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Diskursives Gutachterverfahren | 03/2020

Gestaltungskonzept für einen neuen Quartiersplatz in Berlin-Moabit

Am Fritz - ein neuer Platz für Moabit!

Am Fritz - ein neuer Platz für Moabit!

1. Rang / Zur Realisierung empfohlen

bgmr Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

AM FRITZ!
_ein neuer Quartiersplatz für Moabit

Der Platz an der Rathenower Straße fügt sich ein als neues vermittelndes Element eines bedeutenden Gebäude-Ensembles aus den 70er Jahren. Gelegen am Fuß des Fritz-Schloß-Parks, kann dieser als Teil eines sozio-kulturellen Bandes entlang der Rathenower gelesen werden. An dieser Schnittstelle von Landschaft, Quartier und Gebäuden wird der neue Platz als Vermittler zwischen Altem und Neuen, als Motor für eine Transformation in die Zukunft mit Bedeutung für das gesamte Quartier und als Verknüpfer zwischen Nachbarschaft und Kiez verstanden.

DER PARK RUFT!
Heute isoliert voneinander, wird der Bezug zum Fritz-Schloß-Park als Chance für den neuen Platz verstanden. Der Park zieht sich auf den Platz über sogenannte Park-Zitate, den Baumhainen hinein. Das Quartier wirkt auf den Platz mit vielfältigen Angeboten für die Nachbarschaft und die Institutionen.
Der Park gibt dem neuen Platz den Namen : AM FRITZ

Über die unterschiedlichen Bezüge werden drei prägnante Raumfiguren entwickelt, die den neuen Platz bespielen und den Park mit dem Quartier verbinden. Der hybride Platzraum erfährt dadurch eine klare räumliche Gliederung, die jedoch genug Spielraum lassen für vielfältige Aktivitäten und Veranstaltungen unterschiedlicher Akteure.


MOABITER BLICK!
Zentrales Element des neuen Platzraumes ist das Deck, das an die bestehende hochbauliche Situation anknüpft und diese unter Bezugnahme der kritischen Rekonstruktion als Promenade in Fortführung der Park-Ebene und als Spielelement unterhalb auf der Platz-Ebene neu interpretiert. Der Zugang zum Deck erfolgt über eine neue Freitreppe, die die Eingangssituation zum Zille.Klub betont. Abschluss bildet eine Stahl-Rutsche, die spielerisch das Belvedere mit Blick über Moabit und in den Park inszeniert. Unterhalb des Decks laden große Schaukeln zum Spielen ein.
Der zentrale Klima-Hain als neues Herz des Platzes unterhalb des Decks schafft mit seiner ökologisch wertvollen Funktion als Versickerungsfläche mit einer Gräser-Baumpflanzung ein positives Mikroklima auf dem Platz. Auf der Promenade entlang des Decks können die hohen Zitterpappeln erlebt werden, die den Klima-Hain strukturieren.
Der Weg in den Park wird als Rampe ausgebildet und ist wie selbstverständlich in das Wegenetz des Fritz-Schloß-Parks eingebettet Der Parkweg besteht aus abgestreutem Asphalt und der Höhensprung wird als Rasenböschung mit eingeschobenen Sitzstufen ausgebildet und bietet Raum für die Café Nutzung.
Der Übergang zum Straßenraum wird über zwei lange Kiezbänke organisiert, die leicht versetzt angeordnet sind und neben Aufenthaltsqualität auch eine Schutzwirkung zum Straßenverkehr bieten. Mehrstämmige Robinien betonen diese besondere Situation.
Die großzügige Platzfläche erhält großformatige Betonplatten (teilversiegelt) und wird topografisch so ausgebildet, dass die Entwässerung des Platzes lokal über die zentrale Versickerungsmulde oder über Kastenrinnen organisiert wird. Das Regenwasser wird dann unterirdisch in eine Rigole unter der Versickerungsmulde eingeleitet. Langsam versickerndes Wasser erzeugt positive klimatische Effekte für den Platzraum und sinnliche Erlebnisse mit verschiedenen Wasserständen.
Die hybride Platzfläche ermöglicht eine unauffällige Anlieferung für die Kiezküche und die Feuerwehr. Die Müllstandorte sind dezentral an zwei Standorten, sowohl eingehaust neben der Kiezküche, als auch entlang der Rathenower Str. über ein Unterflursystem vorgesehen. Fahrradständer befinden sich verteilt neben den Eingängen und an zentralen Orten entlang des Platzes.

DER FRITZ LÄDT EIN!
Der neue Platz öffnet sich als hybrider Platzraum zum Kiez und kann unterschiedlich genutzt werden. Er lädt die Nachbarschaft und die angrenzenden Institutionen ein, sich zu begegnen und über Märkte, Kiez.Essen, Kino-Abende am Hochhaus, beim Spielen am Wochenende oder dem Moschee-Besuch am Freitag neue Kontakte zu knüpfen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf „Am Fritz“ beinhaltet Angebote für verschiedene Alters- und Nutzergruppen und weist dabei eine hohe Flexibilität auf. Das Obergutachtergremium würdigt die klaren Bezüge zum Bestand und zur Umgebung. Darüber hinaus wird der Vorschlag zur Ausgestaltung der Wegeverbindung in den Fritz-Schloß-Park als vergleichsweise unkomplizierte Lösung positiv herausgestellt.
Zentrales Element der Platzgestaltung ist das mitten über der Platzfläche liegende Deck mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten (Spielelemente, Möblierung), welches den Raum zusätzlich in der Vertikalen erweitert und die höher liegende Parkebene aufgreift. Die aus dem Bestand erhaltene Struktur wird als Identifikations- und Kommunikationsort gesehen, welche die Interaktion unter verschiedenen Nutzergruppen auf dem Platz fördern kann. Der barrierefreie Zugang zum Deck, der lediglich über Umwege möglich ist, wurde kontrovers diskutiert. Die vorgesehenen Spielelemente am Deck sollten nicht in Konkurrenz mit den Spielplätzen im Fritz-Schloß-Park treten. Andererseits bieten sie ein zusätzliches Angebot für alle Altersgruppen. Inwiefern die Bestandskonstruktion erhalten werden und zu einem Deck weiterentwickelt werden kann, wurde intensiv diskutiert und ist zu prüfen.
Seitens der im Obergutachtergremium vertretenen Nutzergruppen werden Bedenken geäußert, dass durch den Erhalt des Decks die Einsehbarkeit des Platzes nicht vollständig gegeben sei, was die soziale Kontrolle unter Umständen erschwert. Die Ausgestaltung soll dementsprechend ein höchstmögliches Maß an Transparenz bieten. Die hohe Flexibilität für verschiedene Nutzungen der Freiflächen wird positiv bewertet. Durch die vorgeschlagenen Kiezbänke mit Baumpflanzungen entlang der Rathenower Straße besteht die Gefahr einer zu starken Abgrenzung zum Straßenraum.
Die in die Topographie eingebettete behindertengerechte Erschließung mit Abzweig als Treppenlauf ist eine grundsätzlich gute Lösung zur Schaffung einer zugleich einfachen wie qualitätsvollen Wegeverbindung in den Fritz-Schloß-Park. Auch wenn sie in Formsprache noch nicht vollständig überzeugt, wirkt die Anlage nicht wie ein Bauwerk, sondern als zurückhaltende Wegeverbindung, die wenig Fläche versiegelt und unabhängig von den Gebäuden funktioniert. Die Verortung der Müllstandplätze am Zugang zur Wegeverbindung wird als falsch angesehen. Der Ideenteil wird hinsichtlich seiner Formensprache und der stringenten Fortschreibung der Entwurfselemente durch das Gremium positiv bewertet. Von Nutzerseite konnten jedoch die Bedenken hinsichtlich der Einsehbarkeit der Freiflächen unter dem Deck auch durch die Diskussion nicht ausgeräumt werden.
Lageplan Am Fritz

Lageplan Am Fritz

Quartier- Platz- Parkebene

Quartier- Platz- Parkebene

Eine Woche auf dem Fritz!

Eine Woche auf dem Fritz!