlüssel reagieren. Auch innerhalb der Wohnungen besteht durch die nutzungsneutrale Proportion, GrĂ¶ĂŸe und Beziehung der RĂ€ume die Möglichkeit einer flexiblen Ausgestaltung und Ausrichtung der Funktionen.

Beurteilung durch das Preisgericht

StĂ€dtebauliche Einordnung, Freiraum, Erschließung, Nachbarschaft

Die Arbeit ĂŒberzeugt durch eine ausgewogene Einordnung der neuen Wohnbebauung in Bezug auf die bestehende Zeilenstruktur und die historisch gewachsene Holzhaussiedlung.
Die Grundidee einer kompakten Neubebauung unter Verwendung von kleinteiligen unterschiedlichen GebÀudetypologien wird sehr positiv gesehen.
Die Walter-Rathenau-Straße wird zudem hinreichend gefasst und nicht nur als Zufahrt bzw. Parkplatz deklariert. Die als grĂŒner Anger ausgewiesene FreiflĂ€che zwischen Bestand und Neubebauung schafft eine hohe Raum- und AufenthaltsqualitĂ€t und stellt ein verbindendes Element zwischen den unterschiedlichen Bebauungsstrukturen dar. Die Erschließung ist sinnvoll und fĂŒr die Aufgabe angemessen östlich der Neubebauung angeordnet. Mit der Gestaltung eines Quartiersplatzes und halböffentlichen Spiel- und AufenthaltsflĂ€chen wird die FreiflĂ€che auch fĂŒr die Bestandswohnbauten aufgewertet. Zur eindeutigen Adressbildung ist eine direktere Anbindung der EingĂ€nge der Geschosswohnungen an die Quartiersgasse wĂŒnschenswert.
Die zur Holzhaussiedlung definierten FreirÀume lassen aufgrund ihrer kleinteiligen AneignungsfÀhigkeit und Dimensionierung eine individuell sinnvolle Nutzung zu.
Kontrovers diskutiert werden die 3-geschossigen ReihenhÀuser in direkter Nachbarschaft zur Holzhaussiedlung.
Lage und Zufahrt der Tiefgarage wurden sinnfĂ€llig angeordnet und sind im Weiteren zu prĂŒfen.

FunktionalitĂ€t _ FĂŒgung der Baukörper

Die gewĂ€hlte kleinteilige Baustruktur bricht das Bild des gewohnten Geschosswohnungsbaus auf und lĂ€sst eine hochwertige WohnqualitĂ€t mit unterschiedlichen Typologien erwarten, was ĂŒberwiegend positiv gesehen wird.
Mit dem strukturierten Aufbau der Ebenen werden vielfĂ€ltige Wohnformen und flexible Raumnutzungen ermöglicht. Die aufgezeigten Grundrisse sind plausibel in ihrer Organisation und zeigen differenzierte AußenbezĂŒge auf.

Architektur MaterialitÀt

Eine einheitliche Architektursprache bei unterschiedlicher Differenzierung der Einzelbaukörper wird als Herausstellungsmerkmal des Entwurfes gewĂŒrdigt.
Die Ă€ußere Gestalt der Einzelbauten wird durch das verputzte massive Mauerwerk, das ohne zusĂ€tzliche DĂ€mmung auskommt, bestimmt und ergibt in Zusammenhang mit der Fenster- und Balkonanordnung ein stimmiges Bild.

Wirtschaftlichkeit

Trotz des hohen Anteils an FassadenflĂ€chen aufgrund der kleinteiligen Bebauung ist durch die kompakte Bauweise eine wirtschaftliche AusfĂŒhrung zu erwarten. Eine einfache, aber abwechslungsreiche Struktur und Wiederholung von Einzelelementen unterstĂŒtzt die ökonomische Umsetzung.
Zudem wird durch die komprimierte Bauweise ein hoher FreiflÀchenanteil erzielt.
Bezogen auf die ausgewiesene GrundflĂ€che liegt die Arbeit im wirtschaftlichen Bereich. Weitere Kostenkriterien wĂ€ren zu prĂŒfen.

ResĂŒmee

In Bezug auf Bebauung, Architektursprache und Freiraum hat der Entwurf eine hohe QualitÀt. Offenheit steht neben Dichte, Privates neben Gemeinschaftlichem, Bestehendes verbindet sich mit Neuem und lÀsst so eine adÀquate Nachverdichtung erwarten, die nicht nur der Neubebauung zu Gute kommt, sondern auch das Bestehende aufwertet.
Plan_1

Plan_1

Lageplan

Lageplan

Ideenskizze

Ideenskizze

Erdgeschossplan mit Umgebung

Erdgeschossplan mit Umgebung

Schnitt mit Kontext

Schnitt mit Kontext

Piktos

Piktos

Flexi-Grundriss

Flexi-Grundriss

Modellfoto

Modellfoto