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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2006

Fasadenwettbewerb Klosterhofareal Heilbronn

1. Preis

Mattes Riglewski Wahl Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Das Areal des Klosterhofs entspricht in seiner städtebaulichen Ausformung trotz der Veränderungen der Nachkriegszeit einer Blockrandbebauung mit Innenhofstruktur und Passagenthema. Umso schwieriger ist die Aufgabe, einen voluminösen, homogenen Kaufhauskomplex in diese heterogene Stadtstruktur einzufügen. Die großflächigen Nutzungseinheiten widersprechen der gewohnten, Stadtbildprägenden kleinteiligen Parzellierung ebenso wie die horizontale Schichtung unterschiedlicher Nutzungen von Verkaufsflächen über Büroräume bis hin zu Parkflächen.
Durch die einerseits strikt vorgegebene Nutzungs-/ Erschließungs-/ Grundrissstruktur, die andererseits größtmögliche Flexibilität bieten soll, reduziert sich die Aufgabe der Fassade im Sullivan\'schen Sinne auf die rein dekorative Funktion als Stadtraumprägenden Hülle, losgelöst vom eigentlichen Inhalt. Die Fassade wird reines Ornament.
Die Gestaltung muß sich dabei sowohl am Vorhandenen orientieren, und aus diesem eine neue, eigenständige Sprache entwickeln.
Die außerordentliche zentrale Bedeutung des Klosterhof-Areals für die Stadt Heilbronn erfordert einen sensiblen und zugleich doch selbstbewußten Umgang in der Ausbildung seiner Fassaden.

Ausgehend vom Gedanken an die steinerne Architektur der Kaufmannshäuser der Gründerzeit und als angemessene Antwort auf die historisch bedeutende Kilianskirche wird das für Heilbronn typische Material Sandstein gewählt. Der Sandstein wird jedoch im Gegensatz zur traditionellen Massivbauweise in Form von geschichteten, präzise geschnittenen Platten dem Stahlbetonbau vorgeblendet. Diese Verblendung wird bewusst durch Weglassen einzelner Steine gezeigt. Die so entstehenden, scharf geschnittenen Öffnungen werden je nach Anforderung an die dahinter liegenden Räume mit verschiedenen Materialien wie Edelstahl, eloxiertem Aluminium und Sandstein hinterlegt, bzw. wo dies zu Belichtungs- und Belüftungszwecken erforderlich ist, offen gelassen oder verglast.
Die so entstehende Perforation bietet ein spannungsreiches Wechselspiel von zunehmend offenen und geschlossenen Flächen und verleiht der Fassade eine eigene Rhythmisierung. Dieses Fassadenthema ist das grundlegende Gestaltungsprinzip an allen Straßenseiten. Als weiteres Stilelement werden an dezidierten Stellen Einschnitte in die Fassade vorgenommen und die Flächen gegen die Vertikale bzw. Horizontalen gekippt. Dies verleiht der Oberfläche eine Dreidimensionalität und Plastizität und betont somit wichtige Punkte wie Schaufenster und Eingänge.
Der Bedeutung der Kiliansplatzfassade entsprechend, werden hier als weiteres Gestaltungsmittel große Schaufenster in die Fassade gesetzt. Wie die Ziererker der Gründerzeitbauten gliedern sie die Fassade zusätzlich und nehmen in ihrer dreidimensionalen Ausformung Bezug auf die Eingänge und den Kiliansplatz. Die schräg nach unten geneigten Schaufensterflächen bieten im Obergeschoss optimale Ausstellungsflächen mit hohem Aufmerksamkeitswert.
Die Fassaden erhalten eine klare vertikale und horizontale Gliederung. Die Eingänge sind tief in das Gebäude eingeschnitten und führen den Kunden einladend in das Haus, gleichzeitig entsteht so ein überdachter Vorbereich. Durch die unterschiedliche Behandlung der Öffnungsflächen der Fassade sind die einzelnen Nutzungseinheiten klar ablesbar, ohne die Einheit der Fassade zu stören. Durch den Rücksprung des obersten Geschosses wird die Traufkante der Nachbarbebauung aufgenommen und der Baukörper in seiner Höhe gegliedert.

Die Wahl des Fassadenmaterials in seiner differenzierten Ausformung in Zusammenspiel mit den weiteren Gestaltungselementen der Schaufenster und Rücksprünge, vermitteln dem Gebäude die gewünschte Wertigkeit und ermöglichen es auf die unterschiedlichen Anforderungen der Fassaden gegenüber der jeweiligen Umgebung angemessen zu reagieren. Die Architektur des neuen Klosterhof-zAreals schafft unter Würdigung des historischen Kontexts eine zeitgemäße Neuinterpretation des Stadthauses in einer eigenständigen, modernen Sprache.