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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2020

Neubau eines Lehr- und Lernzentrum (LLZ) der Universität Tübingen und des Uniklinikums Tübingen

Anerkennung

Bez+Kock Architekten Generalplaner GmbH

Architektur

wh-p Ingenieure

Tragwerksplanung

Architekturmodelle Boris Degen Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Der Entwurf formuliert für das südliche Ende einer in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Magistrale ein räumliches Pendant zum nördlichen Eingangsplatz, das dem Lehr- und Lernzentrum (LLZ) einen angemessenen Vorplatz und somit einen geeigneten Auftritt verschafft und die topografische Bedeutung der Situation in einen räumlichen Ausdruck fasst.

An der östlichen Längsseite dieses Platzes entwickelt sich das LLZ als allseitig-räumliche Skulptur, welche mit ihrem Hochpunkt sowohl den Platz und dessen Kante bespielt als auch zeichenhaft die Hangsilhouette bekrönt. Gleichzeitig ist die Skulptur auch Ausdruck der inneren Funktion des Gebäudes: Gemeinsam, synergetisch genutzte Bereiche befinden sich in Erd- und Tiefgeschoss, ABIP und Schulen unmittelbar darüber in den drei- bzw. viergeschossigen Bauteilen und die medizinische Fakultät im Hochhaus. Auf diese Art gelingt es, in einem gemeinsamen Lehr- und Lernzentrum die unterschiedlichen Nutzergruppen auch nach außen wahrnehmbar abzubilden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf für den Neubau eines Lehr und Lernzentrums am Universitäts- und Klinikcampus der Stadt Tübingen formuliert einen selbstbewussten, kompakten, städtebaulichen Baukörper mit nahezu quadratischem Grundriss und einem deutlich ausformulierten Hochpunkt. Dieser markiert den südlichen Endpunkt der Campusmagistrale und setzt ein deutliches städtebauliches Zeichen Richtung Tübinger Innenstadt, was im Preisgericht durchaus kontrovers und kritisch diskutiert wird. Durch Zurücksetzung des Neubaus im Bereich der Magistrale wird ein angemessener Vorplatz geschaffen. Der Neubau schafft gemeinsam mit den angrenzenden Bauten einen gut proportionierten Platz, der auch den zukünftigen Aktivitäten an der Campusmagistrale Raum bietet und eine hohe Aufenthaltsqualität vermuten lässt.

Vom Platz aus gelangt man folgerichtig über den Haupteingang ins Foyer. Die innere Organisation folgt dem kompakten Raumgedanken und schafft klare, einfache räumliche Bezüge. Aber genau hier liegt auch das Problem der Arbeit. Was im Erdgeschoß noch als ausreichend und großzügig empfunden wird, erzeugt in den Obergeschossen eine Enge die leider nur geringe Aufenthalts- und Lernflächen generiert. Diese Flächen werden dann im Hochpunkt als innenliegende Aufenthaltszonen angeboten, was im Zusammenhang mit den Funktionen (größtenteils Büros) hinterfragt wird. Als räumlich und funktional unbefriedigend wird der Skills und Patientennahe Bereich im Sockel erachtet, da dieser Funktionsbereich nahezu komplett ohne Tageslicht auskommen muss, was zudem die räumliche Orientierung erheblich erschwert.

Die konstruktive Lösung und die Materialität der Innenräume erscheinen angemessen, wenngleich die Ausbildung der Konstruktion als reiner Massivbau im Sinne einer zeitgemäßen Nachhaltigkeit kritisch hinterfragt wird.

Die klare, ruhige Fassadengliederung weiß nicht in Gänze zu überzeugen. Sie ist konsequent aus den Innenräumen abgeleitet, wirkt jedoch in ihrer Stringenz leider auch etwas beliebig und schematisch.

Betrachtet man die Kenndaten des Projektes, so muss konstatiert werden, dass der vorliegende Beitrag, trotz seiner scheinbaren Kompaktheit, sich im oberen Drittel der Arbeiten bewegt.

Landschaftsplanung
Der Baukörper rückt aus der Achse der Magistrale und schafft damit als Abschluss der äußeren Magistralen einen Platz. Die vorgeschlagene Gestaltungsidee überzeugt formal nicht, das Potenzial einer eigenständigen Ausformulierung mit Integration der Lichthöfe wird nicht ausgeschöpft.

Tragwerk / Holzbau
Das Tragwerk ist klar strukturiert und sehr gut gerastert. Die gewählte Stahlbeton Skelettbauweise ist bewährt und ermöglicht eine wirtschaftliche Konstruktion. Die Flexibilität in der Nutzung ist hoch.

Energie / Nachhaltigkeit
Ein Turmgrundriss mit fast 40 auf 40 m wird einer zeitgemäßen Forderung nach Tageslicht und Außenlüftungszugang nicht gerecht. Viele Programmbereiche mit Personenverkehr im Untergeschoß haben keinen ausreichenden Tageslichtzugang und keinerlei Zugang zu Außenluft. Die schmalen Tiefhöfe können diesen Anforderungen nicht gerecht werden.

Der vorgeschlagene Entwurf stellt einen mutigen und entschiedenen Beitrag zur gestellten Aufgabe dar. Er überrascht mit seiner konzeptionellen Radikalität, mit der er den südlichen Abschluss des Universitätscampus auf dem Schnarrenberg neu ordnet und so dem Campus einen starken stadträumlichen Duktus verleiht. Die Konsequenz im städtebaulichen Konzept geht leider zu Lasten der bereits kritisch beschriebenen Entwurfsaspekte. Es handelt sich hier um einen insgesamt interessanten Beitrag mit hoher architektonischer Ausdruckskraft und mit in Teilen überzeugenden innen und außenräumlichen Qualitäten.
Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Ansicht West

Ansicht West

Schnitt

Schnitt