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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2020

Errichtung der Zentralen Grundschule in Ditzingen

1. Preis

Preisgeld: 65.000 EUR

trint + kreuder d.n.a. architekten PartGmbB

Architektur

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Einbindung
Der neue Grundschul-Campus auf dem Areal der heutigen Konrad-Kocher-Grundschule wird Teil des bereits fertigen, stark begrünten östlichen Ortsrandes von Ditzingen sein. Von besonderer Bedeutung ist deshalb die Höhenentwicklung und Maßstäblichkeit des Campus-Neubaus in seinem 2- bis 3-geschossigen Wohnumfeld. Entlang der Gottfried-Keller-Straße gibt der Bestandsbau der Konrad-Kocher-Grundschule mit seinen zweigeschossigen Baukörpern das Bezugsmaß vor. Entsprechend zeigt sich auch der Neubau nach Westen zum Campus-Eingang zurückhaltend zweigeschossig.

Der östliche Flügel des Neubaus hingegen nutzt die vorhandene Topografie (2 m Höhendifferenz des Geländes von Nordwest nach Südost), um mit einem halbgeschossigem Höhenversatz ein drittes Geschoß als kräftigeres Gegenüber von Sportplatz und Sporthalle zu integrieren. Die Verschiebung dieses Flügels nach Süden ist dabei als Antwort auf den stark rhythmisierten Bestandsbau zu lesen. Sie ermöglicht es, die eindrucksvolle Baumreihe nördlich des Sportplatzes vollständig zu erhalten und zur Fassung eines kleinen Werkhofes zu nutzen.

Erschließung und Innere Organisation
Bindeglied zwischen Neubau und Bestandsgebäude ist ein hölzernes, transparentes Dach. Es schaff t eine gemeinsame Eingangssituation und dient zugleich als großzügige überdachte Schulhoffläche. Die beiden Haupteingänge liegen unmittelbar gegenüber, so dass die Orientierung auch für „neue“ Eltern und Schüler*innen intuitiv erfolgt.

Die Nutzungsverteilung bildet die Präferenzen des Raumprogramms ab: Foyer, Ganztag, Musik und Kreativ-Werkstatt sowie die Cluster der Klassen 1 bis 3 im Neubau, Lehrer- und Verwaltungsbereich, SBBZ und der Cluster der 4. Klasse im Bestandsbau. Dabei werden diejenigen Nutzungen erdgeschossig verortet, für die ein unmittelbarer Bezug zum Außenraum wünschenswert ist.

Außenraum
Die Freianlagen des neuen Schulcampus werden rückgeführt in eine klare Formensprache und Raumaufteilung.

Das zentrale Campusband ist ruhiges Freiraumelement, dass alle wichtigen Funktionen und Orte im Schulcampus aufnimmt, die beiden Schulgebäude verbindet, den Schüler*innen klare Orientierung vermittelt und ausreichend Freiraum in der Campuslandschaft bietet. Es öff net sich als einladendes Entrée zur Gottfried-Keller-Straße und integriert die beiden neuen Bussteige in die Vorplatzsituation.
Der prägnante Campusteppich gestaltet sich zum zentralen Aktions-, Begegnungs- und Spielraum und verbindet den Schulcampus ablesbar in west-östlicher Richtung mit der Gottfried-Keller-Straße und dem landschaftlich geprägten Geländeabschluss im Osten.

Der „Landschaftsrahmen“ fasst den Gesamtcampus, integriert die wertvollen Bestandsgehölze entlang der Grundstücksgrenzen und wird als offener, multifunktional nutzbarer Spiel- und Rückzugsort unter dem schattenspendenden Baumdach entwickelt.
Die Blickbeziehungen in den östlichen Campusbereich und die räumlichen Bezüge zwischen den beiden Schulgebäuden werden herausgearbeitet, gestärkt und mit leicht changierenden Farben in den Belagsoberflächen des Campusteppich akzentuiert. Eingelegte Plattenbäder rhythmisieren und gliedern die unterschiedlichen Bereiche des Schulhofes und werden um kleine Inseln ergänzt.

Diese, in das Campusband eingelegten Inseln, durchspielen in lockerer Abfolge die verschiedenen Pausenhofbereiche und sind vielfältige Treff -, Spiel-, und Bewegungspunkte im Schulalltag.

Eine abwechslungsreiche Gehölzpflanzung überstellt schattenspendend die Inseln und prägt mit einer Auswahl an heimischen Gehölzen mit stimmungsvollen Charakteristiken den jahreszeitlichen Wechsel auf dem Schulcampus und unterstreicht die Gestaltung einer Bildungslandschaft mit regionaler Identität.

Die intensiven Spiel- und Sportnutzungen werden im östlichen Bereich des Campus verortet und in die landschaftliche Gestaltung integriert. Der bestehende Bolzplatz bleibt erhalten und wird um die geforderten Sport- und Leichtathletikflächen ergänzt.

Das grüne Klassenzimmer, von den Bestandsbäumen beschattet, bettet sich mit ausreichend Abstand zu den Schulgebäuden in den Landschaftsrahmen ein und wird im nördlichen Bereich um den neuen Schulgarten ergänzt. Die Planung zur Kiss-Drop Zone wird im südlichen Bereich des Geländes in das Konzept übernommen und mit neuen barrierefreien Wegeverbindungen an das Campusband angebunden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der neue Schulcampus der zentralen Grundschule in Ditzingen entsteht mit einfacher Positionierung zwei versetzter Baukörper am östlichen Grundstück. Die beiden linear geformten Volumina mit zwei und dreigeschossiger Höhenentwicklung halten einerseits angemessen Abstand zur Bestandsschule andererseits lassen Sie eine gut gefasste Raumkammer als neuen Pausenhof entstehen. Die Verfasser verzahnen mit der neuen Gebäudekomposition subtil die Schulgebäude und gestalten ein überzeugendes Ensemble. Ein leichtes Raumtragwerk als Dach verbindet Alt und Neu, bildet den gemeinsamen Auftakt zum Schulleben und leitet in die Schulgebäude über. Hervorzuheben ist die gelungene Fassung des Eingangshofes und das hier entstehende Gesicht der Schule zum Ort. Durch die Setzung der Baukörper wird das Campusband formuliert, welches gekonnt eine Abfolge von Freiräumen, mit Entree zu den Schulhofbereichen und die Verbindung zum Sport, bietet. Diese präzise formulierten Übergänge sind logisch gesetzt und können unkompliziert weiterentwickelt werden. Der Schüler wird empfangen von einem offenen Foyer-Bereich an den Mensa- und Musikbereich angrenzen und flexibel zuschaltbar sind. Die Nischenbildung und differenzierte Hofbildung dieser öffentlichen Ankommenszone wird kontrovers hinsichtlich Belichtung und Zusammenschaltbarkeit der Räume diskutiert. Die Verfasser lassen durch diese differenzierte Ausformulierung einen sehr überzeugenden Außenbereich entstehen, allerdings ist dadurch ein großer zusammenhängender orthogonaler Raumverbund nicht möglich. Die innere Organisation überzeugt mit klarer Struktur, guter Orientierung und die Anordnung der Räume passt. Lediglich die Organisation des SBBZ wirft noch einige Fragen bezüglich Anordnung der Räume auf und muss präzisiert werden. Zudem sollte die Lage der Verwaltung im EG am Pausenhof kritisch überprüft werden. Die Cluster im Neubau mit den offenen Lernzonen und Loggien und die optische Verbindung mit dem Freiraum versorgen den Innenraum mit guten Lichtsituationen und lassen spannenden Lernräume mit viel Atmosphäre entstehen. Vermisst wird die angestrebte Unterteilung der Jahrganscluster in zwei Bereiche mit separater Erschließung. Allerdings bietet das hier angebotene Raumkonzept Möglichkeiten sinnvoller Abtrennungen aber auch die Durchführung eines offenen Konzeptes durch die angebotenen Nischen und Zonen. Das neue Erscheinungsbild der Grundschule überzeugt mit maßstäblich, detailreicher und präziser Fassadengestaltung, die es schafft den Campus optisch zusammenzuführen, den Kindern auf Augenhöhe zu begegnen und somit Identität zum Ort zu schaffen. Die Belange des Brandschutzes überzeugen noch nicht in Gänze und müssen präzisiert werden. Die wirtschaftlichen Kenndaten des Projektes liegen im durchschnittlichen Bereich. Die neue Grundschule in Ditzingen überzeugt selbstbewusst und gekonnt mit schlichter präziser Setzung im Städtebau und setzt diese Strategie in den Inneren Belangen und der äußeren Anmutung stringent fort. Somit lassen die Verfasser einen bestechend unkompliziert überzeugendes Gebäudeensemble entstehen, welches dem Schüler ein lebendiges und geschütztes Schulleben verspricht.