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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2020

Neubau des Klassentraktes an der Eduard-Spranger-Schule in Reutlingen

3. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

röcker gork architekten

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen ein qualitätvolles Gebäudeensemble, bestehend aus Bestandsbauten und dem zusätzlichen Klassenneubau vor. Die Anordnung des Neubaus folgt den Richtungen am Ort und begründet sich aus dem schwierigen Grundstückszuschnitt und der gewünschten Schaffung von möglichst großen, zusammenhängenden Außenflächen. Durch die städtebauliche Setzung des rechteckigen Klassenneubaus werden neben dem bereits bestehenden Schulhof im Norden zwei weitere gut proportionierte Freiräume im Osten und Westen geschaffen. Positiv bewertet wird der relativ geringe Versiegelungsanteil des Neubaus. Die Positionierung des Gebäudes zum Bestand erscheint gut gewählt und erlaubt kurze Wege.

Der Hauptzugang zum Schulcampus erfolgt von Norden her und liegt gut auffindbar an der Paul-PfizerStraße, im Bereich zwischen den bereits vorhandenen Schulgebäuden.

Folgerichtig orientiert sich der Haupteingang des Neubaus ebenfalls nach Norden. Über einen großzügigen Windfang gelangt man in ein „offenes“ und funktional gut organisiertes dreigeschossiges Atrium. Dieses erscheint, seiner Bedeutung entsprechend, räumlich gut dimensioniert. Die funktionale Abfolge des Erdgeschosses ist schlüssig und übersichtlich. Leider findet man hier keine Toilettenanlagen. Großzügige Sitztreppen verknüpfen die einzelnen Ebenen miteinander und schaffen gleichzeitig die Möglichkeit für Kommunikation und Aufenthalt. Die zentrale Lage der Sitztreppen schafft an den Gebäudestirnseiten ausreichenden Raum für Lerninseln. Der Lern- und Arbeitsbereich der Schüler ist räumlich gut und übersichtlich organisiert. Die Lerngruppenräume sind an den Gebäudelängsseiten, Richtung Norden und Süden, orientiert. Sie sind leicht auffindbar, was die täglichen Betreuungsabläufe deutlich erleichtert.

Die räumliche Verteilung der Gruppenräume verspricht eine gute funktionale Verknüpfung mit dennLernbereichen und schafft kurze Wege. Einzig die kleinen Gruppenräume erscheinen in ihrem Zuschnittnunproportioniert, weil zu schmal.

Das geforderte Raumprogramm ist vollständig und das pädagogische Konzept wurde sinnvoll umgesetzt.

Die vorgeschlagene Hybridbauweise erscheint angemessen und erlaubt einen hohen Vorfertigungsgrad. Dies ermöglicht kurze Bauzeiten und eine hohe Flexibilität bei späteren Umnutzungen. Die gerasterte Fassadenstruktur unterstreicht diesen Charakter. Ihre ruhige Gliederung entspricht dem zurückhaltenden Duktus des Neubaus und fügt sich auf angenehme Weise in den städtebaulichen Kontext. Der Umgang mit offenen und geschlossenen Fassadenanteilen folgt den inneren Funktionen und der Logik des Raumprogramms und erlaubt eine gute Tagesbelichtung der dahinterliegenden Räume.

Trotz zweier Fluchttreppenhäuser ist der Brandschutz aufgrund der großen zusammenhängenden, dreigeschossigen Halle problematisch und mit den vorgeschlagenen Rauchschutzvorhängen aufwendig.

Eine Aussage zum energetischen Konzept liegt vor und erscheint einfach, logisch und nachvollziehbar. Die Verfasser gehen in diesem Zusammenhang von einer hochgedämmten Fassade, von einer regenerativen Energieerzeugung mit Energierückgewinnung aus und vermeiden übertriebene technische Maßnahmen.

Mit einer deutlichen Flächenüberschreitung von ca. 17% bewegt sich die Arbeit im oberen Drittel der eingereichten Beiträge. Dieser Malus kann durch die kompakte Bauweise und das damit verbundene günstige A/V-Verhältnis teilweise wieder aufgefangen werden.

Insgesamt stellt der vorliegende Entwurf eine schlüssige Lösung für die gestellte Aufgabe dar. Die gewählte Typologie (Gebäudeform) erscheint im Hinblick auf die örtliche Situation angemessen. Es entsteht ein Klassenneubau, der über die funktional sinnvolle Ordnung der Bereiche hinaus etwas erzählen kann von einer Idee des gemeinschaftlichen Lernens von Kindern.

Zu den Freianlagen:
Der an den Fluchten der Mensa orientierte kompakte dreigeschossige Baukörper ermöglicht angenehm proportionierte Freiräume, die als Pausenhöfe mit unterschiedlichen Charakteren entwickelt werden können. Der Höhenunterschied von der Paul-Pflizer-Straße wird gleichmäßig gestaffelt. Die barrierefreie Erschließung wäre in der Darstellung nur von der Albrechtstraße aus gelöst. Die große Anzahl an Sitzelementen wirkt überzogen und funktioniert in der Böschung zum angrenzenden TSG-Grundstück so nicht.