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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2020

Neubau des Rathauses und Marktplatzes der Stadt Laatzen

Perspektive Marktstraße

Perspektive Marktstraße

4. Preis

pbr Architekten Ingenieure

Architektur

wbp Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept

Mit dem Neubau des „Rathauses Laatzen“ bietet sich die Chance einer städtebaulichen Neugestaltung des Bereiches „Marktplatz“. Ziel des Entwurfes ist die Schaffung von differenzierten öffentlichen Räumen und Plätzen, die eine hohe Aufenthaltsqualität für ihre Nutzer bietet. Gleichzeitig wird eine übersichtliche und robuste urbane Struktur entstehen, in der Angsträume vermieden werden und die einem menschlichen Maßstab gerecht wird.
Das neue Rathaus wird als fünfgeschossiger quadratischer Solitär auf die westliche Baugrenze und im Süden an die Straße Marktplatz platziert. Der so entstandene Rücksprung zur Marktstraße formuliert einen repräsentativen neuen Rathausvorplatz der fließende Übergänge hin zum Stadthaus Ensemble ermöglicht. Im Norden wird als neue Wohnbebauung eine klassische vier bis fünf geschossige quadratische Blockrandbebauung mit Innenhof vorgeschlagen. Im Zusammenspiel mit dem neuen Rathaus werden differenzierte städtische Plätze ausgebildet und der Rathausplatz im Norden mit einem Kopfbau begrenzt. Der so entstandene neue Marktplatz am Eingang zum Leinecenter kann als zentraler Platz für unterschiedlichen Nutzungen einen Rahmen bieten. Mögliche Nutzungen können sein: Wochenmarkt, Weihnachtsmarkt, Flohmarkt. Stadtfeste mit Live Bühne, oder temporäre Eisbahn im Winter. Um den neuen Platz zu beleben, wird neben dem Leine-Center, im Ideenteil des Entwurfes ein Gastronomiebereich Bereich und kleinteiligen Einzelhandel in der Erdgeschosszone vorgeschlagen. Im Süden wird der Platz durch das neue Rathaus gefasst. Hier liegt der einladende Eingang zur Stadtbücherei die den Marktplatz mit einer weiteren öffentlichen Nutzung belebt. Zusammen bieten die unterschiedlichen Funktionen gute Voraussetzungen für einen lebendigen und attraktiven öffentlichen Raum, der unterschiedlichsten Nutzern zur Verfügung steht.


Nutzungskonzept und Erschließung

Das neue Rathaus wird über den Rathausplatz von der Marktstraße repräsentativ erschlossen. Die Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage befindet sich ebenfalls entlang der Verkehrsader.
Die innere Erschließung des Gebäudes folgt einer einfachen und übersichtlichen Struktur. Dem Besucher bietet sich ein großzügiges Foyer mit freiem Blick in eine offene grüne Mitte. Um den grünen Innenhof herum gruppieren sich die unterschiedlichen Nutzungsbereiche wie Bürgerservice, Stadtbücherei und der große Veranstaltungsraum. Alle Nutzergruppen erhalten Zugang zum Innenhof, der „Grünen Mitte“. So entstehen gewünschte Synergien zwischen Stadtbücherei und Rathaus. Die einzelnen Bereiche können aber auch durch Verglasungen zum Innenhof abgetrennt werden. Der Jugendgruppenarbeitsraum der Bücherei ist mit dem Veranstaltungssaal zusammenschaltbar und der Veranstaltungsraum kann über das Foyer auch für separate Veranstaltungen genutzt werden.
Der Bereich „Bürgerservice“ orientiert sich nach Süden Richtung Stadthaus. Der Wartebereich wird akustisch abgetrennt und bietet Blick in den grünen Innenhof. Beide Bereiche werden über das Foyer erschlossen, so auch der Lesebereich der Bücherei. Eine direkte Vermischung von Warte- und Lesebereich erschien uns als nicht zwingend notwendig. Ein Anzeigemonitor, gleich dem im Wartebereich, wird auch in der Bücherei als tragfähiges Konzept vorgeschlagen.
Die Stadtbücherei orientiert sich entlang der Nordfassade und erhält einen separaten Eingang vom neuen Marktplatz. Im EG befinden sich die Ausleihe, der Lesebereich mit Café, der Jugendgruppenarbeitsraum und ein Bereich für Jugendliche inkl. Gaming Zone. Über eine großzügige und offene Freitreppe gelangt man ins 1.OG. Hier gliedert sich die gesamte Bücherei um den hellen und begrünten Innenhof herum. Die große, zusammenhängende Fläche kann auch in Zukunft auf unterschiedliche Nutzungskonzepte reagieren.
Die Verwaltungsbereiche erstrecken sich vom 2.OG bis 4.OG und werden über das großzügige Treppenhaus und die Aufzüge erschlossen Die Aufenthaltsräume mit Teeküche werden als offene Kommunikationsflächen mit Außenraumbezug ausgebildet. Die Sitzungsräume liegen im 2.OG und bieten mit einer aufgeweiteten Vorzone, Teeküche und Zugang zur Dachterrasse eine angemessene Aufenthaltsqualität – vor, zwischen und auch am Ende von oft langen Sitzungen.


Architektur / Fassadengestaltung

Durch die streng gerasterte Fassade erhält das neue Rathaus einen repräsentativen Charakter. Zeitgleich wird eine klare Architektursprache unterstützt und die besondere Nutzung des Gebäudes nach außen deutlich. In seiner kompakten Form bildet der Baukörper ein ruhiges Pendant zur wohl eher zerklüfteten städtebaulichen Umgebung. Das Gebäude wird in Skelettbauweise aus Stahlbeton erstellt. Die Treppenhauskern dienen als aussteifende Elemente. Die Fassade wird als vorgehängte und hinterlüftete Fassade inkl. Betonfertigteilen (Faserbeton) ausgebildet. Dazwischen befinden sich Aluminium-Fenstersysteme als feststehende Elemente bzw. mit Öffnungsflügeln. Durch wechselnde Neigungswinkel der Fensterlaibungen entsteht auf der Fassade ein plastisches Spiel von Licht und Schatten. Die Eingänge und besonderen Nutzungen des Gebäudes werden durch großzügige Einschnitte und Verglasungen akzentuiert. Gerade für die Stadtbücherei ist ein einladender Zugang und Offenheit von großer Bedeutung.
In den oberen Geschossen wird die Fassade dem kleinteiligen Raster gleichmäßig angepasst, im EG und 1.OG wird sie dagegen auf zwei Rasterfelder erweitert. Auf diese Weise werden die unterschiedlichen Funktionen des Inneren nach außen transparent. Durch die im Raster von 1.35 m ausgeführte Fassade lassen sich in den Obergeschossen flexible Bürogrößen, bis hin zu offenen Bürostrukturen, realisieren. Sämtliche Büroeinheiten sind durch öffenbare Fenster natürlich belüften. Auch hinsichtlich der Fassadenreinigung ist die Unterteilung in kleinere Segmente von Vorteil. In der Stadtbücherei, sowie in Teilbereichen des Erdgeschosses hingegen, wird ein maschinelles Lüftungskonzept vorgeschlagen.


Nachhaltigkeit

Mit der Umsetzung eines extensiven Gründachs und einem intensiv begrünten Innenhof wird durch das neu geplante Rathaus die die Biodiversität sowie die Aufenthaltsqualität am Standort erhöht und dient zum Teil als Ausgleichfläche für die Bodenversiegelung durch den neuen Baukörper. Außerdem wirkt sich die vorgesehene Vegetation positiv auf das vorherrschende Mikroklima vor Ort aus, indem die Luftqualität durch die Reduzierung der Feinstaubbelastung verbessert und der Hitzeinseleffekt durch Verschattung und Verdunstungskühlung verringert wird. Das begrünte Flachdach bietet potentielle Aufstellfläche für eine Photovoltaik-Anlage. Hierbei wirkt sich der kühlende Effekt der Bepflanzung positiv auf die Leistungsfähigkeit der PV-Module aus.
Die hohen Fensterflächen ermöglichen einen natürlichen Tageslichteintrag tief in das Gebäude und verbessern den visuellen Komfort für den Gebäudenutzer durch den Sichtbezug zum Außenraum (z.B. begrünter Innenhof). Darüber hinaus kann über die öffenbaren Fenster je nach Bedarf durch den Nutzer natürlich be- und entlüftet werden. Im Sommer können die Fensteröffnungen zur Nachtauskühlung genutzt werden, sodass sich der Kältebedarf im Gebäude reduzieren lässt.
Die Deckensegel verbessern auf der einen Seite den akustischen Komfort im Innenraum und auf der anderen durch die Offenlegung der Betonkernaktivierung das Potential zur Nutzung der thermischen Gebäudemasse. Durch die Trägheit und Speicherkapazität der erhöhten thermischen Masse der Baukonstruktion können die auftretenden Spitzenlasen im Gebäude durch Lastverschiebungen abgeschwächt werden.
Die Recyclingfähigkeit der Betonfassade mit Aluminiumfenster wirkt sich positiv auf die Ökobilanz und den CO2-Fußabdruck des Gebäudes aus. Zusätzlich wird durch die Reinigungsfreundlichkeit des Betons und der öffenbaren Fensterflächen eine Langlebigkeit der Materialien gewährleistet.
Da das Raster und der offene Rohbaugrundriss über alle Etagen beibehalten wird, bietet die Grundstruktur des Gebäudes eine flexible Umnutzungsfähigkeit der Flächen. So kann bei sich änderndem Bedarf beispielsweise die Stadtbücherei zu zusätzlichen Büroflächen in Trockenbauweise individuell umgestaltet werden.
Bei der Ausführung ist auf schadstoff- und emissionsarme Materialien zu achten, da diese nicht nur Einfluss auf die Umwelt, sondern auch auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Nutzer haben. VOC- und Formaldehydemissionen, um nur die für die Innenraumluftmessung relevanten Schadstoffe zu nennen, können gesundheitliche Auswirkungen auf den menschlichen Organismus haben. Gerade bei Farben, Klebe- und Verlegehilfsstoffen im Innenraum ist auf einen geringen Lösemittelgehalt und Emissivität zu achten.

Beurteilung durch das Preisgericht

In dem präsentierten Entwurf wird ein funktionales, klar gegliedertes Gebäude mit einer gut strukturierten Fassade vorgestellt. Städteplanerisch ist der Baukörper von der Marktstraße zurückgesetzt und verlässt damit die klare Bebauungslinie der umliegenden Nachbarbebauung. Damit entsteht zum Haupteingangsbereich des neuen Rathauses zwar ein Rathausplatz, der sich jedoch nach Nordosten orientiert und am Tage weitestgehend verschattet liegen wird.
Der Baukörper zeichnet sich durch eine gute Kompaktheit aus. Die Raumstrukturen sind klar gegliedert und verfügen über eine hohe Tageslichtverfügbarkeit in Innenbereichen und Fluren.
Eine detaillierte Beschreibung der technischen Gebäudeausrüstung liegt nicht vor.
Der Entwurf schlägt eine konventionelle Konstruktion aus Stahlbeton mit hohen Speichermassen vor. Die Fassade wird aus Faserzementplatten konstruiert und integriert den außenliegenden Sonnenschutz. Die Raumkonzepte sind mit den Speichermassen, den Öffnungsflügeln, Akustikelementen und Konvektoren auf hohen Raumkomfort ausgelegt. Es ist für die teilweise feststehenden Fenster, insbesondere die der Bürofassaden ein nachhaltiges Reinigungskonzept vorzusehen. Zudem muss das Energie- und Technikkonzept beschrieben und dafür etwas mehr Platz im Gebäude geschaffen werden.
Das gut umgesetzte Raumprogramm zeichnet sich durch ein gutes Verhältnis von Nutzflächen zur BGF bzw. zum Bruttorauminhalt aus, was auf eine ausgewogene Wirtschaftlichkeit schließen lässt.
Leider sind nicht alle Vorgaben in Bezug auf die Anzahl Stellplätze und Fahrradständer erfüllt, obwohl die TG Kubatur unter die Straße Am Marktplatz reicht. Auch sind mit dem Entwurf nicht alle Grenzabstände eingehalten und Fluchtweglängen überschritten worden.
Perspektive Marktplatz

Perspektive Marktplatz

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1. OG

Grundriss 1. OG

Grundriss 2. OG

Grundriss 2. OG

Grundriss 3. OG

Grundriss 3. OG

Grundriss 4. OG

Grundriss 4. OG

Schnitt AA

Schnitt AA

Schnitt BB

Schnitt BB

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Fassadendetail

Fassadendetail