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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2020

Neubau eines Lehr- und Lernzentrum (LLZ) der Universität Tübingen und des Uniklinikums Tübingen

Anerkennung

heinlewischer

Architektur

UKL Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

schlaich bergermann partner - sbp SE

Bauingenieurwesen, Tragwerksplanung

Erläuterungstext

TEAM
Edzard Schultz (verantwortlicher Partner), Lea Bradasevic, Tatiana Epimakhova, Eleonora Popovska, Leonie Woltermann, Jan Giesen, Binta von Rönn

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser beschreiben das Konzept ihrer Arbeit mit dem Begriff einer „projizierten Landschaft“. Dabei sollen sich im Sinne eines integrativen Gesamtkonzeptes einer universitären Lehre alle Nutzergruppen und Funktionen unter einem Dach versammeln.

Dabei spielen die Integration in die Landschaft, das Schaffen einer guten Orientierung und das Angebot unterschiedlicher Lern und Begegnungsorte eine entscheidende Rolle.

Aus diesen klar definierten Grundsätzen entwickeln die Verfasser ein großes geneigtes Dach mit ringförmig angeordneten Nutzungen. Dieses sehr großzügig erscheinende Konzept orientiert sich an internationalen Vorbildern von zeitgemäßen Lernlandschaften mit sehr offenen und flexibel nutzbaren Raumangeboten.

Das sehr differenziert ausgeschriebene Raumprogramm mit seinen komplexen Funktionszusammenhängen und technischen Anforderungen lässt sich in diesem Konzept nur mit starken Einschränkungen realisieren. Die vielen innenliegenden Seminar- und Bürobereiche müssen aus reichend belichtet und belüftet werden was durch aufwendige technische Unterstützung sichergestellt werden muss. Der Bezug zur Landschaft mit seinen einzigartigen Aussichten auf die Stadt Tübingen spielt bei diesem eher introvertierten Konzept für die Verfasser eigentlich nur eine untergeordnete Rolle. Darüber hinaus bleiben auch die innenräumlichen Vorschläge für die Kommunikationsorte, die Büro Seminar und Vorlesungsräume sehr schematisch und erscheinen wenig innovativ.

Dieser Eindruck setzt fort in der wenig durchdachten Konstruktion und Materialwahl. Die großflächigen Glasfassaden reagieren nicht auf die dahinter liegende Nutzung und lassen das Gebäude fast maßstabslos erscheinen. Dadurch entsteht nicht die erhoffte Verbindung mit dem speziellen Kontext am Übergang des Campusbereichs in die angrenzende Landschaft.
Dieser Effekt ist auch ist auch bei der Fernwirkung aus der Stadt ein Problem. Obwohl mit der Dachneigung versucht wird sich der Hangneigung anzupassen gibt es keine wirkungsvolle Differenzierung der erheblichen Baumasse.

Durch die vollständige Überdachung des Innenbereichs und die teilweise großzügige Überschreitung der ausgeschriebenen Raumhöhen hat die Arbeit den größten Bruttorauminhalt, was eine Realisierung mit den zur Verfügung stehenden Budgets erschweren würde. Darüber hinaus erscheinen auch viele konstruktiv und technisch anspruchsvolle Fragen ungelöst.

Landschaftsplanung
Die Fortführung der baumüberstandenen Promenade zeigt eine Möglichkeit auf, wobei die tiefer liegenden Bäume die Aussicht von der oberen Magistrale einschränken.
Die Ausbildung des Landschaftsbalkons als versiegelte Rampe ist an dieser sensiblen Stelle zur verbleibenden freien Landschaftsterrasse sowohl stadtökologisch als auch als gestalterische Geste nicht überzeugend.

Tragwerk / Holzbau
Die Grundrisse weisen ein klares Grundraster auf. Dies ermöglicht eine sehr strukturierte Umsetzung in Holzbauweise. Gleichwohl muss die Holzbaukonstruktion hierfür noch konsequent weiterbearbeitet werden. Die Verwendung eines Trägerrostes als statisches Grundprinzip scheint nicht schlüssig. Eine lineare Tragstruktur könnte die Transparenz der Konstruktion und die Wirtschaftlichkeit erhöhen. Eine intensive Auseinandersetzung der Verfasser mit Holzbetonverbundkonstruktionen scheint noch notwendig.

Energie / Nachhaltigkeit
Kompakte Großform mit überglasten Lernlandschaft im großzügigen Innenhof. Die Tageslichtanforderungen der teilweise sehr tiefen zum Innenraum orientierten Nutzungsbereiche sowie der offenen Nutzungsflächen im Atrium erfordern für bewölkte Tage eine deutliche höheren Verglasungsanteil der Dachflächen wie vorgeschlagen, der dann allerdings auch für sonniger Tage einer Verschattung bedarf. Das tiefe Dachtragwerk und die flache Neigung der Dachfläche sowie abgeschlossene Nutzungszonen entlang der Südfassade verhindern eine Nutzung der flachstehenden Wintersonne im Innenhof.

Insgesamt präsentiert die Arbeit ein gut begründetes und mutiges Gesamtkonzept, was aber in der Ausformung der unterschiedlichen Nutzflächen und bei der Umsetzung der wichtigen inneren Bezüge viele Schwächen aufweist und letztlich an diesem speziellen Ort nicht überzeugen kann.
Vogelperspektive

Vogelperspektive

Lageplan Bestand 1:500

Lageplan Bestand 1:500

Lageplan Zukunft 1:500

Lageplan Zukunft 1:500